Eines der Kamele des Circus Rudolf Busch ist während einer Vorstellung zusammengebrochen und später gestorben. Foto: Ungureanu

Circus Rudolf Busch in Balingen vom Pech verfolgt. Wegen zahlreicher Negativ-Schlagzeilen bleiben Zuschauer aus.

Balingen - Der Circus Rudolf Busch scheint in Balingen von Pech verfolgt zu sein: Nachdem ohne Genehmigung die Zelte aufgeschlagen worden waren und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt wurden, gab es Bußgeldverfahren. Es folgten Matsch-Attacken und Pöbeleien der Circus-Mitarbeiter gegen eine SWR-Reporterin und den städtischen Pressesprecher - und jetzt auch noch ein totes Kamel.

Nachdem angeblich ohne Genehmigung die Zelte aufgeschlagen worden waren und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt wurden, wurden Bußgelder verhängt. Stimmt, räumt der Pressesprecher des Circus, Thomas Bearzi, ein. Aber die Mängel seien behoben worden, die Tiere könnten sich auf der Grünfläche frei bewegen. "Anderswo werden sie in die Box gesperrt."

Und was das tote Kamel angeht: "Tatsache ist, dass das Tier nicht in der Manege zu Tode gequält wurde, sondern es ist erst zwei Tage später gestorben." Das Kamel habe sich in der Manege hingelegt, es hatte wohl Koliken. Der Tierarzt habe es behandelt, danach sei es ihm besser gegangen, aber der Pansen habe nicht mehr gearbeitet. Ein zweiter Tierarzt sei hinzugezogen worden, aber auch der habe nicht helfen können. "In der Gesundheit von Mensch oder Tier steckt man eben nicht drinnen", sagt Bearzi. "Wenn das auf einem Bauern- oder Pferdehof passiert, juckt das keinen."

Nach Negativ-Schlagzeilen kommen keine Zuschauer mehr

Erst am Freitag seien Polizei und Veterinäramt wieder da gewesen, um nach dem Rechten zu sehen. Auch beim Landratsamt sei bekannt, dass ein Kamel während der Vorstellung zusammengebrochen sei, sagt Marisa Hahn, Pressesprecherin des Landratsamts. Mit einem Bagger sei es von Circus-Mitarbeitern auf einer Plane aus dem Zelt gezogen worden. Ein Tierarzt sei gekommen und habe das Tier behandelt, aber es sei verendet. Bei der davor durchgeführten Kontrolle durch das Veterinäramt habe man allerdings bei keinem der Tiere einen auffälligen Zustand feststellen können. Das Landratsamt werde jetzt alle Landratsämter in Baden-Württemberg über die Vorfälle in Balingen informieren, sagt Marisa Hahn. Beanstandet habe das Veterinäramt vor allem die unangemessene Größe sowie mangelnde Qualität und Verhaltensgerechtigkeit der Gehege und Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere. Die Circus-Betreiber hätten versprochen, nachzubessern. "Alles behoben", versichert Pressesprecher Thomas Bearzi. Und ja: Der Zirkus werde auf dem Platz bleiben. Vor allem, weil nach den vielen Negativ-Schlagzeilen keine Zuschauer mehr gekommen seien und das Geld für die Weiterfahrt fehle.

Was bleibt, sind offene Fragen unserer Leser. Kann es sein, dass ein Zirkus ein riesiges Zelt an der Bundesstraße aufstellt und niemand es bemerkt? "So ein Schwachsinn, die Stadt Balingen hat wohl gewusst, das der Zirkus kommt", heißt es in einem Facebook-Eintrag. "Die Plakatierung war schon vorher in ganz Balingen zu sehen. Wenn man die Schilder genau betrachtet, sieht man die Aushanggenehmigung der Stadt Balingen, die im Voraus beantragt werden muss: kleine rote Aufkleber mit dem Stempel der Stadt Balingen." Ohne Genehmigung die Zelte aufgeschlagen? Kaum denkbar, meint eine andere Nutzerin : "Klar, das Zelt wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufgestellt! Huch, ein Zirkus!! Sorry, wie kann denn so was ohne Genehmigung gehen?"

Leser machen Unmut über Facebook Luft

Auch Thomas Bearzi versichert: Bei der Stadt habe man sehr wohl gewusst, dass der Zirkus komme. Das Messegelände sei belegt, habe es geheißen. Daher habe man mit der Grünfläche Vorlieb nehmen müssen. Dass die Zuschauer bei Regen buchstäblich durch den Matsch waten mussten, sei bedauerlich, man habe ganze Lastwagenladungen mit Sägespänen ausgekippt, um die Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen. Was die nicht artgerechte Tierhaltung angeht schreibt ein Leser: "Das Leid der Tiere darf ruhig weitergehen, von der Stadt oder vom Landratsamt interessiert das keinen. Warum auch? Man kann ja Bußgelder verhängen." Dieser Zirkus gehöre sofort geschlossen, die Tiere müssten entzogen werden, fordert unser Leser und schlussfolgert: "Zirkus ist was Tolles, aber nicht auf kosten der Tiere. Wer da hingeht, macht sich mitschuldig." Dazu heißt es in einem weiteren Facebook-Eintrag: "Ich verstehe nicht, warum ein Bußgeld nach dem anderen? Warum nimmt man denen die armen Tiere nicht weg und lässt sie noch einen schönen Lebensabend genießen? Zirkustiere sind eh schon arme Kreaturen."

Eine Leserin aus Bisingen fragt: "Wie viele Kampagnen für einen Zirkus ohne Tiere sind bereits von Tierschutzorganisationen gestartet worden? Wie viel Aufklärungsarbeit ist bereits getätigt? Alles umsonst! Wie viele Tiere müssen noch vor den Augen vieler Zuschauer würdelos (doch, auch Tiere haben ein Recht auf Würde) tot zusammenbrechen? Ich plädiere für ›Gnadenhof statt Zirkuszelt‹, aber möglichst zackig!"

Das Argument der Zirkusbetreiber, die Wiese sei von einem Landwirt angemietet worden, will ein Leser nicht so stehen lassen: "Ich kann doch nicht einfach auf meiner Wiese in Deutschland machen, was ich will, und einen Zirkus einladen, der dann auch noch gegen den Tierschutz verstößt, den persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters anpöbelt und sich an einer stark befahrenen Straße niederlässt. Wir haben doch gegen jeden Muckenschiss ein Gesetz! Warum kann man das nicht unterbinden?" Thomas Bearzi kontert: Die Diskussionen seien nur dazu angetan, ein Familienunternehmen, das in der neunten Generation weitergeführt werde, kaputt zu machen. "Auf dem Zirkus rumhacken" – das sei einfach.

Fest steht: Nächste Station ist in Schramberg. Ein Nutzungsvertrag für das Wittumgelände bei der Tennishalle auf dem Sulgen sei aufgesetzt worden, so ein Vertreter der Stadt auf Nachfrage. Das Gelände sei für den Zeitraum vom 25. April bis zum 3. Mai angemietet worden. Ob der Zirkus jedoch wirklich seine Zelte auf dem Sulgen aufschlagen werde, sei nicht sicher, laut Vertrag aber auf jeden Fall möglich.