Dieter Grupp, Hendrik Dahlhoff und Jannick Bitzer trugen in der gut besuchten Gedenkveranstaltung in Bisingen ein Interview vor, das ein Historiker mit KZ-Überlebenden geführt hatte. Foto: Schwager Foto: Schwarzwälder-Bote

Dieter Grupp, Hendrik Dahlhoff und Jannick Bitzer tragen Interview-Text in Gedenkveranstaltung vor

Von Karl Schwager

Bisingen. Einblicke in das Grauen des Holocaust gab am Sonntag eine Veranstaltung des Vereins "Gedenkstätten KZ Bisingen". Dieter Grupp, Hendrik Dahlhoff und Jannick Bitzer trugen ein Interview vor, das ein Historiker mit KZ-Überlebenden geführt hatte.

Haare, Kleidung, Schuhe, Brillen, Goldzähne – mehr blieb von den Opfern der SS-Massenmörder im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nicht übrig. Die Ermordung der Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und anderen Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, übernahmen SS und andere Nazi-Schergen. Unter anderem durch den Einsatz von Zyklon-B in den Gaskammern wurden Millionen Menschen getötet.

Die Beseitigung der Leichen überließen die Täter den Todgeweihten selbst. Nach der Ankunft der Deportierten in den Vernichtungslagern wählte der Lagerarzt geeignete Kandidaten für die "Sondereinheiten" aus, die diese Arbeit übernehmen mussten. Dass auch sie ermordet werden sollten, stand von Anfang an fest.

Ihr Arbeitseinsatz war nur ein kurzer Aufschub vom Tod. Zu den wenigen, die diesem Schicksal durch Zufall entgingen, gehören die Brüder Abraham und Slomo Dragon. Auch Dank ihrer Zeugenaussage konnten einige der Mörder verurteilt werden, und durch ihre Berichte sind viele der Greueltaten dem Vergessen entrissen worden. Ihre schrecklichen Erinnerungen haben sie in Interviews mit dem Historiker Gideon Greif geschildert, der diese in seinem Buch "Wir weinten tränenlos" der Öffentlichkeit zugänglich machte.

"Eine unter die Haut gehende Lektüre", safte die Vorsitzende des Gedenkstätten-Vereins, Uta Hentsch, die sich am Sonntag über die zahlreichen Gäste der Veranstaltung im Bisinger Heimatmuseum freute.

Das Interview wurde durch drei Sprecher nachgestellt. Dieter Grupp schlüpfte in die Rolle von Gideon Greif, seine beiden ehemaligen Schüler Hendrik Dahlhoff und Jannick Bitzer übernahmen die Rollen von Slomo und Abraham Dragon. Durch diese gesprochene Präsenz erhielt der Text eine besondere Lebendigkeit. Ihr seien Tränen gekommen, sagte Uta Hentsch, als sie die Besucher verabschiedete.