Bei "Rock unterm Zoller" geht die Post mächtig ab: Die Bands heizten den Rockfans ein und brachten Stimmung in die Wessinger Halle. Foto: kof

Youngsters und Oldies beweisen: Rock 'n' Roll ist unkaputtbar. Sechs Bands drehen in der Wessinger Halle auf.

Bisingen-Wessingen - Auch nach der zweiten Auflage von "Rock unterm Zoller" zieht der Veranstalter "AKUuD" eine durchwachsene Bilanz. Während er mit der Qualität der Bands hochzufrieden war, blieb die Zahl der Besucher – und damit der Umsatz – deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Die undankbare Aufgabe des Openers beim zweiten "Rock unterm Zoller" fiel der Balinger Nachwuchsband Cryptic Legend zu, die das Genre des Death-Metal pflegt. Sie erledigte diesen Job jedoch bravourös.

Mit rotzfrecher Unbekümmertheit, die sie fast schon routiniert erscheinen ließ, spielte sie sich schnell in die Herzen vor allem der jüngeren Teile des Publikums und sorgte für die ersten Begeisterungsstürme. Ihr biologisches Lebensalter dürfte ziemlich genau dem künstlerischen Lebensalter von Noplies entsprechen, der Band, die seit fast zwei Jahrzehnten die lokale Szene mit ureigenem Metal-Rock ganz entscheidend mitgeprägt hat. Sie wird in der zollerischen Rocklandschaft weiterhin einen unüberhörbaren Markstein darstellen, wie sie am Samstag in der Wessinger Turn- und Festhalle eindrücklich unter Beweis stellte.

Ihre Spielfreude, der direkte Draht zum Publikum, instrumentales Können und musikalische Kreativität machen ihre Konzerte zu einem wahrhaften Leckerbissen.

Den fulminanten Schlussakzent am Freitag setzten gleich mehr als ein Dutzend der absoluten Top-Bands der Rockgeschichte. Allesamt wurden sie stilecht, authentisch und vor allem in fast spiegelgleicher musikalischer Perfektion vom Rockorchester Horst Müller auf die Bühne gebracht.

Sein Titelverzeichnis liest sich bezüglich der Bands wie das "Who is who" und bezüglich der Songs wie die "Alltime-Favourites" des Hardrocks schlechthin. Bei "RHM" – eigentlich der harte Kern von Agent Orange plus ausgesuchte Kollegen – rezitieren Autoren mit höchstem musikalischem Können respektvoll die Jahrhundert-Werke ausgesuchter Artgenossen. Auch das Wessinger Publikum konnte sich dem atemberaubenden musikalischen Dauerfeuer nur begeistert ergeben.

Angesichts dieses hochkarätigen Programms hätte "AKUuD" eine volle Halle erwarten dürfen, wurde jedoch am Freitag enttäuscht und setzte deshalb alles auf den Samstag. Der wurde von Souldrinker mit der fantastischen Gesangs-Wunderwaffe Iris Boanta am Mikrofon eröffnet.

Im Handumdrehen hatte die charismatische Frontfrau im Publikum das Feuer der Leidenschaft entzündet und hielt es dank des Supports ihrer Instrumental-Kollegen mit einer hinreißenden Musik-Performance bis zum letzten Ton am Brennen. Die Band We are Legend, mit alterfahrenen Musikern aus diversen namhaften Bands aus der Glanzzeit des harten und heftigen Rocks, hielt die Temperatur weiter hoch und gefährlich. Mit frisch eingespielten eigenen Titeln legte sie lebendiges Zeugnis dafür ab, dass "Hard ’n’ heavy" keine überlebte Ära, sondern aktuelles Lebensgefühl ist.

Den ehrwürdigen Schlusspunkt des Festivals setzte Frantic. Das einheimische Power-Paket lieferte eine mitreißende Bühnenshow und Party, der sich niemand entziehen konnte.

Die schnuckelige Festhalle in Wessingen erwies sich in allen Belangen als perfekte Location. Für die Macher von "AKUuD" ist sie ein Rocktempel, der förmlich nach weiteren Konzerten schreit. Wenn der Zuspruch des zahlungswilligen Publikums aber nicht ausreichen sollte, um die notwendigen Kosten für Technik, Sicherheit und mehr zu decken, hat auch dieses Live-Format eine schwierige Zukunft.