Eine nicht gerade leichte Kost serviert die Gastrednerin Petra Erler den vielen Gästen, die zum Balinger Bürgertreff in die Stadthalle gekommen sind. Fotos: Engelhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgertreff: OB Reitemann beschreibt Balingen in schönsten Farben / Viele Fragezeichen im Brexit-Vortrag

Ereignisse und Zahlen kennzeichneten den Rück- und Ausblick von Oberbürgermeister Helmut Reitemann beim Bürgertreff am Samstag in der Balinger Stadthalle. Fragen und Vermutungen bestimmten den Vortrag von Petra Erler über den Brexit und seine Folgen.

Balingen. Nachdem Reitemann einige welt- und bundespolitische Vorkommnisse gestreift hatte, die die Schlagzeilen in 2017 bestimmt hätten, nahm er sich lokaler Themen an. Im vergangenen Jahr habe es in Balingen immer wieder eines gegeben: Umleitungen in der Innenstadt. Diese seien wegen der regen Bautätigkeit notwendig gewesen. So entstünden zum einen einige neue Wohn- und Geschäftshäuser, was für ihn ein Zeichen dafür sei, dass Balingen als Standort attraktiv sei. Zum anderen werde ein Nahwärmenetz aufgebaut. Wegen der Baustellen müssten sich die Verkehrsteilnehmer auch 2018 auf Behinderungen einstellen.

Vorhaben, die im vergangenen Jahr oder schon vorher begonnen wurden, würden auch das Jahr 2018 bestimmen, so Reitemann weiter: Im Sommer soll die Neugestaltung des Kirchplatzes mit der Einweihung abgeschlossen werden und der Kreisverkehr in der Wilhelmstraße seine Skulptur erhalten. Fortgesetzt würden zudem die Umbau- und Sanierungsarbeiten an Balinger Schulen, und die Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten gehe weiter. Weilstetten soll bis Ende des Jahres die Nord-West-Umfahrung erhalten. Zudem stünden der Bau des Jugendhauses sowie eines Pflegeheims in Weilstetten ebenso auf der Agenda wie das Mehrgenerationenhaus, das das Generationennetz plane.

"Gut vorangekommen sind wir mit der Gartenschau", hielt Reitemann fest und verwies auf den Rahmenplan, auf den man sich geeinigt habe. Zudem seien 16 Millionen Euro für das Projekt bereitgestellt worden.

Dass Balingen eine Sportstadt sei, macht er an den vielen Erfolgen der Vereine und Aktiven fest. Das Kulturfestival, Bang Your Head, "Classic Extreme" und die Stadthallen-Eigenproduktion "La Bohème" seien Beispiele dafür, dass Balingen auch eine "lebendige Stadt" sei, was 2018 unter anderem mit den Open-Air-Konzerten mit James Blunt und a-ha unter Beweis gestellt werde. Für Balingen spreche schließlich auch der inzwischen über Jahre hinweg zu verzeichnende Anstieg der Zahl an Arbeitsplätzen auf der einen und den Rückgang der Arbeitslosenquote auf der anderen Seite.

Da passte es, dass Petra Erler gleich zu Beginn ihres Vortrags ihren Respekt vor diesen Leistungen zollte und Balingen eine "blühende Stadt" nannte. Während die Zuhörer dies zufrieden zur Kenntnis nahmen, schmunzelten sie über Erlers Einschätzung, dass die Kreisstadt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schweiz liege: "Man hat mir gesagt, dass es eine Verbindung nach Schaffhausen gebe."

Ernster wurde Erler, als sie erklärte, dass im Falle des Brexits nicht zu sagen sei, ob, wann und wie dieser stattfinde. Nach Ansicht der Ökonomin und ehemalige Politikerin könne es durchaus noch einen Rücktritt vom Brexit geben. Dann sei ein weicher Brexit möglich, mit dem die EU und Großbritannien enge Verbindungen haben könnten, oder eine harte Trennung ohne Vertrag.

Da sie der Ansicht ist, dass der Brexit kommen wird, stellten sich ihr die Fragen: Was wird aus dem Finanzplatz London, der so wichtig für die EU ist? Wie wird die Finanzlücke gestopft, wenn Großbritannien nicht mehr in die EU-Kasse zahlt? Und wie geht es mit der Klimapolitik weiter? "Genau Folgenabschätzungen kann noch keiner machen", hielt Erler fest. Doch für sie müsse es das Ziel sein, dass der Brexit nicht zur Katastrophe werde, sondern zu einem Gewinn für beide Seiten.