Zusammen an einem Tisch: Im "World-Café" diskutierten die Teilnehmer über die Arbeit mit Flüchtlingen. Foto: Stangenberg

Integration: Helfer tauschen sich über außerschulische Bildungs- und Freizeitangebote in der Ortenau aus.

Biberach - Sport, Kunst, Natur, Sprache und Bildung: Beim Forum "Außerschulische Bildungs- und Freizeitangebote für Menschen mit Fluchterfahrung" holt die Bildungsregion Ortenau (BRO) Helfer an einen Tisch, die sich für junge Flüchtlinge engagieren.

Vertreter verschiedener Institutionen präsentierten im Lernzentrum Biberach ihre Projekte. Im Anschluss tauschten sich die Teilnehmer, die beruflich oder ehrenamtlich mit Geflüchteten arbeiten, im "World Café" über ihre Erfahrungen aus.

"Deutsch in der Natur" (Dena) heißt das Programm des Amts für Waldwirtschaft im Ortenaukreis. Förster Walter Voß geht regelmäßig mit Kinder aus Vorbereitungsklassen (VKL) in den Wald. Naturerlebnis, informelle Bildung und das Schaffen eines Gemeinschaftsgefühls sind die Ziele des Projekts. "Die Gruppen sind sehr heterogen, mit Kindern, die kaum Deutschkenntnisse haben", erklärt Voß. Durch erlebnis- oder waldpädagogische Methoden vermittelt er ganz einfache Begriffe wie "Baum", "Blatt" oder "Sonne".

Projekt "Oase" soll aufs Alltagsleben vorbereiten

Das Institut für deutsche Sprache (IDS) in Offenburg bietet das Projekt "Oase" (Ort für Ausdruck, Sprache und Entwicklung) an, das sich an unbegleitete minderjährige Ausländer im Alter von 15 bis 17 Jahren richtet. Neben dem Sprachunterricht stehen auch andere Fächer wie Mathe, Alltagskunde oder Sport auf dem Programm. Ziel sei es, die Jugendlichen neben dem Sprachkurs auf das Leben im deutschen Alltag und in der Gesellschaft vorzubereiten, beschreibt Projektleiter Philipp Boetzen die Ziele.

"Menschen kommen zusammen und machen Sport", lautet die einfache Botschaft von Jan Elert, Referent für Sportentwicklung beim Badischen Sportbund. Das Projekt "Sport mit Flüchtlingen" möchte jungen Geflüchteten den Zugang zum Vereinssport ermöglichen. Viele Vereine würden die Kinder und Jugendlichen kostenlos mittrainieren lassen. "Im Trainings- und Spielbetrieb entsteht dadurch ein Mehraufwand", sagt Elert. Der Badische Sportbund bietet den Vereinen eine Förderung von monatlich zehn Euro pro Flüchtling an.

Susann Ghané stellte das Zirkusprojekt der Freien Wiesenwerkstatt Offenburg vor. Diese organisierte in der Ferienzeit eine Projektwoche, an der einheimische und geflüchtete Kinder mit und ohne Behinderung im Alter von sechs bis zwölf Jahren teilnahmen. Gemeinsam planten sie eine Zirkusvorstellung, bastelten die Requisiten und studierten ein Theaterstück ein. Der Grundgedanke bei der Zirkuswoche sei, so Ghané, Gemeinschaft entstehen zu lassen.

Die Volkshochschule Offenburg und das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) bieten gemeinsam unbegleiteten minderjährigen Ausländern den Lehrgang "Auf dem Weg zum Hauptschulabschluss" an. Parallel zum Unterricht in den sogenannten Vabo-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf für Menschen ohne Deutschkenntnisse) besuchen die Jugendlichen einmal pro Woche nachmittags den VHS-Kurs. "Dort werden sie auf die Prüfung für den Hauptschulabschluss vorbereitet", präsentierte Sebastian Streck vom CJD den Kurs.

Kunstschule will ihr Tanzprojekt fortsetzen

Die Kunstschule Offenburg setzt Ende dieses Jahres "Korrespondanse" fort. Das Tanzprojekt bietet sie Flüchtlingen neben Fotografier- oder Theaterkursen an. Kunstschulleiter Heinrich Bröckelmann stellte das grenzüberschreitende Tanzprojekt vor, an dem in diesem Jahr Flüchtlinge und Einheimische aus Frankreich und Deutschland teilnahmen. Auf beiden Seiten des Rheins haben sich die Tanzensembles getrennt voneinander vorbereiten müssen, berichtete Bröckelmann. Denn viele Flüchtlinge durften ihr Aufnahmeland nicht verlassen. Deshalb verlegten die Organisatoren die Tanzaufführung kurzerhand auf die "Passerelle des Deux Rives", die Fußgängerbrücke zwischen Kehl und Straßburg.

Im Anschluss an die Vorträge sprachen und diskutierten die Teilnehmer im "World-Café" gemeinsam über verschiedene Fragen: Wie schaffen wir es, dass unsere Angebote angenommen werden? Wie kann nachhaltiger Bildungserfolg erreicht werden? Was sind Faktoren für das Gelingen der sozialen Integration?

Sabine Bier, Projektleiterin der BRO, sieht das Bildungsforum als gute Chance zum Austausch von Erfahrungen. "Hier kommen Menschen aus Projekten wie Sport, Kunst, Natur und Bildung zusammen, die sich sonst im Berufsalltag nicht begegnen würden", sagte Bier. Das Forum zeige die große Bandbreite an Angeboten für junge Flüchtlinge in der Ortenau, so die Projektleiterin.