Es geht weiter: Der Verkauf des Geschäftsbetriebs von Kress-elektrik ist in trockenen Tüchern. Foto: Rath

Gesellschafter von Krug und Priester aus Balingen steigen ein. 98 Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Bisingen - Aufatmen in Bisingen: Der Verkauf der insolventen Kress-elektrik ist in trockenen Tüchern. Als Investoren steigen die Gesellschafter des Balinger Unternehmens Krug und Priester ein.

Die Übernahme des Geschäftsbetriebs vermeldete der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Wolfgang Bilgery von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger, gestern Nachmittag. Der Vollzug erfolgt zum heutigen Freitag. Dazu wird eine Auffanggesellschaft gegründet. 98 Mitarbeiter der Kress-elektrik GmbH und Co. KG werden in der neuen Firma übernommen. Geschäftsführer bleibt Dieter C. Kress, der bisherige Inhaber des Unternehmens.

31 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Mit dem Stellenabbau sei der Weg frei geworden für den Verkauf des Geschäftsbetriebs, heißt es in einer Pressemitteilung. Die betroffenen Mitarbeiter wechseln in eine Transfergesellschaft. Die Reutlinger Firma Mypegasus GmbH beschäftigt sie dort zehn Monate lang weiter. Die ehemaligen Kress-Mitarbeiter können sich dort mit Unterstützung der Agentur für Arbeit weiterqualifizieren und sich umschulen lassen, um ihre Chancen für einen neuen Arbeitsplatz zu verbessern.

Mit dem Ergebnis ist Walter Wadehn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, zufrieden. »Der Erhalt von 98 Arbeitsplätzen ist besser als Null. Gemessen an der Scheißsituation einer Insolvenz ist das ein relativ gutes Ergebnis«, so Wadehn. Alle Vorstellungen der IG Metall wurden offenbar nicht erfüllt. Die Verhandlungen um die Einzelheiten der Lösung bezeichnet Wadehn als »hart«. Insolvenzverwalter Bilgery habe »einen guten Job gemacht«, wie bereits in anderen Firmenrettungen im Zollernalbkreis. Auch für die Gläubiger sei die Übernahme besser als eine Zerschlagung des Betriebs.

Die 31 Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren, erhalten keine Abfindung. In der Transfergesellschaft erhalten sie 80 Prozent ihres bisherigen Lohns und Gehalts. Da Urlaubs- und Weihnachtsgeld ebenfalls angerechnet würden, dürften sie mit rund 88 Prozent ihres bisherigen Einkommens rechnen.

In den Augen der Gewerkschaft hätten die Unsicherheit um den Arbeitsplatz und die Endphase der Verhandlungen ihre Spuren hinterlassen. Die Stimmung in der Belegschaft bezeichnet Wadehn zwischenzeitlich als »gereizt« und »gespalten«. Das Betriebsklima sei »teils unnötig belastet« worden. Streitpunkt sei gewesen, dass »ein Unkündbarer« das Unternehmen verlassen sollte. Mittlerweile sei die Situation aber »geklärt«. Der Forderung des Geschäftsführers, die Belegschaft solle im ersten Jahr auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten, hält Wadehn eine eigene Vorstellung entgegen: »Bevor die neue Firma nicht Mitglied im Arbeitgeberverband Südwest-Metall ist, können wir über gar nichts reden.«

Offenbar hält die neue Firma an der bisherigen Produkt-Doppelstrategie fest. Die Marke Kress stehe »weiterhin für innovative und hochwertige Elektrowerkzeuge für anspruchsvolle Privatkunden und professionelle Anwender«, heißt es in der Pressemitteilung von Bilgery weiter. Mit der Übertragung des Geschäftsbetriebs auf eine neue Gesellschaft erhalte die Kress-elektrik die »Chance auf einen Neubeginn«.