dm-Chef Erich Harsch bei der Vorstellung der Bilanz Foto: dpa

Der Markt für Drogeriewaren ist heftig umkämpft. Doch der Platzhirsch dm behauptet sich mit Rekordzahlen. Für die Mitarbeiter gibt’s Warengutscheine im Wert von 850 Euro als Bonus.

Karlsruhe - Erich Harsch kokettiert gern mit dem Erfolg seiner Drogeriemarktkette. Woher das ganze Wachstum komme, könne er sich selbst nicht erklären, sagte der dm-Chef bei der Vorstellung der Bilanz am Mittwoch in Karlsruhe. Das Unternehmen hat sein bisher erfolgreichstes Geschäftsjahr hinter sich gebracht (Stichtag: 30. September 2015). „Das war nicht unbedingt vorauszusehen“, sagte Harsch. Zwar ist dm beim Umsatz nicht mehr ganz so stark gewachsen wie in den Jahren unmittelbar nach der Insolvenz des einstigen Marktführers Schlecker, aber doch kräftig.

Konzernweit hat der Umsatz zum ersten Mal die Neun-Milliarden-Euro-Marke geknackt. Damit liegt der Umsatz neun Prozent über dem Vorjahreswert. In Deutschland sind die Erlöse um 9,8 Prozent auf über sieben Milliarden Euro geklettert. Zum Ergebnis äußert sich das Unternehmen traditionell nicht. Für dieses Geschäftsjahr rechnet Harsch – wie immer konservativ – mit einem Wachstum von bis zu sechs Prozent.

Allein der im Juli ans Netz gegangene Online-Shop ist noch nicht in den schwarzen Zahlen. Das liege auch an den Startinvestitionen, so Harsch. Der Online-Shop sei jedoch auch nicht als der große Gewinnbringer angelegt, sondern als zusätzlicher Service für die Kunden. „Wenn wir hier eine schwarze oder rote Null erreichen, bin ich schon zufrieden“, so Harsch. „Wir befinden uns auf einem guten Weg dorthin.“ Im Internet können dm-Kunden bislang mehr als 11 000 von insgesamt rund 12 500 bei dm gelisteten Produkten kaufen.

Bonus für Mitarbeiter in Form von Warengutscheinen

Das Umsatzwachstum ist vor allem mit dem Flächenwachstum zu erklären. Zwischen dem Geschäftsjahr 2005/06 und dem vergangenen Jahr ist die Zahl der Filialen in Deutschland von 869 auf 1744 gestiegen. Die durchschnittliche Verkaufsfläche liegt inzwischen bei fast 600 Quadratmetern. Im vergangenen Jahr sind bei dm in Deutschland 122 Filialen neu hinzugekommen und europaweit 160 – im angelaufenen Geschäftsjahr will dm ähnlich stark wachsen.

„Was den Wettbewerb betrifft, rechnen wir wie alle Beteiligten damit, dass sich das Ringen um Marktanteile fortsetzt“, sagte Harsch. Seit Jahren drängen auch die Discounter und Supermärkte immer stärker in den Markt. Trotzdem hätten die Drogeriemärkte ihren Anteil am Umsatz mit Drogeriewaren von über 40 Prozent ausbauen können. Unter den Drogerieunternehmen ist dm seit der Insolvenz von Schlecker Marktführer vor Rossmann und Müller.

Die beiden neu eingeführten Eigenmarken trend IT UP im Kosmetikbereich und dm Bio bei den Lebensmitteln seien gut angelaufen, sagte Harsch. In welchem Maße dm Bio die etablieren Bioprodukte von Alnatura in Zukunft ablösen wird, sei noch nicht abzusehen, so der dm-Chef. Einen Rekord verbucht dm nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei den Bewerbern: Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben sich 220 000 Menschen beworben. Weil die Geschäfte so gut gelaufen sind, haben die fast 40 000 Mitarbeiter in Deutschland je einen Warengutschein im Wert von 850 Euro als Bonus erhalten.

Während große Teile der Wirtschaft derzeit vor dem drohenden Fachkräftemangel das Potenzial von Flüchtlingen für sich entdecken, gibt es laut Harsch im Verkauf Grenzen: „Wir können unseren Kunden nicht zumuten, dass sie nicht die gewohnte Beratung bekommen, weil es an den Deutschenkenntnissen mangelt.“