So sieht eine Zauneidechse aus. Foto: StN

Gerade erst mussten die Baupläne für die neue Biogasanlage in Zuffenhausen wegen Zauneidechsen geändert werden. Auch dem Projekt Stuttgart 21 haben die Reptilien schon dazwischengefunkt.

Gerade erst mussten die Baupläne für die neue Biogasanlage in Zuffenhausen wegen Zauneidechsen geändert werden. Auch dem Projekt Stuttgart 21 haben die Reptilien schon dazwischengefunkt.

Stuttgart - „Wenn Bauvorhaben mit bestehenden Zauneidechsen-Vorkommen kollidieren, ist zu prüfen, ob die örtlichen Gegebenheiten so beschaffen sind, dass die Eidechsen in benachbarte Gebiete vergrämt werden können“, sagt Nadine Hilber, Sprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart.

Vergrämt meint in diesem Fall: verscheucht. Möglichst in die nächste Nachbarschaft. „Streng genommen darf man einen Lebensraum erst zerstören, wenn nachgewiesen wurde, dass das neue Habitat von den Tieren angenommen wurde“, sagt Martin Klatt vom Naturschutzbund Baden-Württemberg.

Ein Bauherr darf also nicht darauf setzen, dass der Lärm der Baumaschinen die Tiere zur Flucht veranlasst. Vielmehr müssen die Reptilien Stück für Stück umgesiedelt werden. „Das Naturschutzrecht ist nicht dazu gemacht, Leute zu ärgern oder Geld zu verschwenden“, so Klatt. Auch ein hoher finanzieller Aufwand sei gerechtfertigt, wenn das Überleben einer geschützten Art gesichert werde.

Die Gruppe für ökologische Gutachten (GÖG) Stuttgart hat sich darauf spezialisiert. Denn es ist eine heikle Angelegenheit und erfordert große Vorsicht, die kleinen, wendigen Reptilien, ohne ihnen Schaden zuzufügen, einzufangen und ihnen ein neues Zuhause zu bieten. Landesweit hat die GÖG schon mehrere Tausend der Tiere sozusagen mit Samthandschuhen eingesammelt und sie zu ihrem neuen Lebensraum getragen. Auch die nach eigenen Angaben sehr erfolgreiche Umsiedlung der Feuerbacher Eidechsen geht auf das Konto der Gruppe

Kosten fallen sehr unterschiedlich aus

Wichtig ist, bei einem entsprechenden Vorhaben den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Erst, wenn die Tiere im April ihre Winterquartiere verlassen und aktiv werden, besteht die Chance, sie einzufangen. Bis August sollten zumindest alle Männchen eingesammelt und umgesiedelt sein, denn diese ziehen sich als Erste wieder in ihre Winter-Schlupflöcher zurück.

„Zum Einfangen der Eidechsen gibt es verschiedene Methoden“, erklärt Gunther Matthäus von GÖG. Ein geeignetes Instrument, um die flinken Tierchen zu fassen, ist eine kleine Rute mit einer daran befestigten Nylonschlinge, die den Reptilien um den Hals gelegt wird. Am häufigsten wird aber das Fangen mit der Hand angewandt. „Dafür muss man schnell und erfahren sein“, sagt Matthäus. „Man bringt Steinplatten, Dachziegel oder Bleche aus, unter denen sie sich gerne verkriechen. Frühmorgens findet man darunter das Tier, das von der Nacht dann noch kühl und träge ist. So kann es schadlos aufgegriffen und umgesiedelt werden.“ Es können aber auch Eimer- oder Kastenfallen aufgestellt werden. Die unterschiedlichen Fangmethoden kommen je nach Situation und Geländebeschaffenheit zum Einsatz.

Zu den Kosten einer Umsiedlung von Zauneidechsen möchte sich Matthäus nicht konkret äußern. Diese fallen je nach Umstand sehr unterschiedlich aus. „Es sind nicht die Tiere, die ein Bauvorhaben behindern“, betont der Biologe. Lediglich eine schlechte Planung oder die Missachtung von Regeln können Probleme verursachen.

Die Regeln im Falle von Zauneidechsen sind eindeutig: Wenn nur ein einziges Tier auf dem Gelände eines Bauprojekts gesichtet wurde, muss der Bauherr eine artenschutzrechtliche Ausnahmeentscheidung durch die höhere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium erwirken. Erst wenn garantiert ist, dass die Tiere gefahrenlos umgesiedelt werden und an einem anderen Ort weiterleben können, kann eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.