Fotografin Xiaowei Ju aus China (rechts) und Tochter Xiacun Gao hatten Gastgeschenke für die Prinzen dabei. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Star-Fotografin Xiaowei Ju auf dem Hohenzollern / Neujahrsgeschenk: Seidenkleider für die Prinzen

Von Erika Rapthel-Kieser

Burg Hohenzollern. Den Film Global Player hat sie noch nicht gesehen, die chinesische Starfotografin Xiaowei Ju. Aber sie hat schon davon gehört. Zur Zeit macht sie sich buchstäblich ein eigenes Bild von dem historischen Gemäuer.

Für die 56-Jährige, die in China für ihre Tibet-Fotografien bekannt ist, ist diese Burg die buchstäbliche Liebe auf den ersten Blick. Der erste Blick, das war im August vergangenen Jahres im U-Bahnhof Hohenzollernplatz in Wilmersdorf in Berlin. Damals besuchte sie ihre Tochter Xiacun Gao. Die studiert Architektur an der Technischen Universität in Berlin und wohnte direkt am Hohenzollernplatz.

Mutter und Tochter benutzten die U-Bahn und da hing sie, die Burg. In 34 großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien des Berliner Fotografen Edgar Herbst. "Ich hatte keine Ahnung, um welche Burg es sich handelt", sagt Xiaowei Ju. Das Licht- und Schattenspiel in den Aufnahmen habe sie so begeistert, dass sie die Burg sehen und eigene Aufnahmen machen wollte. Wenige Tage später schleppten Mutter und Tochter morgens ihr schweres Fotografen-Equipment die gewundene Auffahrt hinauf.

Und dieses Bild wiederum stach dem Kunstbeauftragten des Hauses Preußen, Ulrich Feldhahn, sofort ins Auge. Der wohnt eigentlich auch in Berlin, hatte aber an diesem Tag auf der Burg zu tun. Er war auf dem Heimweg, als ihm die Asiatinnen mit ihren schweren Metallkoffer begegneten. Sie hatten den ganzen Tag auf der Burg zugebracht.

Feldhahn bot eine Mitfahrgelegenheit an, half beim Einladen, und fragte trotz sonst üblicher preußischer Zurückhaltung mal schwäbisch-wunderfitzig nach, was die Damen denn den ganzen Tag so gemacht hätten. Der Kunstbeauftragte hörte die Geschichte von der Liebe auf den ersten Blick im U-Bahnhof in Berlin und schmunzelte. Denn er war es gewesen, der die Initiative ergriffen hatte, als die Berliner Verkehrsbetriebe die Station 2009 renovieren wollten. Er regte damals an, die wenigen Aufnahmen der Hohenzollernburg dort durch neue, größere und künstlerisch anspruchsvollere zu ersetzen.

Welche Kreise das gezogen hat, erfuhr er an diesem Augusttag. Seitdem sind Xiaowei Ju und ihre Tochter Xiacun Gao mit dem Haus Preußen in Kontakt. Derzeit sind sie wieder auf Motivjagd im Burghof und im Garten, loten versteckte Winkel und interessante Perspektiven aus.

Am Donnerstag wehte die schwarz-weiße Preußenflagge auf dem Turm. Der Chef des Hauses, Georg Friedrich, empfing die chinesischen Gäste auf seinem Familienstammsitz. Mutter und Tochter hatten für die kleinen Zwillings-Prinzen Carl Friedrich und Louis Ferdinand, die am 20. Januar ein Jahr alt wurden, ein Geschenk dabei. Traditionelle chinesische Seidenkostüme mit aufgesticktem Drachen. Der Drache ist in China das Symbol für den König, sagt die 27 Jahre alte Gao.

Donnerstag war zudem der chinesische Silvestertag. Das alte Jahr ging zu Ende, das neue, das Jahr des Pferdes, begann. Da ist es gut-chinesische Sitte, sich mit kleinen Aufmerksamkeiten zu bedanken. Vielen chinesischen Freunden hat Xiaowei Ju einen Besuch der "wunderschönen" Burg empfohlen, sagt sie. Die Menschen hier seien so freundlich und hilfsbereit und sie habe das Gefühl, im Schwabenland Freunde gefunden zu haben. In einem Magazin in ihrer Heimat erschien bereits ein großer Artikel über Ju und ihre fotografische Arbeit auf dem Zoller. Ihre Fotos der Burg wollte sie der Zeitschrift aber noch nicht zum Abdruck überlassen. Dafür ist an eine Ausstellung in Süddeutschland gedacht. "Hier oben auf der Burg im Torturm, da könnten wir uns das gut vorstellen. Oder in Berlin", sagt Ulrich Feldhahn.

Zu Ehren der Gäste aus Asien hat er Donnerstagabend eine schwäbisch-chinesische Party bei Freunden in Balingen organisiert. Es gab Maultaschen – chinesischer Art. "Und irgendwann gucken wir uns auch den Global Player mal zusammen an."