Die Beutel der Drogeriemarktkette werden nicht mehr nur von einstigen Langzeitarbeitslosen in Deutschland genäht Foto: dpa

Die Drogeriemarktkette dm steht für viele Kunden für faire Arbeits- und Produktionsbedingungen. Umso größer war deren Entrüstung, als vor kurzem herauskam, dass dm seine Baumwolltaschen nicht mehr nur von einstigen Langzeitarbeitslosen in Deutschland, sondern auch in Indien nähen lässt.

Stuttgart - Erich Harsch, Chef der Drogeriemarktkette dm, hat die umstrittene Teilverlagerung der Pfandtaschenproduktion nach Indien mit einem gesteigerten Bedarf gerechtfertigt: „Angesichts unseres Wachstums brauchen wir ein weiteres Standbein“, sagte Harsch unserer Zeitung.

„Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr rund 170 neue Märkte aufgemacht, und im laufenden Geschäftsjahr werden es weitere 170 sein. Schon allein deshalb steigt bei uns der Bedarf an den Taschen.“ Er wies die Kritik zurück, wonach dm durch die Teilverlagerung Kosten sparen wolle.

Bisher hat dm nur wenige Taschen in Indien produzieren lassen: „Wir haben dort zunächst nur eine Lieferung im Umfang von nicht einmal zwei Prozent unseres jährlichen Taschenvolumens nähen lassen, um zu schauen, wie die Zusammenarbeit mit unserem Partner vor Ort über die bisherigen Aktivitäten hinaus funktioniert“, sagte Harsch.

Vor kurzem hatte dm großen Wirbel im Internet ausgelöst, weil Kunden zufällig festgestellt hatten, dass die Taschen nicht mehr nur von der ökosozialen Augsburger Firma Manomama produziert werden.

„Die Kooperation mit den Taschen ist eine elementare Säule unseres Unternehmens“, sagte Manomama-Chefin Sina Trinkwalder. „Sie ermöglicht uns, auch Menschen mit geringen Qualifikationen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“ In naher Zukunft werde sich daran nichts ändern, da dm weiter in gewohntem Umfang Taschen beziehen werde. Trotzdem habe der Wirbel im Netz ihrer Firma geschadet: „Da bei den Drogerie-Kunden und während des Shitstorms im Internet oftmals von Manomama-Taschen die Rede ist, wurde unser Unternehmen direkt mit einer Verlagerung der Produktion nach Indien in Verbindung gebracht“, sagte sie. „Dies steht diametral zu unseren Werten. Wir sind unserer Heimat und der regionalen Wertschöpfung verpflichtet.“

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