Im Juli 2018 könnte Schluss sein bei der Firma Kress, der Insolvenzverwalter sucht weiter nach einem Investor. Foto: Archiv

IG-Metall-Bevollmächtigter hofft weiterhin auf Investor für Bisinger Werkzeughersteller.

Bisingen - Dem Bisinger Werkzeughersteller Kress droht die Ausproduktion. Walter Wadehn, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, hofft, dass die restlichen 37 Arbeitsplätze noch möglichst lange erhalten bleiben und sich am Ende vielleicht doch noch ein Investor findet.

Walter Wadehn von der IG Metall Albstadt hat die Hoffnung auf eine Rettung des Bisinger Traditionsunternehmens Kress noch nicht komplett hingeworfen. "Eine hauchdünne Chance gibt es vielleicht noch", sagt der Gewerkschafter.

Nachdem sich im Frühjahr ein Düsseldorfer Investorenteam die Rettung des Traditionsunternehmens auf die Fahnen geschrieben hatte, schien es bei der Firma Kress wieder vorwärts zu gehen. Eine Entscheidung des Bundesfinanzhofes durchkreuzte die Sanierungspläne aber (wir berichteten).

Durch die neue Rechtsprechung wurde der bis dahin von der Finanzverwaltung angewandte Sanierungserlass gekippt, was zur Folge hatte, dass reine Buchgewinne, die aus dem Verzicht auf Forderungen von Gläubigern entstehen, steuerpflichtig wurden. Verzichten zum Beispiel die Gläubiger in einem Insolvenzverfahren auf Forderungen, so führt dieser Verzicht zu einem Ertrag bei dem Unternehmen. Wenn dann nicht genügend Verlustvorträge vorhanden sind, die den daraus resultierenden steuerlichen Gewinn ausgleichen, führt dies zu einer erheblichen Steuerbelastung für das Unternehmen.

Bei Kress wäre die dadurch zu erwartende Steuerlast so hoch gewesen, dass eine Unternehmenssanierung ausgeschlossen ist, so Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz. "Daher konnte man den beabsichtigten Insolvenzplan nicht einbringen und das Unternehmen so aus der Insolvenz entlassen."

Walter Wadehn ärgert sich über das Urteil des Bundesfinanzhofs. Zwar habe der Deutsche Gesetzgeber schnell reagiert und eine neue gesetzliche Regelung erlassen, die die Nichtbesteuerung solcher Buchgewinne im Rahmen von Sanierungen und damit zum Erhalt von Arbeitsplätzen vorsieht.

Allerdings muss dem erst die Europäische Union zustimmen. "Und bis diese Nummer entschieden ist, gibt es Kress schon lange nicht mehr", sagt Wadehn. Deswegen hofft er weiterhin, dass sich ein Investor findet, der frisches Kapital ins Unternehmen einbringt und somit die Arbeitsplätze in Bisingen rettet.

Die zwei Düsseldorfer Unternehmensberater, die im Frühjahr angekündigt hatten, sich der Firma Kress anzunehmen, sind laut Wadehn wieder abgesprungen. Deren Plan war es eigentlich, den Kress- Werkzeugen wieder ein modernes Erscheinungsbild zu geben. Zudem sollte die Firma sich räumlich verkleinern, um Kosten einzusparen. Das Werk 1 sollte komplett wegfallen und die modernisierte Produktion dann ins Werk 2 verlegt werden.

Der Umzug ins Werk 2 konnte bisher aus Kostengründen nicht stattfinden

"Bisher fand dieser Umzug nicht statt, denn ein Umzug kostet ja auch wieder Geld", sagt Wadehn. "Alles, was helfen würde, kostet Geld", benennt Wadehn das Dilemma.

Kress-Elektrik hatte im Mai 2016 zum zweiten Mal Insolvenz beantragt. Als Insolvenzverwalter wurde Jochen Sedlitz von der Kanzlei Menold Bezler in Stuttgart bestellt. Zum 1. Januar 2017 wurden rund 30 Stellen gestrichen, 37 Mitarbeiter machten weiter.

Walter Wadehn lobt Jochen Sedlitz für seinen Einsatz. "Er kämpft vorbildlich dafür, dass es weitergeht." Der Insolvenzverwalter tue außerdem alles, um noch einen neuen Investor zu finden.

Bei Kress wird momentan weiterhin gearbeitet. Alle 37 verbleibenden Mitarbeiter seien noch im Einsatz, bestätigt Wadehn. Nach wie vor gebe es genügend Aufträge, zum Beispiel würden weiterhin andere Firmen mit Werkzeugteilen beliefert.

Sollte es nun an die Ausproduktion gehen, würden noch ausstehende Bestellungen abgearbeitet, "dann gehen die Lichter aus", so Wadehn. Das könne noch bis Juli 2018 so weitergehen. "Jeder weitere Monat ist wichtig und gut für die Beschäftigten", sagt der IG-Metall-Bevollmächtigte.

Jochen Sedlitz hat die Hoffnung, dass – auch wenn das Unternehmen nicht gerettet werden kann – zumindest Teilbereiche erhalten bleiben.