Mit festem Schritt läuft Landrat Günther-Martin Pauli in die Geislinger Schlossparkhalle zur Sondersitzung des Kreistags in Sachen Krankenhaus – vorbei an den Aktivisten der Montagsaktion Zollernalb und jenen der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Albstadt, die für die Beibehaltung der Zwei-Standorte-Lösung warben. Foto: Maier

Kreistag fasst in Sondersitzung richtungsweisende Beschlüsse für Neubau auf "grünen Wiese".

Zollernalbkreis - Die Richtung ist klar, die Grundlagen sollen in den nächsten Monaten erarbeitet werden: Der Kreistag des Zollernalbkreises hat am Montagabend mehrheitliche Einigkeit darin gezeigt, dass ein Zentralklinikum kommen und dass dieses Zentralklinikum in der Hand des Landkreises bleiben soll.

Das Gremium beauftragte die Landkreisverwaltung um Landrat Günther-Martin Pauli damit, die Grundlagen für eine Konzentration der beiden jetzigen Krankenhausstandorte Albstadt und Balingen auf der berühmten "grünen Wiese" vorzubereiten. Neben den anfallenden Kosten für den Neubau sollen auch die finanziellen Folgen für den Landkreis sowie, auf Antrag der Freien Wähler, die dadurch entstehenden Belastungen für die Städte und Gemeinden im Zollernalbkreis dargestellt werden. Ebenso sollen Vorschläge für einen Standort erarbeitet werden.

Rund 200 Besucher verfolgten die fast vierstündige Sondersitzung in der Geislinger Schlossparkhalle. Vor Beginn der Debatte hatten Vertreter der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Albstadt und der Montagsaktion Zollernalb für die Beibehaltung des derzeitigen Zwei-Standorte-Modells geworben und die Kreisräte sowie Landrat Pauli mit Plakaten und Sprechchören willkommen geheißen.

Pauli erklärte, dass der Kreistag vor einer "historischen Chance" stehe, die seiner Meinung nach nicht verpasst werden sollte. Der Bau eines Zentralklinikums sei aus medizinischen und wirtschaftlichen Gründen dringend geboten. Für diese Marschrichtung sprach sich ebenso Michael Bitzer, Ärztlicher Direktor des Zollernalb-Klinikums, namens aller Chefärzte aus.

Von den fünf Fraktionen sprachen sich drei klipp und klar für das Modell einer Zentralklinikum an einem neuen Standort aus. Lambert Maute (CDU) sagte, er sehe diesbezüglich angesichts des finanziellen Drucks "umgehenden Handlungsbedarf". In seiner Fraktion – 25 Mitglieder – sei die überwiegende Mehrheit für das Zentralklinikum. Vor dem Baubeschluss müsse es aber eine klare Aussage des Sozialministeriums geben zu Zuschüssen und möglichen Rückforderungen von Zuschüssen geben, die für den Neubau in Balingen geflossen sind. Bis zur Fertigstellung eines neuen Krankenhauses müsse, so Maute weiter, der Betrieb des Klinik-Standorts Albstadt sichergestellt werden. Konrad Flegr (Grüne) meinte, seine fünfköpfige Fraktion sei fest überzeugt, dass ein Zentralklinikum aus medizinischer Sicht die beste Lösung für den Zollernalbkreis wäre. Ebenso äußerte sich Dietmar Foth (FDP, vier Kreisräte).

Dagegen wollten Lothar Mennig namens der Freien Wähler (15 Fraktionsmitglieder) ebenso wie Hans-Martin Haller (SPD, zehn Kreisräte) andere Modelle zumindest nicht vorneweg ausschließen. Haller warnte davor, nur aufgrund der Gutachten "eindimensional" in Richtung Zentralklinikum zu denken. Für den Landkreis sei dies eine "Kann"-, nicht eine "Muss"-Option. Mit eigenen Anträgen wollten die Freien Wähler und die SPD zusätzlich zu den Rechenaufgaben, die die Zentralisierung betreffen, auch andere Varianten finanziell dargestellt haben: Die Freien Wähler die Gesamtkosten einer Zentralklinik am bestehenden Standort in Balingen, die SPD für die Beibehaltung der Zwei-Standorte-Lösung. Beide Anträge lehnte die Mehrheit des Gremiums ab,

Eindeutig hat sich der Gremium auch zur Frage der Trägerschaft eines möglichen künftigen Zentralklinikums positioniert: Dieses soll wie bisher in öffentlich-rechtlicher Hand sein. Zwei Anträge in anderer Richtung wurden mehrheitlich abgelehnt: Die FDP hatte gefordert, dass die Landkreisverwaltung prüfen solle, ob ein privater Betreiber möglicherweise bereit wäre, ein Zentralklinikum zu bauen. Und die Freien Wähler wollten aufgezeigt haben, welche möglichen Konsequenzen sich aus einer Partnerschaft mit einem Klinikverbund ergeben könnten.

Keine Mehrheit fanden zudem die Anträge der Freien Wähler und der SPD, wonach die Kreisverwaltung mögliche Nachnutzungen der Klinikgebäude in Albstadt und Balingen darstellen sollte. Landrat Pauli sagte, er sei dankbar für das Vertrauen in seine "hellseherischen Fähigkeiten", allerdings könnten dazu momentan keine verlässlichen Aussagen getroffen werden.

Gedanken machen muss man sich im Landratsamt derweil zur Zukunftsfähigkeit der medizinischen Abteilungen des Zollernalb-Klinikums. Das hatten die Freien Wähler und die SPD gefordert, dieser Antrag fand eine knappe Mehrheit. Dabei geht es um mögliche Kooperationen mit anderen Einrichtungen, etwa dem Vincenz-von-Paul-Hospital, aber auch um Konkurrenzsituationen, etwa zur Acura-Klinik in Albstadt, die jüngst ankündigte, sich als unfallchirurgisches Zentrum ausrichten zu wollen.