Sogar mit dem Auto waren die Bisinger Hexen früher schon beim Umzug mit dabei. Foto: Wahl

Wedelweible ist Grundlage für Narrentreiben. Älteste Sagenfigur ist Schlössleteufel. Ausrichter des 37. Ringtreffens.

Bisingen - Die Bisinger Hexen feiern an diesem Wochenende ihren 60. Geburtstag und sind Ausrichter des 37. Ringtreffens des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb. Grundlage für ihr Fasnetsbrauchtum ist die Geschichte des sagenumwobenen Wedelweible.

Die Grundlage für das heutige Fasnetsbrauchtum in der Kirchspielgemeinde waren Hexenglaube und Sagengut aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Insbesondere die ältere Generation wird sich noch an Erzählungen über das Wedelweible erinnern. Das Wedelweible soll in einem Waldstück im Kirchhölzle zwischen Bisingen und Engstlatt gelebt haben. Niemand hat sie allerdings je gefunden oder gesehen. Trotzdem wollte niemand gern ins Kirchhölzle gehen, selbst beim Holz einsammeln hatten die Leute Angst. Im alten Heimatbuch des Bisinger Heimatvereins von 1953 ist unter der Rubrik "Aus dem Reich der Sage" Informatives über das Wedelweible aber auch das im Volksmund genannte "Schlössle" niedergeschrieben.

Der Bisinger Künstler Lukas Haug hat vor vielen Jahrzehnten das Fasnetsspiel "s’ Wedelweible vo Bisinga" für die Gemeinde Bisingen geschrieben. Darin spielte das sagenumwobene Wedelweible mit einer Hexenmaske die Hauptrolle. Es gab dem hiesigen Narrentreiben eine Grundlage und einen festen Rahmen. So wurde die Hexe Symbol für die Bisinger Fasnet.

Aus einer aus dem Jahr 1864 überlieferten Holzmaske wurde das Ur-Wedelweible geboren. Daraus fertigte Oskar Fecker schon zum 25. Jubiläum der Hexenzunft die ersten Holzmasken. Neben dem schwarzen Rock tragen die Hexen eine Mantille, eine Halbschürze und ein Kopftuch, alles in signalroter Farbe. Mit dem selbstgebundenen Besen mit überlangem Stil werden die Straßen und Schuhe der Zuschauer gesäubert, aber auch hin und wieder dient er für Luftsprünge. Strohschuhe und Strümpfe dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Schlössleteufel gehört zu ältesten Figuren

Zu den ältesten Sagenfiguren Bisingens zählt der Schlössleteufel. Er entstand aus der Odyssee zweier Bisinger, die sich an den Schatz der einstigen Burganlage Rohr heranmachen wollten. In enger Zusammenarbeit mit dem Heimatverein ist diese Einzelfigur, die als Vater der Bisinger Hexen gilt, im Jahr 1991 entstanden. Mehrere engagierte Personen haben sich seinerzeit ins Zeug gelegt, um Maske, Häs und Utensilien anzufertigen. Der Narrenruf lautet "Bass uff – d’r zwickt". Dieser ist zurückzuführen auf den Schrei einer der schatzsuchenden Männer, als ihm der Teufel erschien. Seit dessen Entstehung ist der Schlössleteufel als Einzelfigur von der Hexenzunft nicht mehr wegzudenken. Bei jedem Umzug und sonstiger Veranstaltung in der fünften Jahreszeit ist er mit von der Partie. Seine Aufgabe ist es, die Hexen zusammenzuhalten und mit seinem Rossschwanz anzutreiben.

Ausschließlich die Ur-Hexen – die einstigen Gründungsmitglieder der Bisinger Hexen – erhielten damals von Oberhexe Wolfgang Hacker den Ur-Hexenorden. Zu den Urhexen zählen Alfons Binder, Erwin Ebel, Rudi Growe, Wolfgang Hacker, Josef Haug I, Josef Haug II, Karl Heimann, Quirin Mayer, Artur Schell, Max Stadtmiller, Josef Stengel, Kurt Streib und Willy Wahl. Als erster Förderer der Hexenzunft wurde 1979 der damalige Bürgermeister Heinrich Haasis in die Gemeinschaft der Hexen aufgenommen. Ihm wurde der Hexenorden (ohne Gravur Urhex) überreicht. Im Jahr 1980 wurden folgende Personen zu außerordentlich furchtigen Hexen ernannt: Oskar Fecker, Johann Grohmann, Werner Grohmann, Heinrich Haasis, Willi Kress, Karl Mayer (Wessingen), Johann Pflumm, Gretel Stoll sowie anlässlich des Zunftmeisterempfangs 1980 Landrat Erhard Lazi und Regierungsdirektor Roland Haaß.