Blick in die Produktion von Kress-elektrik: Für das Bisinger Unternehmen gibt es einen potenziellen Investor. 35 von rund 140 Arbeitsplätzen sollen wegfallen. Archiv-Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Unternehmer aus Landkreis will Betrieb übernehmen. IG Metall trägt den geplanten Stellenabbau mit.

Bisingen - Lösung in Sicht: Für die angeschlagene Firma Kress-elektrik in Bisingen gibt es einen ernsthaften Übernahme-Interessenten. Allerdings soll die Belegschaft um rund ein Drittel verkleinert werden.

Die Weichen für die Rettung des Unternehmens sind gestellt. In einer Betriebsversammlung stellten Insolvenzverwalter Wolfgang Bilgery und Christian C. Kress das Konzept vor. Auch der Betriebsrat und die IG Metall Albstadt tragen die Lösung mit.

Bilgery war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Laut Walter Wadehn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, will ein Unternehmer aus dem Zollernalbkreis den Bisinger Hersteller von Elektrowerkzeugen übernehmen. Allerdings sei der Verkauf "noch nicht in trockenen Tüchern". Die Übernahme des Unternehmens soll zum Ende des Monats geregelt werden.

Mit dem potenziellen Investor ist die IG Metall mehr als zufrieden. Die geplante Lösung wäre "sehr gut, absolut positiv", so Wadehn. Es handele sich um einen "sehr seriösen und erfolgreichen Unternehmer", den Wadehn als "solide und ehrlich" kennengelernt habe. "Er beschäftigt keine Leiharbeiter, sprach in all den Jahrzehnten nie eine betriebsbedingte Kündigung aus und war immer offen für praktikable Lösungen mit der IG Metall", so Wadehn. Für das "zähe Bemühen", einen Investor zu finden, zollte der Gewerkschaftsvertreter dem Insolvenzverwalter "allergrößtes Lob".

Abschaffung von Arbeitsplätzen

Allerdings machten Gewerkschaft und Betriebsrat auch Zugeständnisse. Rund 35 Mitarbeiter sollen die Kündigung erhalten. "Die Zahl für sich genommen ist hoch, im Vergleich zu anderen Insolvenzverfahren hingegen wiederum niedrig", so Wadehn. Deshalb trägt die IG Metall den Stellenabbau mit: "So können 100 Arbeitsplätze erhalten werden. Die Alternative wäre die Stilllegung des Betriebs", sagte Wadehn.

Vom Stellenabbau betroffen seien alle Unternehmensbereiche. Für die 35 Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren, ist eine Transfergesellschaft geplant. Dort sollen sie zehn Monate lang weiterqualifiziert werden. Sie erhalten 80 Prozent des letzten Nettolohns oder -gehalts. Ursprünglich hatte die IG Metall zwölf Monate Laufzeit für die Transfergesellschaft gefordert, trägt die kürzere Laufzeit aber mit, um "diese bestmögliche Lösung nicht zu gefährden". Die Gewerkschaft verzichte auf klassische Abfindungen. Walter Wadehn empfiehlt den betroffenen Beschäftigten, das Angebot anzunehmen und auf Kündigungsschutzklagen zu verzichten. "Davon hätten sie unterm Strich deutlich weniger", so Wadehn. Die "Namensliste" werde der Betriebsrat faktisch akzeptieren, in dem er die Einspruchsfrist bis Freitag verstreichen lässt.

Nach Gewerkschaftsangaben soll der Geschäftsbetrieb in eine neue Firma übergehen, mit Dieter C. Kress, bislang Inhaber und Geschäftsführer des Familienunternehmens, als Chef. Kress hatte im September selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. Davon nicht betroffen sind zwei weitere Unternehmen, die der Familie gehören: der Werkzeughersteller CeKa in Wattwil in der Schweiz und die Kunststoff-Firma FKS, die wie Kress-elektrik ihren Sitz im Industriegebiet Hinter Stöck in Bisingen hat.