Blick in die Stiftungsratsbank der Lebenshilfe: Die Arbeit geht der Behinderteneinrichtung nicht aus. Uwe Bruder, Ludwig Gulde und Werner August (von links) schieden aus dem Gremium aus und wurden für ihr Engagement geehrt. Foto: Rath

Behinderteneinrichtung steht gut da. Nachfrage bei familienunterstützenden Diensten steigt.

Bisingen - Die Lebenshilfe Zollernalb steht finanziell solide da und investiert auch im neuen Jahr in Arbeitsplätze und Wohnraum für behinderte Menschen.

Dies teilten Vorstand und Geschäftsführung der Stiftung sowie die externen Wirtschaftsprüfer in der Versammlung am Dienstag in der Bisinger Hohenzollernhalle mit. Die Behindertenwerkstätten, die von der ZAW gGmbH betrieben werden, bleiben größte Einrichtung im Zollernalbkreis. Hier wird zurzeit kräftig investiert. In der Balinger Fischerstraße richtet die ZAW eine neue Förder- und Betreuungsgruppe ein. Anfang 2014 sollen zehn zusätzliche Plätze in Betrieb gehen. Für Senioren, die altersbedingt aus den Werkstätten ausscheiden, wurden in Sickingen und Ebingen neue Angebote geschaffen, so Vorstandsvorsitzender Holger Klein.

Nach dem tragischen Brand bei der Lebenshilfe in Titisee wurden auch im Zollernalbkreis die Brandschutzvorkehrungen untersucht. Ergebnis: Mit "überschaubarem Aufwand im kleinen fünfstelligen Bereich" könnten die Standards erfüllt werden. Größter Ausgabenblock ist die Modernisierung des Hauptstandorts Bisingen. Hier entstehen eine neue Cafeteria mit Küche, Büros, Sozialräume, sanitäre Einrichtungen, Lager und Parkplätze. Obwohl keine neuen Arbeitsplätze geschaffen würden, handele es sich um die bisher größte Investition in Bisingen. Die Arbeits- und Lebensqualität steige, der Standort sei "zukunftsfähig".

Das Kaffeewerk in Lautlingen ziehe demnächst in die Kientenstraße in Ebingen, direkt am Rewe-Markt. Stark nachgefragt würden weiter die Wohnangebote der ZAW. Deshalb werden in der Balinger Fischerstraße fünf weitere Einzelappartements geschaffen, die im Januar bezugsfertig seien.

Die Nachfrage steige auch bei familienunterstützenden Diensten, die unter anderem Freizeiten, Schulbegleitung und Nachmittagsbetreuung anbieten. Die neue ISBA-Werkstatt für psychisch Kranke in Balingen ist in Betrieb. Die restlichen 30 Arbeitsplätze, die noch in der Rosenfelder Straße sind, sollen in den nächsten beiden Jahren in die Fischerstraße umziehen. Voll belegt sei auch die ISBA-Werkstatt auf dem Zieglerhof-Areal in Ebingen, neue Arbeitsplätze würden eingerichtet. Neun Ein-Zimmer-Appartements und ein neues Büro gingen in Betrieb.

Gut entwickelt habe sich ferner das Integrationsprojekt in Lautlingen, wo behinderte und nichtbehinderte Menschen sozialversicherungspflichtiger Arbeit nachgehen. Statt der geplanten 20 wurden 40 Arbeitsplätze geschaffen. "Wir lassen auf Dauer niemanden hängen", sagte Klein. Ob weitere Behinderte für reguläre Arbeit qualifiziert werden könnten, hänge von den Verhandlungen mit dem Jobcenter ab.

Trotz hoher Investitionen steht die Lebenshilfe Zollernalb finanziell gut da. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Adjuvaris stellt der Einrichtung ein tadelloses Zeugnis aus. Die Stiftung, die ein Kapital von rund 29 Millionen Euro verwaltet, sei zu 97 Prozent durch Eigenkapital und damit "grundsolide" finanziert. Der Überschuss von rund 812.000 Euro sei "sehr gut". Auch der Trägerverein habe "trotz hoher Investitionen" seine "gesunde Struktur" behalten. Der Überschuss betrage 2,67 Millionen Euro. Trotz sinkender Zinsen hält die Lebenshilfe daran fest, ihr Kapital konservativ und damit sicher anzulegen, sagte Roland Haaß, Vorsitzender des Stiftungsrats. Laut Holger Klein geht der Lebenshilfe die Arbeit nicht aus. Für die Behinderten sollen neue Formen der Mitbestimmung erarbeitet werden, um sie "noch stärker zu befähigen, ihre Interessen selbst zu vertreten". Außerdem will der Vorstand den Informationsfluss an die Mitglieder und Mitarbeiter verbessern. Am 16. und 17. November findet die Messe "Familie Zollernalb" in Balingen statt. Laut Holger Klein müsse die Lebenshilfe steigende Kosten auffangen, bei schrumpfender Bevölkerung als Arbeitgeber "mehr denn je attraktiv" bleiben und in den nächsten zehn Jahren die Bereiche Wohnen und Tagesstruktur für Menschen mit einem höheren Hilfebedarf ausbauen.