Wie schon im Vorjahr legte während des Cannstatter Volksfests ein metallbecshichteter Luftballon die S-Bahnen lahm. Foto: SDMG

Jedes Jahr bremsen Luftballons S-Bahnen aus – und nichts passiert. Ein Verbot der metallbeschichteten Accessoires, die durch Kurzschlüsse den Nahverkehr ins Chaos stürzen, ist unausweichlich, meint Uwe Bogen.

Stuttgart - Wehe, wenn sie losgelassen: Den kleinen, bunten Luftballons, die es beim Cannstatter Volksfest zu kaufen gibt, sieht man nicht an, was sie anrichten können. Als Schlumpf kosten sie acht, als Love Bär zehn Euro. Es gibt sie in vielen Formen und Farben, als rote Hunde und weiße Mäuse. Da dauert es nicht lange, bis Kinder ihre Eltern so genervt haben, dass sie einen bekommen.

„Gut festhalten“, wird den Kleinen noch gesagt. Denn gefüllt sind die luftigen Gesellen mit Helium, weshalb sie nicht spielen, sondern aufsteigen wollen. Wie jedes Jahr ein neues Volksfest kommt, so legt jedes Jahr mindestens ein ausgerissener Folienballon, der mit seiner Metallschicht in der Oberleitung von Bahnhöfen landet, den S-Bahn-Verkehr einer Großstadt lahm.

Ob in München, Frankfurt oder wie zuletzt in Stuttgart: Ein kleiner, niedlicher Luftballon hat große, ja sehr gefährliche Folgen. Die Oberleitungen stehen unter Starkstrom. Kommen sie in Berührung mit dem Metall der Ballons, kann dies zu einem Kurzschluss führen, zum unfreiwilligen Stopp von S-Bahnen, deren Fahrgäste für Stunden im Tunnel gefangen sind und in Panik geraten.

Aus dem Schaden will niemand klug werden. Die Warnungen der Bahn verhallen ungehört. Die Hausordnung, wonach das Mitführen dieser Ballons wie das Rauchen auf Bahnhöfen untersagt ist, wird nicht beachtet. Auch am Sonntag – einen Tag nach dem S-Bahn-Chaos – sind auf dem Wasen viele dieser luftigen Gesellen verkauft worden, als wär’ nichts gewesen.

Zu Recht tobt nun in den sozialen Netzwerken der Protest. Sollen Tausende ausgebremst werden, nur damit Kinderaugen leuchten? Man kann seine Kinder auch mit anderen Dingen vom Wasen erfreuen. Ein Verbot der Metallballons ist leider unausweichlich.