Elena Bashkirova Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Großer Abend mit Werken von Beethoven und Bruckner in der Balinger Stadthalle

Balingen. Ein großer Konzertabend war angekündigt: die Württembergische Philharmonie Reutlingen unter Roberto Paternostro, die bekannte russische Pianistin Elena Bashkirova, Werke von Beethoven und Bruckner. Aber wo nur waren die Balinger? Der Große Saal der Stadthalle war nur schwach besetzt. Wer aber kam, war am Ende um ein packendes Erlebnis reicher.

Beethoven komponierte sein drittes Klavierkonzert (opus 37 in c-moll) zu Beginn des 19. Jahrhunderts und tat damit einen entscheidenden Schritt: durchgängige sinfonische Gestaltung und gleichberechtigte Partnerschaft von Solo und Orchester. Entsprechend gingen Paternostro und die Württemberger an den Kopfsatz heran. Da war jede Phrase ernst genommen und wurde bedächtig ausformuliert – und trotzdem blieb die Spannung erhalten. Elena Bashkirova zog mit und brachte ihr Temperament und ihre Energie ein, ohne an dem Grundkonzept zu rütteln. Feierlich, in tiefer Versenkung begann sie dann das Largo.

Aber Solistin und Orchester konnten das Tempo immer erfüllen, die untergründige Spannung erlahmte keinen Augenblick. Selten eine kleine Unebenheit im Spiel – sonst merkte man nichts davon, dass die Frau von Daniel Barenboim "nebenher" ein riesiges Pensum zu bewältigen hat, zum Beispiel beim alljährlichen "Jerusalem International Chamber Music Festival". Das Attacca-Finale packte die Zuhörer dann unmittelbar. Es war kein sorgloser Kehraus, das c-moll-Pathos blieb und sorgte für Leben bis zur mitreißenden Final-Stretta.

Über Bruckners dritte. Sinfonie ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Sie war von Anfang an Richard Wagner gewidmet, dem laut Bruckner "unerreichbaren, weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst", hatte zunächst monumentale Ausmaße und führte zu einem krachenden Misserfolg bei der Uraufführung in Wien. Über ein Jahrzehnt verging, bis sie durch Umarbeitung und Kürzung die Form erreichte, die Paternostro und die Württemberger ihrem Publikum zumuteten.

Ja, Bruckner ist eine Zumutung, aber eine höchst positive. Wer sich darauf einlässt, wird fürstlich belohnt. Wenigen Dirigenten liegt Bruckner so gut wie Paternostro. Schon vor fast 20 Jahren hat er mit den Württembergern in der Basilika Weingarten eine Gesamtaufnahme aller Sinfonien erstellt, und auch heute praktizieren sie: viel Raum zulassen, viel Zeit – und beides ausfüllen. So sprachen die Feinheiten (die gibt es, vor allem im Scherzo) die Zuhörer ebenso an wie die monumentale Pracht, die ihren Höhepunkt erreichte, als im Finale die sinfonische Großform sich rundete mit dem schmetternden Trompetensignal des Beginns. Sprachlose Pause – dann der verdiente Beifall.