Noch hängen die Lampions der Vorgänger am Eingang des "Lamms". Seit gestern hat das Gasthaus einen neuen Besitzer. Foto: Midinet Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Hechinger Helmut Rockenstein ersteigert Traditionsgasthaus in Steinhofen für 65 000 Euro

Von Judith Midinet

Bisingen-Steinhofen. Das ehemalige Gasthaus Lamm ist gestern zwangsversteigert worden. Neuer Besitzer ist der Hechinger Steuerberater Helmut Rockenstein. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass wieder Leben in das Traditionsgasthaus kommt.

Das Interesse an der Zwangsversteigerung des "Lamms" gestern vor dem Amtsgericht Hechingen war groß. Viele Bieter, denen es mit der Ersteigerung des Traditionsgasthauses in der Balinger Straße in Steinhofen ernst war, gab es allerdings nicht. Allein der Hechinger Steuerberater Helmut Rockenstein und Vertreter der Gläubigerin, der Kreissparkasse Tübingen, warfen ihren Hut in den Ring. Das Amt hatte einen Verkehrswert von 101 000 Euro für das Wohn- und Geschäftshaus mit einem rund 1355 Quadratmeter großen Grundstück angesetzt. Ersteigert hat es Rockenstein schließlich für 65 000 Euro.

Der neue Besitzer hatte zwar nach der Versteigerung noch keine Pläne, was mit dem "Lamm" nun geschehen soll, aber "ein Abbruch ist die letzte Möglichkeit", sagte er. "Wenn ein Wirt da ist, wird es wieder verpachtet", stellte er in Aussicht, "aber ich bin da nicht so euphorisch. Das mache ich nur, wenn jemand da ist, der vertrauenswürdig ist."

Rockenstein, der ursprünglich aus Owingen stammt, hat selbst zehn Jahre in Bisingen gewohnt und hat einst seine Hochzeit im "Lamm" gefeiert.

Erfahrung mit der Ersteigerung von Gebäuden hat Rockenstein bereits und auch mit der Sanierung von historischen Gebäuden. Für einen Klienten hatte er den "Deutschen Kaiser" in Steinhofen ersteigert, der später abgebrochen wurde. Rockenstein selbst wohnt in der restaurierten Jugendstilvilla "Altes Gesundheitsamt".

Das "Lamm" mit Gaststätte, Fremdenzimmern, Wohnungen und Nebengebäude stammt aus der Zeit um 1914. Die Nutzfläche im Erdgeschoss beträgt rund 350 Quadratmeter, dazu kommt ein Lager im Keller mit rund 73 Quadratmetern. Der Wohnbereich hat rund 275 Quadratmeter Fläche. Für die Sanierung reicht es nicht aus frische Farbe aufzutragen. Das Dach weist einen Hagelschaden auf.

Die Blütezeit des Gasthauses "Lamm" endete in den 1960er-Jahren. Die damalige Inhaberfamilie Haas hatte sich zurückgezogen. Später übernahm ein italienischer Gastwirt das "Lamm", danach ging es an die Haigerlocher Schlossbräu, die bis zur Insolvenz eine Reihe von Wirtshäusern in der Region besaß. Zuletzt gehörte das Gebäude Gastronomen aus Fernost, die chinesische, vietnamesische und thailändische Kost anboten.