Beteiligungsunternehmen steigt bei Bisinger Firma ein / Gewerkschaft sieht keinen Spielraum im Lohnbereich

Von Klaus Stopper und Eri Rapthel-Kieser

Bisingen. Die Bisinger Firma Kress ist von der Münchner Beteiligungsgesellschaft Callista übernommen worden. In der Belegschaft weckt dies Ängste, die gestern in einer Veranstaltung der IG Metall in der Hechinger Stadthalle Thema waren.

Im Jahr 2012 hat Dieter Kress den auf Elektrowerkzeuge spezialisierten Familienbetrieb, der seit Jahren Defizite schrieb, an das Balinger Unternehmen Krug und Priester verkauft. Diese Firma übernahm etwa 100 Mitarbeiter, etwa 30 weitere kamen in einer Transfergesellschaft unter. Die Hoffnungen, unter den Fittichen des größeren Unternehmens wieder in die Gewinnzone zu kommen, habe sich offenbar nicht realisieren lassen.

Am Dienstag kam Marc Zube, Chief Operating Officer der Callista, in die Bisinger Firmenräume und stellte sich als neuer Chef vor. Was Callista derzeit verkündet, klingt durchaus positiv. Es werde keine größeren Einschnitte im Personalbereich geben, das sei wegen der geltenden Tarifverträge auch gar nicht möglich, versicherte Christian Muschick, Investment Manager von Callista in München, gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Da seien die Spielräume bereits stark ausgereizt. Sonstige Einsparungen strebe man an, hauptsächlich aber setze man auf eine "Vorwärtsstrategie".

Durch anderen Geschäftsbereiche verfüge Callista über ein Vertriebs-Netzwerk im Baumarktbereich, über das die Kress-Produkte besser vermarktet werden sollen. Darüber soll die Rentabilität wieder erreicht werden. Dagegen ist aus Sicht der Kress-Belegschaft sicher wenig zu sagen.

Angst vor Zerlegung in Einzelteile

Unter den Beschäftigten herrscht allerdings Skepsis, ob auf diese Aussagen vertraut werden kann. Vor allem der Begriff "carve out", den die Firma auf ihrer Homepage als Grundzug ihrer Aktivitäten beschreibt, erzeugt Ängste, dass hier aus der Firma einzelne Sparten herausgeschnitten und weiterverkauft werden sollen.

Callista schildert auf der Homepage ihre Aktivitäten allerdings eher positiv. Man übernehme defizitäre Firmen. Dann werde durch Neuausrichtung der Firmenaktivitäten oder durch "forciertes Wachstum" versucht, wieder in die Gewinnzone zu kommen. Ziel sei "eine schnelle Erzielung erster Sanierungserfolge". "Spätere Veräußerung" nicht ausgeschlossen.

Die Sorgen der Beschäftigten angesichts der aktuellen Vorgänge stand dagegen gestern bei der von der IG Metall organisierten Versammlung in der Stadthalle Museum im Zentrum. Neben dem Betriebsratsvorsitzenden Peter Reuschling und seinem Stellvertreter Jochen Denzel war auch der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall, Walter Wadehn, vor Ort. Er berichtete den rund 40 Anwesenden, dass Marc Zube bereits bei ihm angerufen und um einen Gesprächstermin gebeten habe. Die Callista werde Zugeständnisse bei Arbeitszeit und Lohnzahlungen wollen, vermutet Wadehn. Die Kress-Beschäftigten seien aber seit etwa neun Jahren in einer Spirale von Lohnverzicht, Personalabbau und Kurzarbeit. Da die Firma Kress Mitglied im Arbeitgeberverband Südwestmetall sei, gelte der Tarifvertrag. Der "hohe Organisierungsgrad" der Kress-Beschäftigten sei da von Vorteil. Wadehn erinnerte auch an Vereinbarungen, die die IG-Metall mit den Kress-Inhabern getroffen hat. Auf deren Einhaltung werde man achten. So gelte für Mitarbeiter, die 53 Jahre oder älter sind, der Kündigungsschutz. Fertige Auszubildende müssten mindestens ein Jahr weiterbeschäftigt werden. Bis Ende Juni diesen Jahres sei den Kress-Beschäftigten der Arbeitsplatz also sicher.

Vereinbarungen der IG-Metall mit Callista werde es nur nach enger Abstimmung mit den gewerkschaftlich organisierten Kress-Mitarbeitern geben, betonte Wadehn. "Das machen wir nur gemeinsam."