Zeigen ein paar besonders große Exemplare von Wespen- und Hornissennestern (von links): Helga Hertkorn, Bernd Schmitt, Anne Buhl und David Wiesenberger. Foto: Ungureanu

Ehrenamtliche Fachberater gesucht. Hornissen auf Roten Liste gefährdeter Arten.

Zollernalbkreis - Im Naturhaushalt sind sie unverzichtbar, bei den Menschen eher unbeliebt: Wespen und Hornissen. Früher konnte man im Baumarkt Insektengift holen und die schwarz-gelben Plagegeister beseitigen. Heute sind sie streng geschützt. Hilfe gibt es von den Beratern des Umweltamts.

Vor allem die Hornissen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Betroffene Zeitgenossen, die sich durch ein Nest auf dem Dachboden oder im Rollladenkasten gestört fühlen, können sich ans Umweltamt des Landkreises wenden.

Fünf Ehrenamtliche sind derzeit im Zollernalbkreis unterwegs. Ein paar mehr wären hilfreich, sagen Anne Buhl und David Wiesenberger vom Kreisumweltamt: "Wir suchen Leute, die sich für Natur und Naturschutz interessieren, gerne auch aus Imkerkreisen." Sie werden zwei Tage lang im Umweltbildungszentrum in Reutlingen geschult, und sie bekommen eine Aufwandsentschädigung. Gebraucht werden sie, denn im Schnitt kommen jährlich bis zu 100 Anrufe von Hilfesuchenden, Tendenz steigend.

Auch Bernd Schmitt, der im Raum Balingen als Hornissen- und Wespenfachberater unterwegs ist, und Helga Hertkorn, Ansprechpartnerin für den Raum Hechingen, werden immer häufiger angerufen – wie Schmitt sagt, "je nach Wetterlage ein- bis zweimal am Tag".

Er erkläre den Anrufern, dass die Insekten innerhalb der Nahrungskette wichtig seien, weil sie Mücken und Larven jagen und ihrerseits den Vögeln als Nahrung dienen. Ein Hornissennest halte gewöhnlich den ganzen Garten insektenfrei.

Er erkläre auch, dass im Herbst das ganze Volk sterbe, allein die Königinnen in Baumspalten oder Astlöchern überwintern könnten, weil die ein "Frostschutzmittel" hätten, Glyzerol. Im Frühjahr, wenn es drei Tage lang 24 Grad oder wärmer sei, "fangen die Königinnen an, ein neues Nest zu bauen". Das alte werde nicht mehr besiedelt: "Damit finden sich die meisten Menschen ab, und es ist mit einem Telefongespräch getan."

Aber es gebe auch Notfälle, in denen ein Wespen- oder Hornissenvolk umgesiedelt werden muss: etwa dann, wenn sie im Jalousienkasten nisten und kleine Kinder im Haus sind. Oder Allergiker. In einem Fall habe man ein Wespennest in einem Pflegeheim entfernen müssen.

Wie geschieht das? Die fliegenden Insekten werden mit einer Art Staubsauger in einen speziellen Kasten mit Prallschutz abgesaugt und gewöhnlich in einem Waldgebiet wieder ausgesetzt. Vorausgesetzt, dass die Königin mit dabei ist, wird die neue Bleibe akzeptiert. "Aber eine Umsiedlung bedeutet immer eine Gefahr fürs Volk."

Nebenbei haben die beiden Berater auch ein paar Tipps für Haus und Garten: mehr Natur zulassen, Wildpflanzen, Weiden, Schlehen und Hartriegel, zudem Beerensträucher, Flieder, Minzen und Gewürze pflanzen – "je mehr Struktur, desto besser". Und gelassen bleiben, wenn man umschwirrt werde: "Keine raschen Bewegungen, keine offenen Getränke auf dem Tisch, und Vorsicht bei Parfüm und Deo – das zieht sie an, weil sie glauben, dass es Blumen sind". Übrigens: Es gebe nur zwei "lästige" Arten, die an heißen Tagen gerne Süßes naschen – die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Alle anderen – vor allem die Hornissen – seien nicht aggressiv und würden den Menschen meiden.

Weitere Informationen: Kreisumweltamt, Telefon 07433/92 13 45 (Wiesenberger), 07433/92 13 39 (Buhl).