Informiert den Kreistag über die finanzielle Entwicklung und die Perspektiven des Zollernalb-Klinikums: Geschäftsführerin Sybille Ächtler. Foto: Ungureanu

Neue Geschäftsführerin der gGmbH informiert im Kreistag über aktuelle Entwicklung und Perspektiven.

Zollernalbkreis - Hohe Verluste? Ja. Verschlechterung gegenüber dem vergangenen Jahr? Dito. Perspektiven? Ungewiss. Sybille Ächtler, Geschäftsführerin des Zollernalb-Klinikums, stand gestern Abend im Kreistag Rede und Antwort.

Landesbasisfallwert, betriebliche Aufwendungen, tarifliche Lohnsteigerungen und anderes mehr seien dafür verantwortlich, dass das Klinikum ein Minus von 4,6 Millionen Euro zu verbuchen habe, sagte sie: "Die Tarifabschlüsse tun weh, und der Landesbasisfallwert steigt nicht wie gehofft an."

Stichwort Investitionsstau: Den pauschalen Fördermitteln von 1,4 Millionen Euro im Jahr stünden derzeit aus den beiden Häusern Forderungen von 2,95 Millionen Euro gegenüber. Stichwort Psychosomatik in Albstadt: Es habe eine verzögerte Anlaufphase gegeben. Stichwort ambulante Leistungen: Im vergangenen Jahr gab es 300 Fälle weniger, was auch an der fehlenden Zulassung von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung liege. Den neu festzulegenden Landesbasisfallwert gelte es abzuwarten: "Wir sind am unteren Korridor. Wir bekommen weniger als die Krankenhäuser in anderen Bundesländern, dafür haben wir höhere Kosten."

Stichwort Überstunden: Da habe sich ein Riesenbatzen angehäuft. Ob es in diesem Jahr eine Verbesserung geben werde, könne man noch nicht sagen. Nur so viel: Sollte man die Überstunden auszahlen, würde das drei Millionen Euro kosten. Das könne sich das Klinikum nicht leisten. Jetzt werde mit dem Betriebsrat eine Lösung gesucht, eventuell werde ein Altkonto eingerichtet. Denn Überstunden könne man nur dann ausbezahlen, wenn sie älter als ein Jahr seien. Kleines Kuriosum am Rande: Das Klinikum habe regulär 850 Stellen, jedoch 864 Mitarbeiter. Wer und wo diese seien, sei unklar: "Es wird aufgearbeitet."

Die Frage von SPD-Kreisrat Elmar Maute, wie die Bilanz der einzelnen Standorte und Abteilungen in Albstadt und Balingen aussehe, konnte Ächtler nicht beantworten. Auch nicht die des SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Martin Haller nach einer Rentabilitätsrechnung für die einzelnen Abteilungen. Nur so viel: Seit die Gynäkologie in Balingen sei, "boomt sie". Die Chirurgie in Albstadt übrigens auch. Bei der gGmbH werde nur noch ein einziger – gemeinsamer – Jahresabschluss gefordert, und mehr werde auch nicht gemacht.

Ein Krankenhaus könne nun mal nicht wie eine Schraubenfabrik eine Abteilung zumachen, die nicht rentabel sei, fügte Finanzdezernent Christoph Heneka hinzu. Auf die Andeutung von Elmar Maute, dass man den "subjektiven Eindruck" gewinne, da seien "Nebelkatzen unterwegs", konterte Heneka, dass die Entwicklung jeder Abteilung vierteljährlich im Aufsichtsrat vorgestellt werde: "Wenn es Rückgänge gibt, bekommen wir Erläuterungen dazu." Über die Fallzahlenentwicklung könne man je nach Abteilung informieren, nicht aber über die Kosten-Nutzen-Rechnung.

Die Zukunft? Ungewiss. Ab 2019 könne es Abschläge für fehlende Leistungen geben – von wem und in welcher Form sei noch unklar. Und es werde unangekündigte Kontrollen des Medizinischen Diensts der Krankenkassen geben: "Es sind Zwänge von außen, die wir wenig beeinflussen können." Was man könne, tue man: Die Mitarbeiter würden sensibilisiert, was den Umgang mit Firmengeldern angehe: "Wir haben zum Beispiel die Verköstigung bei Besprechungen abgeschafft, und wir werden eine externe Firma mit dem Ausgabencontrolling beauftragen."

Vorerst wurde der Verlustausgleich beschlossen, genau wie die Verlängerung der Bürgschaft für den Kassenkredit zur Sicherstellung des Zahlungsverkehrs.