Vor einer Bisinger Kneipe ist es brutal zur Sache gegangen. Jetzt stehen die drei Schläger vor Gericht. Der Vorwurf: versuchter Totschlag. Symbol-Foto. Foto: Hildebrand

Versuchten Totschlag. Schläge und Tritte gegen den Kopf. Opfer wird nächsten Montag gehört.

Bisingen - Keine große Aufklärung im Prozess um den versuchten Totschlag in einer Bisinger Kneipe: Am Dienstag wurde die Zeugin vernommen, wegen der es zur folgenschweren Kneipenschlägerei gekommen war. Sie gab an, sich kaum zu erinnern.

Angeklagt sind drei Männer im Alter von 28, 32 und 37 Jahren. Sie sollen in der Nacht zum 24. September 2016 in und vor der Kneipe an der Hauptstraße einen damals 19-Jährigen brutal zusammengeschlagen haben, nachdem der – laut Staatsanwaltschaft aus Notwehr – einer Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Dabei haben sie laut Anklage ihrem Opfer unter anderem mehrfach Schläge und Tritte gegen den Kopf verpasst. Zwei von ihnen sind deshalb wegen versuchten Totschlags vor Gericht.

Die Frau, die den Faustschlag abbekommen hatte, wurde jetzt am dritten Verhandlungstag als Zeugin vernommen. Die 38-Jährige hatte offenbar Schwierigkeiten, sich an die Vorfälle des Tatabends zu erinnern. Sie wisse nur, dass sie allein im Buckis an einem Spielautomaten gespielt habe. Sie habe einiges getrunken und sei mit drei Gästen, darunter dem Opfer, wohl aneinandergeraten. "Warum wir gestritten haben, kann ich nicht mehr sagen", erklärte die Zeugin. Sie könne sich nur an den Schlag erinnern, der ihr die Nase gebrochen habe. Davon habe sie immer noch Schmerzen. Sie sei umgefallen, und einer der Angeklagten, der 32-Jährige, habe ihr auf der Toilette das Blut abgewaschen und sei mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Wer das Auto gefahren habe, könne sie aber nicht mehr sagen – der angetrunkene Angeklagte könne es nicht gewesen sein.

Dass ihr Helfer und die zwei anderen Angeklagten auf den 19-Jährigen losgegangen sind, davon will die Frau nichts mitbekommen haben. Sie habe nur gehört, dass jemand gerufen habe: "Hier wird keine Frau geschlagen!"

Etwas mehr Klarheit brachte die Aussage der Kellnerin, die am Tatabend in der Kneipe bedient hatte. "Ihre Aussage ist für uns extrem wichtig, denn Sie sind die einzig nüchterne Zeugin der Vorfälle", betonte Richter Hannes Breucker, Vizepräsident des Hechinger Landgerichts.

Die Zeugin berichtete, dass die 38-Jährige wohl den Streit mit dem Opfer und seinen zwei Freunden angefangen habe. "Sie hat an dem Abend einfach jeden dumm angemacht", so die Kellnerin. Sie habe die Frau deshalb auch mehrfach ermahnt. Irgendwann sei ein Aschenbecher und später ein Stuhl geflogen. Die Frau habe das Opfer gestoßen, daraufhin habe sie einen Faustschlag ins Gesicht gekriegt. "Ich habe mich dann um die Frau gekümmert", sagte sie aus.

Die Angeklagten seien indes auf das Opfer losgegangen. Wer dem 19-Jährigen aber den ersten Schlag verpasst habe, wisse sie nicht. "Ich war total unter Schock, ich habe noch nie eine Schlägerei miterlebt", so die Kneipen-Angestellte. Selbst die schon blutende 38-Jährige habe noch einmal auf das Opfer losgehen wollen, sei aber zurückgehalten worden. Der Angeklagte, der mit der Verletzten anschließend ins Krankenhaus gefahren war, habe sich erst um die Frau gekümmert, als die Schläger mit dem Opfer die Kneipe in Richtung Sparkasse verlassen hatten, wo die Polizei hinzustieß.

Als weiterer Zeuge wurde ein rechtsmedizinischer Sachverständiger gehört, der das Opfer vier Tage nach der Tat untersucht hatte. Er habe insgesamt 16 Blutergüsse am Kopf und Oberkörper des jungen Mannes gezählt. Die Tritte gegen den Schädel hätten seiner Aussage nach wesentlich mehr Schaden anrichten können als nur eine Gehirnerschütterung.

Die Verhandlung geht am Montag, 20. Januar, weiter. Dann werden das Opfer und seine Freunde vernommen. Weitere Fortsetzungstermine sind am 21. und 22. Februar, dann soll das Urteil fallen.