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Integration: Schulen kommen mit Flüchtlingsandrang bisher klar: "Es läuft ganz gut". Regelklassen meist schon voll.

Balingen - Wie steht es um die Integration der Flüchtlinge in Balingen? Verschiedene Institutionen berichten von der derzeitigen Situation und wie sie für die Zukunft gerüstet sind.

"Zur Zeit gibt es 150 Flüchtlinge in Balingen und die sind mit Kursen versorgt", meint Ottmar Erath, Leiter der Volkshochschule Balingen. Die Integrationskurse der VHS seien fundiert. In 660 Unterrichtsstunden lernten die Teilnehmer die deutsche Sprache, Geschichte, Politik und Kultur kennen. Auch Flüchtlinge mit anerkanntem Status könnten einsteigen – theoretisch.

"Das Problem ist aber, dass wir nur einen begrenzten Personenkreis haben, der für die Kurse in Frage kommt", erklärt Erath. Deshalb finde der Unterricht in einer kleinen Besetzung von zehn Teilnehmern statt. Die Sprachkurse sollen aber auch im kommenden Semester weitergehen. "Wenn es mehr Flüchtlinge werden, sind wir gerüstet und können mehr Kurse anbieten", versichert Erath.

Weible: "Die Leute wollten Unterricht. Da habe ich angefangen"

Ähnlich geht es dem Balinger "Arbeitskreis Asyl", berichtet Gabi Weible. Die pensionierte Lehrerin stellte im Juni fest: "Die Leute wollten dringend Unterricht. Da habe ich einfach angefangen." Nach den Sommerferien seien die Teilnehmerzahlen stark gestiegen, sodass sie sich vier Kollegen suchen und zusammen mit ihnen zehn Kurse anbieten musste. Die Teilnehmerzahlen schwankten jedoch stark: Von 15 Schülern pro Kurs ging es runter auf zwei: "Und jetzt kommen nicht mal mehr die." Woran das liegt, ist für Weible rätselhaft. Auch die Lehrer seien durch die abnehmenden Schülerzahlen zunehmend entmutigt. "So wie es aussieht, sind manche dabei aufzugeben." Wie es mit den Sprachkursen weitergeht, werde sich in den nächsten Wochen zeigen.

Und wie sieht es mit den Kindern aus? Harry Jenter, Leiter des städtischen Amts für Familie, Bildung und Vereine ist optimistisch: Momentan sei es kein Problem, die Flüchtlinge an Schulen unterzubringen. Die Schüler-Obergrenze für eine Klasse liege bei Haupt-, Sonder- und Werkrealschulen bei 28 Schülern pro Klasse, bei Gymnasien und Realschulen sind es 30 Kinder. Diese Obergrenze sei bei Balinger Schulen aber noch nicht erreicht. Das Gleiche gelte für Kindergärten in denen laut Jenter zum Stichtag im März 2015 über 200 Plätze frei waren.

Bevor die Kinder von Asylbewerbern in die Regelklassen aufgenommen werden, lernen sie in Vorbereitungsklassen die deutsche Sprache und die Grundrechenarten kennen. Solche Vorbereitungsklassen gibt es am Frommerner Schulverbund, der Längenfeldschule und der Sichelschule. "Es ist schon schwierig", muss die Schulleiterin der Sichelschule, Edith Liebhäuser, zugeben. Besonders, weil in den Vorbereitungsklassen auch Flüchtlingskinder mit ungeklärtem Status seien und es deshalb immer wieder Wechsel gebe. Ein Umstand, den die Schulleiterin sehr kritisch bewertet: "Es ist wichtig für Kinder, dass sie ein Stück Heimat haben und Kontinuität."

Liebhäuser: "Wir wollen die Kinder bestmöglich vorbereiten"

Manche Kinder seien in ihrem Heimatland nie in die Schule gegangen; "das macht es schwierig", so Liebhäuser. An der Sichelschule gibt es zwei Vorbereitungsklassen mit jeweils um die 25 Schülern. Die Klassen entstanden nicht erst in der Flüchtlingskrise, sondern bestehen schon seit über drei Jahren. Dort werden auch Kinder von Einwanderern etwa aus Spanien auf den Schulalltag vorbereitet. "In letzter Zeit kamen aber viele Flüchtlinge dazu", meint Liebhäuser. Der Unterricht werde auf Deutsch gehalten und "mit Händen und Füßen." Teilweise helfen Kinder aus regulären Klassen, die zweisprachig erzogen wurden, beim Übersetzen. Liebhäusers Zwischenfazit: "Es läuft ganz gut."

Problematisch werde es, wenn wesentlich mehr Flüchtlinge dazukommen. In den Vorbereitungsklassen sei noch Platz, das Problem sei aber die Kinder dann in die Regelklassen zu integrieren. Die achte Klasse sei jetzt schon voll. "Wenn ein 15-Jähriger zu mir kommt, kann ich ihn nicht aufnehmen", so Liebhäuser. Diese Kinder müssten dann in anderen Schulen aufgenommen werden. "Aber wir wollen sie bestmöglich darauf vorbereiten", versichert die Schulleiterin.