Schon seit fast hundert Jahren eine Narrenhochburg: Seit den 20er-Jahren geht es in Bisingen zur Fasnetszeit rund

Von Jörg Wahl

Bisingen. Schon lange verstehen es die Bisinger, die fünfte Jahreszeit in vollen Zügen zu feiern und zu genießen. Alte Zeitungsartikel zeigen: Bereits in den 20er-Jahren feierten die Einwohner ausgelassen Fasnet.

In den vielen Gaststätten war zur Fasnetszeit Hochbetrieb angesagt – eine Hohenzollernhalle gab es damals noch nicht. Ähnlich wie heute traten die Vereine als Veranstalter auf. Sowohl Aufschriebe als auch entsprechende Veröffentlichungen geben darüber Auskunft.

So berichtete beispielsweise die damalige "Wochen-Rundschau" – Ausgabe Nr. 8 vom 25. Februar 1927: "Auf Samstag Abend lädt Narrenvater Hirschbühl zum Bahnhof zu einem Kappenabend ein. Zur gleichen Zeit hält der Radfahrer-Verein Bisingen im Adler eine Kappensitzung für seine Mitglieder und Angehörige ab, während er am Sonntagnachmittag im Zollersaal einen Maskenball mit Preis-Redoute veranstaltet. Der Turnverein Steinhofen beginnt mit einem Maskenball im Lammsaal am Sonntag Mittag 2 Uhr. In der Krone in Grosselfingen ist am Fasnachtsdienstag von abends 7 Uhr ab Fasnachts-Tanz. Ebenfalls hält der Turnverein Bisingen am Dienstag einen Narrenball von nachmittags 3 Uhr ab, Abend ab 9 Uhr werden die schönsten und originellsten Masken prämiert.

Früh verschwundenes Solibienchen wird von allen bewundert

Ein historischer Umzug ist auch noch geplant, aber die Abhaltung hängt noch von der ausstehenden Genehmigung ab." Außerdem wird in derselben Ausgabe von einem erstklassigen Faschings-Gesellschaftsabend des Gesangverein Eintracht (später Sängerbund) im Zollersaal berichtet. "Hei, war das ein Leben und Treiben in dem prächtig geschmückten Zollersaal am letzten Sonntagabend. Eine ausgesuchte Gesellschaft hatte der Gesangverein Eintracht zu sich geladen.

Ganz anders als man es bisher in unserem Bisingen gewöhnt war. Das Programm hatte Schmiss und Stil, und so braucht es nicht zu wundern, dass man voll Dankbarkeit an diesen vorzüglich geglückten Eintrachtabend zurückdenkt.

Hunderte von Paaren hatten sich an der Polonäse beteiligt, und farbenschimmernd zeigten kostspielige Masken Eleganz, Grazie Volkstrachten und Historie.

Man hat in der Wahl der Kostüme, in der Originalität der Maske Geschmack entfaltet. Wer könnte sie vergessen, die grotesk wirkenden Teufelchen, wer freute sich nicht an den allzu süßen schwarzen Pierrots, wer hätte das leider viel zu früh verschwundene Solobienchen nicht bewundert, wer hätte sich nicht gefreut ob diesen sehr originellen Türken- und Bauernpaaren und konnte man überhaupt bei diesem vornehmen venezianischen Kavalier noch landen? Der Gesangverein Eintracht darf einen erstklassigen Faschings-Gesellschaftsabend in seine Chronik verbuchen."

Der Eintritt kostete seinerzeit noch erschwingliche 30 Pfennige. Jugendliche unter 17 Jahren hatten keinen Zutritt – für beste Ordnung war gesorgt; dies und mehr kann aus den seinerzeit geschalteten Werbeanzeigen entnommen werden.