Uta Hentsch hat die Lebensgeschichte des KZ-Überlebenden Stamberg aufgeschrieben / Buch erscheint im Februar

Von Andrea Maute

Bisingen. "Ich möchte, dass du meine Lebensgeschichte aufschreibst": Mit diesen Worten von Shalom Stamberg fing alles an. Die Person, an die sie gerichtet waren, ist Uta Hentsch, die Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen.

Für sie ist es Verantwortung und Ehre zugleich, den Auftrag des 87-Jährigen KZ-Überlebenden zu erfüllen.

Eigentlich war es ein ganz normales Telefonat. Ein Gespräch unter Freunden, die seit vielen Jahren den Kontakt zwischen Haifa (Israel) und Bisingen halten. Doch irgendwann fiel er – dieser bedeutsame Satz, der ein Projekt ins Rollen brachte, das man mit Fug und Recht einen besonderen Vertrauensbeweis nennen kann.

Als Shalom Stamberg sie bat, seine Geschichte für die Nachwelt festzuhalten, sei sie völlig überrumpelt gewesen, berichtet Uta Hentsch. "Das traue ich mir nicht zu", habe sie spontan geantwortet, doch Stamberg zerstreute kurz und knapp alle ihre Bedenken: "Hör mal zu – du bist die Einzige, die alles von mir weiß. Rede nicht – mach!" Der Auftrag war eindeutig und die Freundin aus Deutschland nahm ihn an.

Ein gutes halbes Jahr ist es nun her, dass Uta Hentsch mit der Niederschrift begonnen hat. So manche Episode, so manchen Mosaikstein seines bewegten Lebens hat sie bereits zu Papier gebracht. Und auch der Titel des Werkes steht schon fest. "Schalom, ich habe euch viel zu sagen", wird in großen Buchstaben auf dem Cover des Buches prangen, das "Die Lebensgeschichte des Shalom Stamberg, Überlebender des Unternehmens Wüste Werk zwei – Bisingen" erzählt. Im Hintergrund soll ein Foto der Burg Hohenzollern zu sehen sein – "das markante Erkennungssymbol für KZ-Überlebende", erklärt Uta Hentsch. Wenn sie von ihrem Projekt erzählt, leuchten ihre Augen. Es ist lebhaft zu spüren, dass sie viel Herzblut in die Arbeit investiert.

Doch wie kam es eigentlich zu ihrer Bekanntschaft mit Shalom Stamberg? Als Juliette Franzmayr aus Hechingen im Jahre 2002 im Gästehaus des Liebeswerks "Zedakah" in Israel volontierte, kam sie dort zufällig mit Stamberg und seiner Ehefrau Selda ins Gespräch. Der Bogen von Hechingen nach Bisingen war schnell gespannt und im November desselben Jahres besuchte Uta Hentsch die Familie in Haifa. Anfangs sei die Unterhaltung freundlich distanziert, dann immer herzlicher gewesen, beschreibt sie im Rückblick. Als sie schließlich all ihren Mut zusammennahm, und Shalom Stamberg fragte, ob er sich vorstellen könne, nach Bisingen zu kommen, überraschte er sie ein erstes Mal. "Kaum hatte ich die Frage gestellt, da sprang er von der Couch auf und rief ,Ja, wann?’", erzählt die Vorsitzende des KZ Gedenkstättenvereins, bei der die Erinnerung an diesen Moment noch immer ein Gänsehautgefühl hervorruft. Es waren zwei Worte, die zahlreiche Begegnungen eröffneten.

Nach seinem ersten Besuch im Jahre 2003 kam der heute 87-Jährige bisher noch dreimal in die Kirchspielgemeinde. Im Buch, das den Kindern des Ehepaares Stamberg gewidmet sein wird, werden seine Lebensgeschichte, historische Fakten und Fotos zu einem eindringlichen Dokument wider das Vergessen verwoben.

u Erscheinen soll das Werk, das vom Verein Gedenkstätten KZ Bisingen und der Landeszentrale für politische Bildung finanziert wird, bis Ende Februar in einer Auflage von 100 Exemplaren.