Bald eine Behelfsunterkunft für Flüchtlinge? Das Gebäude, in dem früher das Vermessungsamt zu finden war, gerät in die engere Wahl des Integrationsministeriums. Bis zu 200 Menschen könnten dort übergangsweise unterkommen. Foto: Hauser

Vermessungsamt "gut geeignet für rund 200 Flüchtlinge". Brandschutz noch offen, Sanierung allerdings notwendig.

Von Detlef Hauser, Steffen Maier und Bernd Visel

Balingen. Das ehemalige Vermessungsamt in Balingen ist nach Ansicht des Integrationsministeriums "grundsätzlich gut für eine temporäre Unterbringung von rund 200 Flüchtlingen geeignet". Vertreter des Ministeriums, der Stadt und des Landkreises nahmen das Gebäude am Montag in Augenschein.

Der Rundgang sollte zunächst zur Information dienen. Geprüft wurde, ob das ehemalige Vermessungsamt grundsätzlich als Behelfsunterkunft in Frage kommt, in der, wenn in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten (LEA) die Kapazität erschöpft ist, Flüchtlinge untergebracht werden können. Ergebnis des Rundgangs: Grundsätzlich kann das Ministerium sich das vorstellen. Bis zu 200 Flüchtlinge könnten dort übergangsweise einziehen, sagte Ministeriumssprecher Christoph Häring. Darüber informierte Oberbürgermeister Helmut Reitemann am Montagabend auch den Gemeinderat. Reitemann betonte dabei, dass die Entscheidung, ob zusätzliche Flüchtlinge nach Balingen kommen, noch nicht gefallen sei. Denn es gebe noch einige offene Fragen.

Insbesondere geht es dabei um baurechtliche und bautechnische Aspekte. Zum einen muss geklärt werden, ob der Brandschutz gewährleistet ist – darum kümmert sich nun Kreisbrandmeister Stefan Hermann. Dieser konnte am Dienstag zur aktuellen Situation noch nichts sagen: Hermann: "Ich war bei der Begehung nicht dabei und kenne das Gebäude nur von außen." So wisse er über dessen baulichen Zustand nicht Bescheid.

Hermann betonte gegenüber dem Schwarzwälder Boten, dass zeitnah ein weiterer Vor-Ort-Termin stattfinden solle, bei dem es um den Brandschutz gehen werde. "Es gibt aber keine spezielle Vorschrift für den Brandschutz in Asylbewerberunterkünften". So müssten andere Vorschriften, etwa für Beherbergungsunterkünfte herangezogen werden. Allerdings, so der Kreisbrandmeister, habe man inzwischen Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt – spätestens seit der Einrichtung der LEA in Meßstetten. "Aber jedes Gebäude muss für sich und im Einzelfall bewertet werden."

Wenn das Gebäude zur Unterbringung von Menschen dienen soll, dann müssen davor, das wurde bei der Begehung ebenfalls deutlich, zudem die sanitären Anlagen deutlich auf Vordermann gebracht werden. Das ehemalige Vermessungsamt wurde zuletzt als Büro und als Lagerfläche genutzt, deswegen hatte Landrat Günther-Martin Pauli das Gebäude in der vergangenen Woche noch für die Umfunktionierung zu einer Behelfsunterkunft als ungeeignet bezeichnet. Auch Pauli hatte dabei insbesondere auf die Mängel im Sanitärbereich hingewiesen.

Dass die Immobilie an der Charlottenstraße seitens des Landes Baden-Württemberg nun doch in die engere Prüfung kommt, dürfte auf den immensen Druck zurückzuführen sein, den die immer stärker ansteigenden Flüchtlingszahlen auslösen. Deutlich werden diese anhand der LEA Meßstetten: Dort waren zuletzt 1500 Menschen untergebracht, eigentlich sollte bei 1000 Schluss sein. Im ganzen Land werden aktuell Liegenschaften in Augenschein genommen. Zur kurzfristigen Entlastung der LEA Meßstetten wurde in der vergangenen Woche bereits ein Flügel des ehemaligen Hechinger Krankenhauses zur Verfügung gestellt.