Panthers-Coach Alen Velcic (links) setzt sich für seine Spieler (hier Aljosa Remus) ein. Auch "wenn sie vom Mond wären und nur einen Arm hätten". Foto: Kienzler

Basketball: Panthers-Coach im Interview. Jaka Zagorc erste fixe Personalie für die ProB.

Die Wiha Panthers VS verabschieden sich in die Sommerpause. In den kommenden Wochen werden wichtige Entscheidungen fallen – nicht nur in Sachen Ausländerregelung. Im Interview mit unserer Zeitung erklärt Trainer Alen Velcic, weshalb die Kaderplanung momentan auf Eis liegt und weshalb gutes Scouting den Unterschied ausmacht. Dazu gibt er ein Versprechen für die anstehende Saison ab.

Alen Velcic, am 1. April haben die Wiha Panthers als Scherz die Verpflichtung von Nationalspieler Robin Benzing sowie den Abschluss eines siebenstelligen Sponsorenvertrags verkündet. Wie weit sind Sie davon entfernt?

Etwa 380.000 Kilometer – also so weit wie die Erde vom Mond.

Warum Robin Benzing, ist er einer Ihrer persönlichen Lieblingsspieler?

Nein – überhaupt nicht. Er ist ein in Deutschland sehr bekannter Spieler. Das ist alles. Einen Daniel Theis, Johannes Voigtmann oder Tibor Pleiß hätten vielleicht nicht alle gekannt. Und Dirk Nowitzki oder Dennis Schröder hätte uns niemand geglaubt.

Benzing ist als Forward auch nicht der Spielertyp, der im aktuellen Kader fehlt. Sie könnten eher einen weiteren Aufbauspieler gebrauchen.

In den letzten beiden Saisonspielen haben wir auch ohne Jaka Zagorc sehr gut gespielt. Nur bei der Niederlage gegen Speyer haben wir ihn sehr vermisst. Aber es stimmt schon, dass wir für die ProB einen zweiten Point Guard seines Formates gut gebrauchen könnten.

Auf welchen Positionen sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Ich wünsche mir einen richtig starken Werfer. Im Frontcourt wären wir mit dem aktuellen Kader sehr gut aufgestellt.

Dies liegt unter anderem Tabari Perry. Bei ihm ging es zuletzt hin und her. Reden wir Klartext – geht oder bleibt er?

Es entwickelt sich immer mehr in eine Richtung, die wir uns so nicht vorgestellt haben. Eigentlich waren wir uns bereits einig. Nun pokert er offenbar um ein höheres Gehalt und könnte uns verlassen.

Sie würden ihn aber eigentlich gerne behalten?

Ja, aber nicht unter diesen Umständen. Er hat sich in dieser Saison gut entwickelt. Ich schätze an ihm, dass er kein Troublemaker – wie es viele Amerikaner sind – ist. Wenn er nun lieber für einen anderen Verein spielen will, ist es so. Gute Amerikaner gibt es wie Sand am Meer.

Das hört sich sehr despektierlich an.

So ist es aber in jedem Sport-Business. Tabari ist einer von zehn Spielern, die in dieser Saison die Meisterschaft gewonnen haben, mehr nicht.

Sie streben einen Etat von 250 .000 Euro an. Wo sind die Panthers damit in der ProB angesiedelt?

Im unteren Mittelfeld, schätze ich. Den Top-Etat haben die Artland Dragons mit rund 950 .000 Euro.

Und trotzdem sind die Dragons diese Saison im Achtelfinale der Play-offs gegen die s.Oliver Baskets Würzburg ausgeschieden.

Da sieht man, was "kleinere Teams" mit gutem Scouting erreichen können. Der Markt ist ein Haifischbecken. Jeder Agent will dir Spieler für ein hohes Gehalt andrehen. Durch meine jahrelange Erfahrung und mein Netzwerk recherchiere ich ausführlich und führe viele Gespräche, bevor ich mit Spielern rede.

Die Kaderplanung liegt, bis eine Entscheidung in Sachen Ausländerregelung gefallen ist, aber auf Eis?

Den Kader für die nächste Saison zu planen, wird eine schöne Herausforderung. Jaka Zagorc ist die einzige Personalie, die bereits feststeht. Er wird auch in der ProB für uns spielen, egal wie die neue Regelung aussieht. Das hat er mir fest zugesagt. Zudem hatten wir bereits Gespräche mit jungen, deutschen Spielern. Die wollen aber natürlich abwarten, was passiert. Außerdem würde ich auf jeden Fall mindestens zwei weitere Spieler gerne halten.

Sie wollen also doch auf deutsche Spieler setzen?

Wir haben nie gesagt, dass wir das nicht wollen. Um die Meisterschaft in der Regionalliga zu schaffen, mussten wir mit unseren begrenzten Mitteln auf Ausländer setzen, weil gute Deutsche nicht in dieser Liga spielen. Trotzdem würde ich gerne deutsche Spieler formen und ins Team integrieren.

Wieso sind Sie mit der Quotenregelung dennoch unzufrieden?

Zu diesem Thema möchte ich mich nicht mehr äußern. Das sollen ab sofort unsere Anwälte tun. Ich bin kein Sportpolitiker, sondern ein Trainer, der mit Basketballern arbeitet. Und wenn sie vom Mond wären und nur einen Arm hätten – wenn ich sie für gut empfinden würde, würden sie für mich spielen. Ich finde es müßig, im 21. Jahrhundert über Herkunft, Hautfarbe oder Religion zu diskutieren. Es geht ausschließlich um Basketball.

Woher kommt dieser Sinneswandel?

Es ist kein Sinneswandel. Wir wollten auch in der Vergangenheit deutsche Spieler verpflichten. Diese wollten aber nicht zu uns – oder zu viel Geld. Nun werden wir aufgrund der Liga interessant. Wir wollen aber keine Altstars, die sich die Taschen vollmachen, sondern Spieler mit Talent und Perspektive. Die Liga spricht immer von diesen Perspektivspielern. Diese bin ich willig auszubilden – für den Erfolg des deutschen Basketballs. Ich wehre mich aber gegen 30-jährige Deutsche, die wegen den Regeln in geschützten Zonen abkassieren. Das sollen dann auch andere dürfen, die sportlich wertvoller sind.

Auch auf die Gefahr hin, dass junge Spieler den Verein nach ein oder zwei Jahren wieder verlassen?

Wenn wir einen Spieler an einen Bundesliga-Verein abgeben würden, wäre das eine Wertschätzung für unsere gute Arbeit. Leider gibt es im Basketball dafür keine Ablösesummen. Ein weiteres Problem unserer Sportpolitik.

Werden Sie, egal wie der Streit um die Quotenregelung ausgeht, in der ProB antreten?

Ja! Und wir werden nicht nur antreten, sondern um die Play-offs mitspielen. Auch, wenn man uns kleinlichst genau beobachten und jede Möglichkeit nutzen wird, um die Muskeln zu zeigen.

Sie sind sich also bewusst, dass sich die Panthers zuletzt nicht gerade beliebt gemacht haben?

Wenn wir in eine Halle kommen und ausgepfiffen werden, macht uns das nichts aus. Das motiviert uns. Davon rede ich nicht. Ich befürchte nur, dass die Liga innerhalb der Basketball-Familie Stimmung gegen uns machen wird. Aber so ist das, wenn man sich für eine Sache einsetzt.  

Die Fragen stellte Kevin Schuon.