Areal Kelleregert bei Weilstetten wird untersucht. Entscheidung im Dezember. Förderantrag wird formuliert.
Zollernalbkreis - Die Diskussion um den Bau eines Zentralklinikums im Zollernalbkreis geht in die nächste Runde. Der Kreistag hat am Montagabend länger als zwei Stunden debattiert – wesentliche Ergebnisse: Mit "Kelleregert" ist ein möglicher weiterer Standort im Rennen. Und die Landkreisverwaltung erhielt den Auftrag, den Förderantrag ans Land vorzubereiten.
Der Förderantrag an das Landessozialministerium soll nach Angaben von Landrat Günther-Martin Pauli im Frühjahr 2018 zum Versand fertig sein; voraussichtlich ab 2024 könnten aus Stuttgart Gelder für den Bau eines Zentralklinikums fließen, das bis 2028 in einem Rutsch fertiggestellt sein soll. Ohne Zuschüsse vom Land wäre das Großprojekt für den Landkreis nicht finanzierbar, "wir können es nicht alleine schultern", sagte Pauli.
Kreiskämmerer Heinz Pflumm geht in einer ersten Berechnung von Kosten für 196 Millionen Euro aus; vom Land erhofft man sich rund 72 Millionen Euro. Der Landkreis sowie die Städte und Gemeinden, das ist derzeit die Prognose, würden den verbleibenden großen Batzen über die Kreisumlage sowie Kredite (jeweils 62 Millionen Euro) finanzieren.
Gerhard Hinger, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums, machte in der Sitzung in der Ebinger Festhalle deutlich, dass allein ein Zentralklinikum den künftigen Anforderungen an die Erbringung medizinischer Leistung gerecht werden könne. Bereits vor der Inbetriebnahme sei es zudem notwendig, den Krankenhaustandort Albstadt zu ertüchtigen – dort soll, wie berichtet, möglichst bald eine neue Zentrale Notaufnahme eingerichtet werden (Kosten; 6,2 Millionen Euro). Weitere Sanierungen am Haupt- sowie an den Nebengebäuden in den nächsten Jahren (rund 2,5 Millionen Euro) würden zudem den Einstieg in die Nachnutzung der Immobilien im Fall des Baus des Zentralklinikums auf der "grünen Wiese" eröffnen.
Stichwort "grüne Wiese": Eigentlich sollte und wollte sich das Kreisgremium am Montagabend nicht mit der Frage beschäftigen, wo, wenn überhaupt, das neue zentrale Krankenhaus im Zollernalbkreis errichtet werden soll. Dietmar Foth zog einen Antrag auf sofortige Führung der Standortdebatte wieder zurück – dann kam die Diskussion aber doch.
Die Kreisverwaltung hatte im Frühsommer alle Städte und Gemeinden um Standortvorschläge gebeten, zwei wurden genannt: Firstäcker, die gemeinsame Empfehlung der Großen Kreisstädte Albstadt und Balingen an deren Gemarkungsgrenze an der Bundesstraße 463 zwischen Dürrwangen und Laufen, sowie Bisingen-Nord an der B 27, Vorschlag der Gemeinde Bisingen. Beide Standorte sind nach Prüfung durch die Kreisverwaltung gleich gut für den Bau und den Betrieb eines Krankenhauses geeignet, sodass die 60 Kreisräte nach politischen Kriterien hätten entscheiden müssen.
Nun aber wird, auf Initiative von Helga Zimmermann-Fütterer (SPD) noch ein dritter möglicher Standort geprüft: Kelleregert, an der B 463 nahe Balingen-Weilstetten gelegen. Zimmermann-Fütterer erinnerte daran, dass dieses Areal im Jahr 2002, als ebenso bereits ein Gebiet für ein Zentralklinikum gesucht worden war, von den sechs untersuchten Standorten am besten abgeschnitten habe. Und sie erinnerte zudem daran, dass die Untersuchung damals Firstäcker attestiert habe, am wenigsten für den Bau und den Betrieb eines Krankenhauses geeignet zu sein.
Mit der Mehrheit von 35 Stimmen beschloss das Kreisgremium, Kelleregert bis zur nächsten Kreistagssitzung im Dezember noch einmal zu prüfen. Mit Blick auf den künftigen Sitz eines Zentralklinikums sagte Zimmermann-Fütterer, dass nicht Absprachen zwischen Oberbürgermeistern, sondern ihrer Meinung nach der am besten geeignete Standort den Zuschlag erhalten sollte.
Eine klare Absage erhielt derweil der Antrag von Werner Beck (Freie Wähler), das Kreiskrankenhaus am jetzigen Standort in Balingen zu konzentrieren; den gleichlautenden Antrag hatte der Kreistag bereits im Januar in der Sondersitzung in Geislingen abgelehnt. Unterstützung erhielt Beck von Helmut Barth (CDU), der meinte, dass das Zentralklinikum so schnell wie möglich kommen müsse – und am schnellsten sowie am günstigsten (für geschätzte 63 Millionen Euro) sei dies eben in Balingen möglich. Landrat Pauli erinnerte Barth derweil daran, dass laut den Prognosen der Gutachter diese Variante die schlechteste wäre, weil in diesem Fall die Patienten aus dem Raum Albstadt dem Krankenhaus aller Voraussicht nach den Rücken kehren würden.
Manuela Heider (Freie Wähler) sagte, dass ihr solche rückwärtsgewandten, bereits geführten Diskussionen Sorgen bereiteten, weil sie dem Klinikum schadeten. 2005 habe der Kreistag nicht genug Mut bewiesen und das Zwei-Standorte-Modell mit den Krankenhäusern in Albstadt und Balingen sowie das Aus für Hechingen beschlossen. Das sei den Kreis teuer zu stehen gekommen, wie man heute sehe. Allein die vor zwei Jahren abgeschlossene Sanierung des Balinger Hauses kostete rund 90 Millionen Euro – Geld, mit dem ebenso man einen Großteil eines Zentralklinikums hätte finanzieren können. "Man darf Fehler machen", sagte Heider, "wichtig ist, dass man sie nicht zweimal macht".