Rolf Vogt hat detailliert die Geschichte des Fliegerhorsts recherchiert, der im Zweiten Weltkrieg dort stand, wo heute das Bisinger Gewerbegebiet Nord ist. Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichtsvortrag: Forschungen des Historikers Rolf Vogt finden in Bisingen breites Interesse

Von Jörg Wahl

Für die deutsche Luftwaffe spielte Bisingen als Militärflugplatz im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Von hier starteten unter anderem Jagdflugzeuge zum Frankreichfeldzug. Die Hintergründe hat der Historiker Rolf Vogt in einem Vortrag in der Hohenzollernhalle beleuchtet.

Bisingen. Rolf Vogt, früher Redakteur des Schwarzwälder Boten, betreibt seine historischen Forschungen mit wissenschaftlichem Anspruch. Über Monate hat er recherchiert, was sich an Informationen zu dem Fliegerhorst finden lässt, der einst dort zu finden war, wo heute das neue Bisinger Gewerbegebiet Nord liegt.

Er hat ein spannendes Thema aufgegriffen, wie die etwa 200 Besucher bewiesen, die in die Hohenzollernhalle kamen. Dem Vortrag war eine Zitterpartie für den Heimatverein vorangegangen, denn fast hätte die Veranstaltung wegen technischer Problemen in der Halle abgesagt werden müssen. Vereinschef Armin Haspel war bei seiner Begrüßung die Erleichterung anzumerken.

Der Vortrag wurde durch eine Ausstellung begleitet, für die Vereinsmitglieder über Wochen hinweg recherchiert haben und nach Relikten dieser Zeitepoche suchten. Gefunden wurden Exponate von Piloten und Flugzeugen aus jener Zeit, dazu etwa 80 Fotos.

Zur Eröffnung des Vortrags wurde ein Luftalarm-Sirenengeheul vorgespielt. Rolf Vogt gelang dann ein Vortrag, der die Zuhörer in den Bann zog. Er zeigte auf, dass das NS-Regime schon sehr früh nach der Machtergreifung 1933 für den Krieg plante. So wurden Weichen für den Fliegerhorst bereits am 20. November 1936 im Gasthaus Zollerhof bei Verhandlungen mit Grundeigentümern und Behördenvertretern gestellt.

75 Hektar Gelände, ein 1000 mal 1000 Meter langes Rollfeld wurden zu einem Platz umgebaut, von dem aus ein Geschwader mit mindestens 27 Flugzeugen operieren konnte. Bordkanonenschießstand, Bunker, Mannschaftsbaracken und Tankstelle wurden gebaut. Das Kommandanturgebäude steht bis heute. Es wird vom Bauhof verwendet. Für die Bisinger war der Flugplatz eine Attraktion, Ziel von Schwärmereien junger Damen, von sonntäglichen Familienspaziergängen und jugendlichen Abenteuerspielen. Eine Woche vor dem Polenüberfall wurde der Fliegerhorst aktiviert. 40 Jagdflugzeuge, eine motorisierte Luftnachrichtenstelle und eine Flakbatterie kamen nach Bisingen. Das Bisinger Zerstörergeschwader war im Krieg gegen Frankreich und England an Kämpfen beteiligt.

Das Kriegsgeschehen verlagerte sich, im Fliegerhorst Grosselfingen wurde es von Sommer 1940 an ruhig. Im Herbst 1944 kehrte der Krieg mit seinem ganzen Grauen zurück. Die Allierten waren in Frankreich gelandet und auf dem Weg in Richtung Deutschland. Nun fielen die Bomben über deutschem Gebiet, und auch Bisingen wurde hart getroffen. Am 30. September 1944 wurde das Ölschieferwerk angegriffen, am 9. Dezember fielen Bomben auf Reute und Koppenhalde, und der für die Gemeinde schwärzeste Tag war der 22. Februar 1945, als die Ortsmitte durch einen Angriff auf die Eisenbahnbrücke in Schutt und Asche sank. Viele Einwohner starben dabei.

Nach dem Vortrag wird beim Rundgang über das Gehörte diskutiert

Die Angst vor Bombardierungen endete, als die Franzosen Bisingen eingenommen hatten. Die Besatzer plünderten, sprengten die Flugplatzanlagen. Die Mannschaftsbaracken wurden zunächst Internierungslager, später Unterkünfte für Heimatvertriebene.

Armin Haspel bedankte sich bei Rolf Vogt, dann lud er zum Rundgang durch die Ausstellung ein. Die Gäste diskutierten dabei noch lange lebhaft über das, was sie im Vortrag gehört hatten.