Der KZ-Friedhof in Bisingen nach der Errichtung. Die Gedenkstätte ist mittlerweile 65 Jahre alt. Foto: Privat

Gedenkstunde am 29. April erinnert an die Opfer des Unternehmens "Wüste" aus dem KZ Bisingen.

Bisingen - Vor 65 Jahren ist der KZ-Friedhof Bisingen angelegt worden. Zum Jahrestag findet am Sonntag, 29. April, eine Gedenkstunde statt.

Veranstalter sind der Zollernalbkreis, die Gemeinde Bisingen und der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Die Feierstunde auf dem Friedhof beginnt um 14 Uhr. Kreisarchivar Andreas Zekorn, der Bisinger Bürgermeister Joachim Krüger sowie Pfarrer Ulrich Günter und Pater Joachim Rzesnitzek für die Bisinger Kirchengemeinden haben ihre Teilnahme zugesagt. Ob der Stuttgarter Landesrabbiner Natanael Wurmser kommt, ist noch offen. Der Gedenkstunde schließt sich eine Führung über den Friedhof mit Hanne Grunert an.

Die Gedenkstätte in Bisingen ist einer von drei KZ-Friedhöfen, die bis heute vom Unternehmen "Wüste" zeugen, das in nur acht Monaten von August 1944 bis April 1945 insgesamt 3480 Opfer gefordert hat – nicht eingerechnet die Toten auf den Krankentransporten und Todesmärschen bei Auflösung der Lager.

Gleich nach Kriegsende begann die französische Militärverwaltung mit der Freilegung der Massengräber. Hinzugezogen wurden dabei ehemalige NSDAP-Mitglieder. Bereits am 14. Juni 1945 wurden mindestens 549 Tote auf dem KZ-Friedhof Schörzingen feierlich beigesetzt. Der KZ-Friedhof Schömberg mit 1774 Toten wurde am 23. Oktober 1946 eingeweiht, der "Ehrenfriedhof" für die 1158 namenlosen Opfer des KZ Bisingen am 29. April 1947.

Seit 1963 steht am Eingang des Bisinger Friedhofs die Stele des Tübinger Bildhauers Ugge Bärtle mit dem Text: "Hier ruhen 1158 Tote unbekannten Namens aus vielen Ländern Europas. Den Opfern ruchloser Gewalt." Im neuen Eingangsbereich hat der Zollernalbkreis 1991 einen Gedenkstein mit einer Bronzetafel errichtet. Der Text enthält Ausschnitte der Rede von Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985. Eine Schautafel am Eingang informiert seit 1996 über weitere Gedenkstätten und ist auf Anregung der Initiative Gedenkstätte Eckerwald erbaut worden. 1998 sind ein Jüdischer Gedenkstein, gestiftet von der Gemeinde Bisingen und dem Kreis, und eine Gedenktafel für Godfried de Groot, gestiftet vom Holocaust-Überlebenden Ies Arbeid hinzugekommen. Einen zweiten Gedenkstein für die jüdischen Opfer des KZ Bisingen hat Shalom Stamberg aus Haifa 2005 gestiftet. Der Gedenkstein für den polnischen Juden Yankel Gelibter wurde 2007 von seinem Bruder Chaim Gil aus Tel Aviv aufgestellt. Er trägt die Inschrift aus 1. Mose 4,10: "Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde." Den Gedenkstein für Aleksander Olszanski haben Tochter und Enkelkinder im vorigen Juni errichtet.