Bei "Pfudemadeau" mussten sie ausrücken. Der schwäbische Begriff bedeutet, dass es irgendwo brennt. Die Zeichnungen zu den Begriffen hat Josef Schell selbst anfertigen lassen. Foto: Schell Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Sammlung schwäbischer Worte von Josef Schell erinnert an vergangene Zeiten

Von Klaus Stopper

Bisingen. Josef Schell hat eine Sammlung von Worten aus dem "typisch Bisinger Schwäbisch" angelegt (wir berichteten). Kein wissenschaftliches Werk, aber eine Fundgrube für das, was diesen Dialekt ausmacht.

Als Worte aufgeschrieben, ähneln viele Worte natürlich dem normalen Schwäbisch. Den typisch Bisinger Einschlag erhalten sie erst durch die besondere Melodie, die sich in Buchstaben kaum ausdrücken lässt. Manche Sätze aber wurden durch besondere Begebenheiten zu allseits bekannten Redewendungen "Schoal aweg". Der Satz wurde von dem Bisinger Original "Schluwe" in misslicher Lage vorgetragen, als er beim Auftritt eines Wanderzirkus gegen einen Boxer antreten durfte. Damals ging es wohl härter zu als heute, jedenfalls wurde der "Schluwe" windelweich geprügelt. Damit das Desaster endet, rief er "Seil weg". Jedenfalls meinte er diesen Satz, wegen seines Sprachfehlers wurde das dann ein "Schoal". Die Begebenheit wurde damals herumerzählt, erinnert sich Josef Schell.

Aber zurück zu Schells Dialekt-Sammlung. Manche Worte sind schon fast in Vergessenheit geraten. "Narfel" etwa. Das heißt "einen Arm voll". Oder "Nischdr", das Bisinger Dialektwort für Rosenkranzkette. "No gib ihm halt a Nunzadädle und a Wadaweible" sagte man, wenn sich jemand nicht entscheiden konnte. Unangenehm war es, wenn es hieß: "Mi hot ma oascha gschickt", denn das bedeutete, dass man zum Geldeintreiben gekommen war.

Aufpassen muss man im Schwäbischen schon, denn ein Buchstabe kann einen Riesenunterschied machen. Als "Pfizde" beispielsweise konnte eine schick gekleidete Frau bezeichnet werden, "Pfuzga" dagegen bezeichnet eine verärgerte Reaktion.

Nicht jedem Schwaben geläufig ist beispielsweise das Wort "Pfudemadeau". Josef Schell berichtet, dass man mit diesem Ruf bei einem Brand Leute zum Löschen herbeigerufen habe. Übersetzt heiße es: "Es brennt lichterloh."

Manches klingt einfach lustig. Als "Rollabudl" etwa wird ein Mann mit lockigen Haaren bezeichnet, fällt jemand betrunken hin, kann es schon mal heißen, "dr hod so an Rausch ghed, dass er naunoso gschurabuzalad ischt". Nicht zu verwechseln übrigens ist dieses Wort mit "Schuramoggale", was einfach nur einen Tannenzapfen bezeichnet.

Und was ist ein "Underscheguggar"? Jemand, der von unten hochschaut, der also als unehrlich gilt. "Den Underscheguggar haune gfressa" ist also kein gutes Urteil über einen anderen Menschen. Gut möglich, dass man so jemanden dann "verkassmaduglad" hat, also veräppelt.

Und so geht es munter fort in der Liste, Seite um Seite in einem prall gefüllten roten Leitz-Ordner abgeheftet. "Aubache viel Gschäft", würde der Schwabe dazu sagen. Aber "schaffa" und Spaß dabei haben, das schließt sich für einen echten Schwaben ja niemals aus. Josef Schell jedenfalls strahlt, wenn er von dieser Wort-Reise in die Vergangenheit erzählt. Ob das Werk je als Büchlein herausgeben wird, steht noch nicht fest.