Die Dreharbeiten bei Bernau im Hochschwarzwald laufen. Kommenden Herbst soll der erste Fall im Ersten ausgestrahlt werden. Foto: Fleig

Kommissare verschlägt es in ländlichen Raum. Vielfalt des Schwarzwalds zu sehen.

Bernau im Schwarzwald - Vor imposanter Naturkulisse haben diese Woche die Dreharbeiten zum neuen Schwarzwald-"Tatort" begonnen. Nahe an der Realität sollen die ernsthaften Fälle auch die atmosphärische Umgebung einfangen.

Die Sonne dringt kaum durch den dichten Hochnebel, der durch Täler und Schluchten zieht. Vereinzelt verteilen sich abgelegene Höfe in der bergigen Landschaft. "Der Schwarzwald mit seinen düsteren Tälern und abgelegenen Höfen ist für Krimigeschichten das ideale Setting", schwärmt SWR-Fernsehchefin Martina Zöllner.

Und so begibt sich mit den beiden Hauptkommissaren Franziska Tobler und Friedemann Berg ab Herbst ein neues Ermittlerduo zwischen Wutachschlucht und Schauinsland auf die Spur menschlicher Abgründe. Der Schwarzwald-"Tatort" ist dann neben den Kriminalfällen aus Ludwigshafen und Stuttgart das dritte "Tatort"-Format des Südwestrundfunks (SWR).

Mit der Reihe habe man neue Wege beschreiten wollen, erzählt die SWR-Redakteurin Katharina Dufner gestern am Rande der Dreharbeiten in Bernau im Schwarzwald (Kreis Waldshut). Denn es wird vor allem im ländlichen Raum ermittelt.

Mehr als 100 Bürgermeister aus Städten und Gemeinden im Schwarzwald hatten im Vorfeld mit einer Unterschriftensammlung ihre Unterstützung eines solchen Formats signalisiert. Und so gehen Eva Löbau (44) und Hans-Jochen Wagner (48) künftig von Freiburg aus unter anderem in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Waldshut, Emmendingen und Lörrach auf Verbrecherjagd.

Nachdem die kurzfristige Absage des Entertainers Harald Schmidt den SWR laut einer Sprecherin "kalt erwischt" hatte, spielt nun die Berliner Schauspielerin Steffi Kühnert (54) die Rolle der Kripochefin Cornelia Harms. Der Dialekt dürfte allerdings kein Problem darstellen, denn "wir werden nicht versuchen, das künstlich herzustellen", versichert Regisseur Robert Thalheim.

"Der Schwarzwald hat eine mystische Anziehungskraft", sagt Thalheim, der seinen ersten "Tatort" inszeniert. Er wolle die Stimmung zwischen Tradition und Moderne einfangen. Dazu sollen auch die sorgfältig ausgewählten Schauplätze beitragen. Die ursprüngliche Natur und das raue Wetter forderten die Filmemacher zwar beim Schneiden heraus, bestimmten aber die einzigartige Atmosphäre mit. "Klar wäre es einfacher, sich ins Studio zu stellen", räumt er ein. "Aber was wir haben, das benutzen wir auch." Mit der idyllischen Landschaft ist das Ermittlerduo indes vertraut: Beide kommen laut Drehbuch aus der Umgebung Freiburgs. Und die Persönlichkeiten der Charaktere sollen sich langfristig entwickeln: "Da bleibt noch einiges im Verborgenen", verrät Löbau.

Doch im Vordergrund der Schwarzwald-Krimis soll die Ermittlungsarbeit stehen. Wagner ist überzeugt: "Die Kommissare hadern nicht mit privaten Problemen oder zelebrieren Befindlichkeiten. Die Fälle werden im Mittelpunkt stehen." Auf eine besonders realitätsnahe Inszenierung wird Wert gelegt: So haben sich die Schauspieler intensiv bei der Freiburger Polizei mit den Hintergründen der Behörde auseinandergesetzt. Löbau will die Ernsthaftigkeit der Polizeiarbeit transportieren: "Das Humoristische interessiert mich am ›Tatort‹ nicht."

Und so ist auch die Handlung des ersten Falls düster: Die Idylle einer Schwarzwaldgemeinde zerbricht, als eine Elfjährige erschossen wird. Als auch der Nachbarsjunge verschwindet, treiben Misstrauen und Trauer die Menschen in der Abgeschiedenheit des Hochschwarzwalds weiter auseinander.

Das Drehbuch dazu stammt von Bernd Lange. Laut SWR sind weitere Folgen in Arbeit.

Auch wenn Löbau das Humoristische nicht interessiert und Wagner den Fall in den Mittelpunkt stellt: Durch ihre Kommissaren-Rollen rücken sie selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach den Eindrücken des gestrigen Pressegesprächs stellt sich die Frage, ob sie ihr Publikum trotz ihrer ernsten Fälle nicht doch ab und an zum Schmunzeln bringen werden.