Am Triebwerksgebäude der Stadtmühle sind im Fall der Reaktivierung des Wasserkraftwerks Erneuerungen nötig. Archivfoto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Pläne: "BürgerEnergiegenossenschaft" stellt Förderantrag / Interesse an Mitgliedschaft ungebrochen

Mit 125 Mitgliedern hat die Balinger "BürgerEnergiegenossenschaft" 2010 begonnen. Inzwischen sind es 215. Es könnten durchaus mehr sein, doch viele Interessenten mussten vertröstet werden. Doch jetzt können sie auf die Aufnahme hoffen.

Balingen. "Die BürgerEnergiegenossenschaft ist attraktiv", sagt Vorstandsmitglied Joachim Hölle. Nicht nur, weil die Mitglieder die Möglichkeit hätten, "gemeinsam die Energiezukunft zu gestalten" und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, wie es schon bei der Gründung formuliert worden war. Hölle hebt zudem darauf ab, dass in der Vergangenheit jährlich mindestens zwei Prozent Dividende ausgeschüttet worden seien.

Dass neue Aufnahmeanträge oder Wünsche von Mitgliedern nach weiteren Anteilen nicht erfüllt wurden, liege daran, dass die Genossenschaft derzeit kein neues Projekt habe. Das letzte Vorhaben, die bereits zweite Fotovoltaik-Anlage auf dem Betriebsgebäude in der Balinger Kläranlage, wurde Mitte vergangenen Jahres fertiggestellt. "Es ist mit 533 Quadratmetern Fläche unsere bisher größte Anlage", so Hölle nicht ohne Stolz.

Inzwischen sei es aber nicht mehr so einfach, weiter auf Fotovoltaik zu setzen. Zum einen sei die Vergütung für Solarstrom, der ins Netz gespeist wird, gesenkt worden. Zum anderen würden nur noch solche Fotovoltaik-Anlagen gefördert, deren erzeugte Energie auch gleich vor Ort verbraucht werde. Es sei schwierig, geeignete Standorte und Abnehmer zu finden.

Deshalb bleibe es derzeit bei den zehn Anlagen der Genossenschaft – installiert unter anderem auf den Feuerwehr-Gerätehäusern in Balingen und Endingen oder auf der Alten Schule in Erzingen – mit einer Gesamtleistung von 320 000 Kilowattstunden pro Jahr. "Damit könnten rund 100 Haushalte versorgt werden", hält Hölle fest.

Doch nun täten sich für die Genossenschaft neue Möglichkeiten in Sachen Wasserkraft auf: Nachdem die Förderung kleiner Wasserkraftanlagen rund drei Jahren auf Eis gelegen sei, habe die Europäische Union inzwischen ihre Blockade-Haltung aufgegeben und diese Art der Förderung wieder genehmigt.

Nun sei auch wieder an die Umsetzung eines Vorhabens zu denken, das bereits bei der Gründung der Genossenschaft ins Auge gefasst worden war: die Reaktivierung der Wasserkraftanlage in der Stadtmühle. Hierfür kann die Genossenschaft auf vorhandene Pläne zurückgreifen, wonach unter anderem die vorhandene Turbine wieder repariert oder durch eine neue ersetzt werden soll. Weil auch ein Zulaufkanal angelegt, ein Fischaufstieg gebaut und die Rechenanlage erneuert werden muss, sei mit Kosten von rund 600 000 Euro zu rechnen. "Für die Finanzierung bräuchten wir dann wieder neue Mitglieder", erklärt Hölle. "Wir werden auf jeden Fall wieder einen neuen Antrag stellen", sagt er weiter und hofft, dass ein positiver Bescheid noch in diesem Jahr vorliegen wird.

Sollte sich das Vorhaben realisieren lassen, werde damit laut Hölle an die Historie in Balingen angeknüpft. Denn entlang der Eyach habe es viele Mühlen oder Elektrizitätswerke gegeben, in denen Strom produziert worden sei. Und er spielt mit dem Gedanken, dass mit Blick auf die Gartenschau das neue Wasserkraftwerk als eine Schauanlage gestaltet werde, mit der Turbine in einem Glaskasten.

Von einer weiteren Form der alternativen Energiegewinnung ist die Genossenschaft ebenfalls noch nicht abgekommen: Die Nutzung von Abwasserwärme habe man noch nicht aus den Augen verloren, erläutert Hölle. Er erinnert daran, dass es bereits Gedankenspiele gegeben habe, die Stadthalle im Verbund mit dem Eyachbad und der Agentur für Arbeit über Wärmerückgewinnung zu beheizen. "Das wird aber erst interessant, wenn in diesen Gebäuden neue Heizungen benötigt und über Alternativen nachgedacht wird. Dann holen wir unsere Pläne wieder heraus."