So sah der Gasthof Hohenzollern früher aus. Gut zu erkennen ist auch der angebaute Saal, der für Vereinsfestivitäten oder Hochzeiten genutzt wurde. Foto: Wahl

Eröffnung Mitte Juli. Ehepaar pachtet Gasthaus und bietet italienische und deutsche Küche an.

Bisingen - Das Gasthaus "Hohenzollern" in Bisingen ist ab Mitte Juli wieder geöffnet. Das neue Pächterehepaar Sebastian und Concetta Cucca hat dieser Tage den Vertrag mit der Gemeinde Bisingen unterzeichnet.

Dies bestätigte jetzt Bürgermeister Roman Waizenegger. Die neuen Pächter des Restaurants mit seinen rund 40 Sitzplätzen (das Nebenzimmer bietet weitere 20 Plätze), wollen ihren Gästen sowohl italienische Spezialitäten als auch deutsche Speisen anbieten; während der warmen Jahreszeit auch im gemütlich gestalteten Biergarten mit seinen rund 50 Sitzplätzen.

In Bisingen ist die Familie Cucca wohlbekannt, da sie vor mehreren Jahren schon einmal in der Zollergemeinde eine Pizzeria betrieben und außerdem in Steinhofen ein Wohnhaus erstellt hat und dort bis heute wohnt. Nach ihrem beruflichen Weggang aus Bisingen betrieben sie "Sebis Pizza" in Geislingen.

Vor allem die Vorgängerwirtschaft an dieser Stelle zählt mit ihrer rund 160-jährigen Geschichte zu den Institutionen Bisingens, um die sich viele Geschichten und Erzählungen ranken. Für viele Vereine war es schlichtweg das Vereinslokal. Ganz abgesehen vom einstigen Zollersaal, indem sich viele Jahrzehnte das kulturelle Leben Bisingens abspielte und öffentliche Hochzeiten stattfanden. Das monumentale Gebäude mit angebautem Erker zählte einst zu den prächtigsten architektonischen Bauwerken in der Zollergemeinde.

Das im Volksmund bis heute "Zoller" genannte Gasthaus Hohenzollern wurde 1860 erbaut und war über Jahrzehnte hinweg im Besitz der Familie Kaspar Gfrörer.

Mehr und mehr wandelte sich die Gemeinde Bisingen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert von der Bauern- zur Industriegemeinde und das Gasthaus Hohenzollern mit integriertem Saalbau blühte mit dem Wandel ebenso auf.

Ein Um- und Anbau des kompletten Gebäudes wurde 1927, also vor 90 Jahren, durchgeführt. Dabei erhöhte sich die Anzahl der Fremdenzimmer und der Saal wurde nach Osten hin wesentlich vergrößert, aber auch eine neue Küche und sanitäre Anlagen baute man ein.

Arbeitslosigkeit und geringen finanzielle Mittel in den Familien Anfang der Dreißiger Jahre ließen die Umsatzzahlen sinken. Das Gasthaus wurde kurzerhand an die Haigerlocher Schlossbrauerei der Familie Zöhrlaut verkauft. Als neue Pächter zogen 1932 Thomas und Josefa Vogt in den Zoller ein.

Unter ihnen blühte in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg der Gastbetrieb wieder auf. Die Bisinger erinnern sich daran, dass der Sängerbund in 30er Jahren dort Operetten wie die "Winzerliesel" aufführte und in den Jahren des Zweiten Weltkriegs im Zollersaal sogar ein Kino untergebracht war.

Mit der Währungsreform kam der Zoller nach dem Krieg wieder in Schwung, fast täglich war dort etwas los. Nach dem plötzlichen Tod seiner Ehefrau war Wirt Thomas Vogt 1958 allerdings dazu gezwungen, den ihm ans Herz gewachsenen "Zoller" aufzugeben.

In den Folgejahren wechselten die Pächter ständig und Anfang der 80er Jahre kam die große Zäsur. Infolge der Ortskernsanierung und dem Bau der Hohenzollernhalle – sie wurde 1984 eingeweiht –musste der alte "Zoller" weichen. Sein Abbruch erfolgte im Frühjahr 1982.

Während die Gemeinde ihre Festhalle baute, oblag es der Haigerlocher Schlossbrauerei als Bauherr, an die Halle ein neues Wirts- und Gasthaus mit Biergarten anzubauen.

Vor einigen Jahren erwarb die Gemeinde Bisingen das Gasthaus Hohenzollern und verpachtete es. Nachdem der Zoller vier Jahre lang als italienisches Restaurant betrieben wurde, stand er zuletzt leer, mehrere Anläufe zur Verpachtung scheiterten und die Kommune schloss ihre Instandsetzungsarbeiten ab.