Das Jugendforum startete vor einem Jahr erfolgreich, aber die Projekte schliefen nach und nach ein. Foto: Archiv/Huger Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Jugendforum gerät ins Stocken / Räte wollen Konzept noch nicht aufgeben

Vor rund einem Jahr hat die Gemeinde Bisingen das Konzept "Jugendforum" zur Beteiligung Jugendlicher an politischen Entscheidungen gestartet. Viel entstanden ist daraus nicht. Könnte eine Umfrage-App helfen, die Jugend besser einzubinden?

Bisingen. Frust herrschte beim Thema Jugendforum am Dienstag im Gemeinderat. Nachdem der Jugendgemeinderat abgeschafft wurde, sollte das Jugendforum die Bisinger Jugendlichen in die politischen Entscheidungen im Ort einbinden. Ein erstes Treffen im November 2016 verlief erfolgreich, die Projektideen, die in Kleingruppen daraufhin weiterverfolgt werden sollten, sind aber inzwischen eingeschlafen.

Der Gemeinderat überlegt nun, wie es mit der Jugendbeteiligung weitergehen könnte. "Die Gemeinde schlägt vor, die Jugendbeteiligung durch Jugendforen zu beenden", stand in der Sitzungsvorlage. Die Luft sei raus, betonte auch Udo Bartsch vom Haus Nazareth.

Die Bisinger Gemeinderäte waren allerdings mit der Abschaffung des Jugendforums nicht einverstanden. Man dürfe nicht schon die Flinte ins Korn werfen, betonte Gisela Birr (SPD). Cordula Julino (Freie Wähler) wünschte sich ein weiteres Forum, "und zwar dieses Mal mit allen Bisinger Jugendlichen und nicht nur denen, die auf eine Bisinger Schule gehen", so Julino.

Auch Klaus Ertl (Freie Wähler) meinte, man müsse "dran bleiben". Genauso sah das auch Konrad Flegr (Alternative Liste), der betonte, man dürfe den persönlichen Bezug zu den Jugendlichen auf keinen Fall abreißen lassen. Schlichtweg "unbefriedigend" nannte Axel Güntner (CDU) die Situation. "Wir brauchen einen Plan für die Zukunft, nicht irgendein Larifari!"Immerhin habe das Haus Nazareth Geld von der Gemeinde erhalten, um das Jugendforum und die Projektgruppen zu organisieren und weiter zu unterstützen und nun ließe man das im Sande verlaufen.

Dass dem nicht so sein soll, versicherte der stellvertretende Direktor des Haus Nazareth, André Poußet. Jugendliche an der Politik zu beteiligen, sei in ganz Baden-Württemberg derzeit schwierig, so Poußet, man habe festgestellt, dass man die Jugendlichen mit herkömmlichen Mitteln nicht erreiche und es sei nur fair, das dann auch zuzugeben und nach anderen Lösungen zu suchen.

Als vielversprechendes Mittel, die Jugendlichen da zu erreichen, wo sie sind – nämlich offenbar am Smartphone – erscheint der Gemeindeverwaltung nun die App "Your Voice" der Firma Squadhouse Media. Diese Handyapp bietet Umfragen mit Abstimmfunktion an, aber auch das Einbringen von eigenen Themen durch die Jugendlichen. Man wolle mit der App aber die Arbeit des Jugendforums nur ergänzen und nicht ersetzen, betonte Bürgermeister Roman Waizenegger. Am Ende wurde der Beschlussvorschlag umformuliert: "Der Gemeinderat beauftragt die Gemeinde mit der Erarbeitung eines Konzepts zur Weiterführung der Jugendbeteiligung mittels App-Lösung."

Eine positive Meldung hatte Roman Waizenegger am Rande doch noch: Der Mountainbiketrail, für den sich eine Gruppe Jugendlicher nach dem Jugendforum eingesetzt hat, könnte tatsächlich auf Gemarkung Thanheim entstehen. In der kommenden Woche will man sich mit den Initiatoren des Lochentrails zusammensetzen. Sollte die Bodenseewasserversorgung auch noch ihr okay geben, dann könnte dieses Projekt Wirklichkeit werden.

 Die Gemeinde Bisingen hat ihren Betreuungsvertrag mit dem Erzbischöflichen Kinderheim Haus Nazareth um drei Jahre verlängert. Diese Entscheidung fällte der Gemeinderat am Dienstag einstimmig.

 Das Haus Nazareth ist in Bisingen Träger der Schulsozialarbeit, der offenen Jugendarbeit, der Ganztagsbetreuung an den Schulen und der Betreuung Kernzeitraben und erweiterte Kernzeitraben sowie der Ferienbetreuung.

 Durch die Schulentwicklung in Bisingen zu einer erweiterten Realschule nehmen immer mehr Kinder und Jugendliche die Schulsozialarbeit in Anspruch. Daher haben die Rektorinnen der beiden Schulen die Gemeinde gebeten, dort das Personal dringend aufzustocken. Dem Wunsch kam der Gemeinderat nach und bewilligte eine Aufstockung auf 150 Prozent. Diese ausgeweitete Schulsozialarbeit startet zum 1. September 2018.

Außerdem soll die Betreuung bei den Kernzeitraben auf Freitagmittag ausgeweitet werden. Dieses Angebot könnte mit Einführung der neuen Kleinkindgruppe in der Kita Humboldt (siehe unten) zum 1. März 2018 beginnen.