Die erste geschnitzte Maske des Wedelweibles ist ein Unikat und befindet sich im Archiv des Heimatvereins. Foto: Wahl

Sage wird bei Bisinger Fasnet aufgegriffen: Wedelweible wird durch Ort gejagt.

Der Bisinger Lukas Haug verfasste einst das Fasnetsspiel "s’ Wedelweible vo Bisingen". Zur fünften Jahreszeit lassen die Nichthuldiger und Kirchamäus die Sage wieder aufleben.

Bisingen. Bereits vor 70 Jahren machten sich Mitglieder des Heimatvereins Bisingen-Steinhofen ihre Gedanken zur Gestaltung der fünften Jahreszeit im Ort. Allen voraus der 1921 geborene Bisinger Lukas Haug. Er war der erste Vorsitzende des im Jahr 1952 gegründeten Heimatvereins. Unter ihm wurden die ersten Ausgrabungen am Bisinger "Schlössle" in Angriff genommen.

Haugs Tagebuch wird im Heimatmuseum aufbewahrt

Untern anderem schrieb der Komponist und Künstler ein aussagekräftiges Tagebuch führte, das heute im Heimatmuseum Hechingen aufbewahrt wird. Seine Aufschriebe über die letzten Kriegsjahre in der Zollergemeinde über die Besatzungszeit durch das französische Militär bis hin zu den Nachkriegsjahren sind sehr informativ und lehrreich.

Was viele nicht wissen, ist, dass Lukas Haug zeitlebens, auch als er später seinen Wohnsitz in Riedlingen hatte, Werke komponierte, Natur- und Landschaftsbilder malte, Niederschriften für den Heimatverein anfertigte und neben dem Sagenspiel vom Rohrschlössle (1950) auch das Fastnetsspiel nach der Sage vom Wedelweible (Kirchhölzlegeist) (1952) verfasste.

Das Possenspiel "s’Wedelweible vo Bisingen" beinhaltet drei Handlungsorte, nämlich "in der Breite" (Gasthof Waldhorn), "am Klingenbach" (Gasthof Zoller) und "in der Barr" (Eisenbahnbrücke). Die Schauspielgruppe setzt sich zusammen aus dem Wedelweible mit Hexenmaske, dem Vogt von Bisingen in weißem Fuhrmannskittel als Richter, der Kirchenmaus mit einem Wildschweinfell als Gewand, Prinz Pisimaus mit Prinzengewand, der Kirchenmausgarde als Bürgerwehr, dem Trompeter der Bürgerwehr, dem Landknechtstrommler, dem Gardehauptmann und der Musikkapelle mit dem närrischen Volk.

Zur Handlung: Am Fastnetsdienstag werden die Bisinger Bürger nach dem Küchle-Mittagessen durch die Kirchenmausgarde zusammengetrommelt. Ihr Gardehauptmann tut kund, dass das Wedelweible Prinz Pisimaus geraubt hat, um von den Bisingern hohen Tribut zu erpressen. Das Wedelweible soll deshalb vor die Schranken des Ortsgerichts gestellt und verurteilt werden.

Prinz Pisimaus wird nach wilder Hetzjagd durch den Ort befreit

Nach wilder Hetzjagd durch die Kirchenmausgarde wird das Wedelweible in der Schmalzgassen-Gegend eingefangen, in einen großen Käfig gesperrt und der mitgeschleppte Prinz befreit.

Der Zug bewegt sich zur Ortsmitte, wo beim alten Schulhaus am Klingenbach der Bürgermeister die Schlüsselgewalt an den Narrenvogt übergibt. Alle Anwesenden singen gemeinsam das "Kirchenmauslied" unter Begleitung der Musikkapelle. Urteil und –Begründung werden durch den Narrenvogt ausgesprochen. In der "Barr" vor der Eisenbahnbrücke übergibt sodann Freifrau Kirchenmaus dem Vogt eine Kiste mit Geld für die Errettung des Prinzen. Dem gesungenen und gespielten Kirchenmauslied folgt am Abend die "Hexenverbrennung".