Der Bürgerzentrums-Entwurf von Henning Larsen Architects soll nun doch realisiert werden. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Henning Larsen Architects

Jahrelange Diskussionen um den Standort des Bürger- und Medienzentrums für den Landtag sind vorbei. Der Neubau entsteht zwischen Plenargebäude und Konrad-Adenauer-Straße.

Stuttgart - Für die jährlich rund 45 000 Besucher des Landtags und für die Journalisten wird jetzt doch ein Bürger- und Medienzentrum nach dem Entwurf des Architekturbüros Henning Larsen gebaut. Mit dieser einhelligen Entscheidung des Landtagspräsidiums am Dienstag hatten manche schon nicht mehr gerechnet. Ende 2013 waren plötzlich Kosten von 26 statt 17,5 Millionen Euro zu erwarten. Daraufhin erwog man diverse Alternativen. Doch eine Optimierung der Pläne bringt das Siegerbüro des Architektenwettbewerbs wieder ins Geschäft.

Vom Tisch ist damit auch, was die CDU-Landtagsfraktion und die Grünen-Fraktion im Gemeinderat zuletzt favorisiert hatten: die Unterbringung des Besucherzentrums im Neuen Schloss, das sich damit in Richtung eines Bürgerschlosses nach dem Vorschlag des Kommunikationsdesigners Johannes Milla entwickelt hätte.

Die Larsen-Pläne wurden abgespeckt. Das unterirdische Gebäude rückt weiter von dem Stadtbahntunnel unter der Konrad-Adenauer-Straße weg. Beim Bau muss weniger mit Spundwänden operiert werden. Auch der Eingriff ins Grundwasser sei jetzt unproblematisch, heißt es. Beim Raumprogramm musste man allerdings Abstriche machen. Dafür können die Kosten wohl wieder auf 16 bis maximal 17,5 Millionen Euro gedrückt werden. Das erscheint den Landtags-Oberen nicht unrealistisch, schließlich ist keine Variante planerisch so vertieft betrachtet worden wie diese.

Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) äußerte sich am Mittwoch nicht. Präsidiumsmitglied Wolfgang Drexler (SPD) sagte auf Anfrage, man erhalte ein unterirdisches Zentrum, das direkt mit dem Plenargebäude verbunden ist. Das spare Wege und Personaleinsatz. Trotzdem wird das Zentrum einen eigenen Eingang haben, was das Landtagsgebäude entlastet. „Das ist eine tolle Lösung, die dem Besucherstrom gerecht wird“, sagt Drexler. Die diskutierten Alternativen seien teilweise teurer gewesen.

Das gilt besonders für den sogenannten Rosengartenflügel des Neuen Schlosses. Die Kosten des Umbaus wurden auf rund 26 Millionen Euro geschätzt. Ein wesentlicher Grund: Das Schloss wird seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg von einem Stahlkorsett gestützt. Eingriffe schlagen teuer zu Buche. Das benachbarte Kunstgebäude wiederum wollte man dem Kunst- und Kulturbetrieb nicht wegnehmen. Andere Lösungen, etwa im Haus der Abgeordneten jenseits der Konrad-Adenauer-Straße, hätten weite Wege und mehr Personalaufwand ergeben. Drexlers Fazit: „Wenn man zwischen Oper und Landtag nicht bauen darf, dann haben wir jetzt die beste Lösung ausgewählt.“

Die Stadt, daran lässt Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) keinen Zweifel, hat die Schließung der Lücke zwischen Opernhaus und Landtag klar abgelehnt. Dass unter dieser Prämisse nun aber wirklich die beste Lösung ausgewählt wurde, davon ist Hahn nicht überzeugt. Er persönlich hätte es bevorzugt, wenn an dem jetzt ausgewählten Platz ein unterirdischer Bau ohne eigenen Eingang entstünde. Die Eingangsöffnung in der Wiese hält Hahn für „schwierig zu bespielen“. Ihm erschließe sich nicht, wie dieses Loch belebt werde und wer auf den Treppenstufen sitzen werde. Er respektiere aber die Entscheidung des Präsidiums, versichert Hahn. Abgesehen von seiner Wunschvariante habe das Präsidium „das Beste aus den noch zur Wahl stehenden Lösungen ausgewählt“. Heilfroh sei er, dass das Kunstgebäude der Präsentation von Kunst vorbehalten bleibe. Der Umbau des Schlossflügels wäre wohl zu teuer und zeitaufwendig.

Aber die Zeitfrage ist wichtig. Das Landtagspräsidium hofft das Zentrum Anfang 2017 eröffnen zu können – ein Dreivierteljahr nach dem umgebauten Plenargebäude.