Nicht leicht des Platzes zu verweisen: ein schweres Gefährt des Circus Rudolf Busch. Der Betrieb hat in Balingen einen bleibenden Einruck hinterlassen. Foto: Hauser

Oberbürgermeister: "Haben Anmeldung zu wenig hinterfragt". Bleibt Stadt auf Reinigungskosten sitzen?

Balingen - Nach dem völlig aus dem Ruder gelaufenen Gastspiel des Circus Rudolf Busch in Balingen hat Oberbürgermeister Helmut Reitemann am Dienstag im Gemeinderat zumindest ein klein wenig Versäumnisse der Stadtverwaltung eingeräumt. Zugleich versprach er ein konsequenteres Vorgehen in der Zukunft.

Reitemann sagte, dass die Stadt bisher eigentlich immer ganz gute Erfahrungen mit kleinen Zirkussen gemacht habe. Das Verhalten des Circus Rudolf Busch sei indes "nicht akzeptabel" und ein "Ausnahmefall" gewesen.

Reitemann gab auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Alexander Maute zu, dass bei der Aufhanggenehmigung für die Plakate, die Wochen vor dem Gastspiel erteilt wurde, "zu wenig hinterfragt" worden sei, wo genau der Circus Rudolf Busch seine Zelte aufschlagen wolle. Als Ort sei auf den Plakaten "bei der Messe" genannt gewesen. Aufgrund der Erfahrungen mit anderen kleinen Zirkusbetrieben sei die Verwaltung davon ausgegangen, dass damit entweder der Rasenplatz nahe dem real-Markt oder aber eine Fläche nahe dem Baumarkt Schünke gemeint gewesen sei. An beiden Stellen hätten schon Gastspiele stattgefunden, immer ohne Probleme.

Dass die Rudolf-Busch-Leute sich auf dem dafür völlig ungeeigneten Gelände gegenüber der volksbankmesse niedergelassen haben, das ringsum von mehrspurigen, stark befahrenen Straßen begrenzt wird, habe die Stadt kalt erwischt. Man habe ernsthaft erwogen, den Zirkus des Platzes zu verweisen; wegen der schweren Fahrzeuge des Betriebs sei dies aber nicht möglich gewesen. So habe sich die Stadtverwaltung nur noch um die bestmögliche Verkehrssicherheit kümmern können.

Die Stadt Balingen ist neben dem Land und einem Landwirt Eigentümerin des Areals; der Circus Rudolf Busch hatte mit dem Landwirt für die Dauer des Gastspiels einen Pachtvertrag geschlossen. Mit dem Landwirt werde man nun ein klärendes Gespräch führen, so Reitemann diplomatisch. Klar müsse sein, dass es auf dem Gelände künftig "keine unbefugte Nutzung durch wen auch immer" geben dürfe.

Während der Landwirt nun für die Beseitigung der Schäden auf der Rasenfläche zuständig ist, hofft die Stadt, beim Circus Rudolf Busch im Nachhinein wenigstens die Kosten für die Reinigung der Straßen eintreiben zu können. Bei der Abreise des Zirkus’ am Montag mussten die Zugmaschinen nach dem regnerischen Wetter teilweise mit Traktoren freigeschleppt werden; die Straßen rund um das Gelände waren nach der Abreise völlig verdreckt. "Wir schauen mal, ob wir Geld bekommen", sagte OB Reitemann im Gemeinderat, "wir werden es auf jeden Fall versuchen".

Klar sei auch, so Reitemann, dass Balingen weiterhin Gastspielort für Zirkusbetriebe sein wolle. "Wir haben gerne einen Zirkus in der Stadt – aber bitte in geordneten Verhältnissen." Dazu gehörten neben der ordnungsgemäßen Genehmigung des Stellplatzes die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Bestimmungen. Auch gegen diese hatte der Circus Rudolf Busch während seines Gastspiels in Balingen verstoßen.