Kaiser Wilhelm II. beim Verlassen der St.-Michaelskapelle. Am 1905 schickte er seiner Gemahlin eine Ansicht des Burggartens. Nach der Reichsgründung wurde die Burg Hohenzollern Motiv vieler Ansichtskarten. Fotos: Hausarchiv Burg Hohenzollern, Fürstlich Hohenzollernsche Sammlungen Sigmaringen, Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen, Thomas Strobel, Sammlungen Blankart/Feldhahn. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Buch präsentiert historische Ansichten der Burg Hohenzollern 1850 bis 1970 / Ausstellung bis Ende November

Von Erika Rapthel-Kieser

Burg Hohenzollern. Kein einziger Schuss wurde je auf die Mauern der Burg Hohenzollern abgegeben. Aber längst bevor die letzten Steine in ihre Konstruktion gesetzt waren, war sie schon erobert – von Fotografen.

Ulrich Feldhahn, Kunsthistoriker und profunder Kenner der Historie der Hohenzollern veranschaulicht dies jetzt mit seinem Buch: Burg Hohenzollern – Historische Fotografien 1850 bis 1970, erschienen im Sutton Verlag. Die Ausstellung dazu ist noch bis 27. November im Torturm der Burg zu sehen.

Feldhahn wartet dabei längst nicht nur mit den charmant-kolorierten, patriotisch geprägten Postkartenansichten der Jahrhundertwende auf. Die von ihm zusammengestellten Fotos belegen auch, dass bereits die Bauphase der Burg von 1850 bis 1867 mit dem neuen Medium der Fotografie gut festgehalten wurde. Die Wiederherstellung des Stammsitzes der Hohenzollern fällt in die Frühzeit der Fotografie. So entstanden mehrere Fotoserien, die bemerkenswerte Einblicke in den Entstehungsprozess des imposanten Bauwerks gestatten, auf denen die Mauern noch eingerüstet und halbhoch zu sehen sind und der Zollerberg noch nicht von Wald bewachsen ist – Fotos, die etwas nachkoloriert und nachretuschiert wurden. Denn die Fotografen hatten vor allem bei Landschaftsaufnahmen in den Anfängen der neuen Technik mit deren Tücken zu kämpfen. Auf blaues und violettes Licht reagierten die ersten für die lichtempfindlichen Schichten verwendeten Chemikalien besonders gut. Weshalb oft der ansonsten überbelichtete Himmel extra fotografiert und dann das Foto der Landschaft hineingefügt wurde. Glasplatten und Abzüge konnten per Pinsel und Farbe nachbearbeitet werden. So gibt das Buch am Beispiel der Hohenzollernburg auch Einblicke in die Geschichte der Fotografie. Etwa wenn die Bilder farbig werden und verschiedene, bunte Motive so auf einer Postkarte zusammengestellt und festgehalten werden konnten. Oder sie belegen, wie der künstlerische Anspruch der Fotografen sich verlagert.

Atmosphäre wird festgehalten

Von bloßer Dokumentation geht es hin zum Festhalten von Atmosphäre und Stimmung. Das wird vor allem bei jenen Fotografien deutlich, die die Arbeit der Prinzessin-Kira-von-Preußen-Stiftung für Berliner Ferienkinder in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts festhalten.

Aber auch mit historischen Schätzen kann Feldhahn aufwarten – mit Bildern, die bislang noch nie veröffentlicht wurden. So fand der Kunsthistoriker im Archiv der Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen ein Fotoalbum mit zahlreichen Lichtbildern in schwarz-weiß. Darunter auch solche, die den Besuch des Kaisers im Jahr 1911 festhalten. Am 16. November 1911 hatte am Zollergraben heftig die Erde gebebt und Kaiser Wilhelm II., der in Donaueschingen bei Fürst Max Egon und Fürstin Irma Jagdgast war, beschloss, sich von den Schäden an seinem Stammsitz ein Bild zu machen. Die Donaueschinger Fürstenfamilie begleitete ihn. So erzählen die Fotos vom kaiserlichen Besuch in der St.-Michaelskapelle oder davon, wie er ein Geschütz inspiziert. Die Lichtbilder hielten die Herrschaften beim Betrachten der Aussicht vom Altan am Bischofsturm fest und – für Historiker besonders interessant – beim Mittagessen an einer langen Tafel im offensichtlich sehr kühlen Grafensaal.

Die qualitativ hochwertigen Innenaufnahmen aus den zwanziger Jahren helfen heute noch, wenn es um Rekonstruktionen oder authentische Möblierung der Zimmer geht. Was der Wiege der Boulevard-Presse zugeordnet werden dürfte: die Aufnahmen, die sich den gesellschaftlichen Anlässen auf der Burg widmen – etwa der Hochzeit der Prinzessin Cecilie von Preußen mit einem texanischen Innenarchitekten 1949, dem Besuch Ivan Rebroffs und seines Ensembles oder des Geigers Yehudi Menuhin in den 50ern. Dass der Sutton-Verlag von seinem sonst üblichen Hochformat abgewichen ist, bekommt dem Bildband ausgezeichnet, wird den Fotoformaten auf jeden Fall gerechter.

das buch: Ulrich Feldhahn "Burg Hohenzollern. Historische Fotografien 1850–1970", Sutton Verlag, 84 Seiten, 17,99 Euro, ISBN: 978-3-95400-405-8.