Das Balinger Wehr mit seinen zehn Klappen. Für viele ist es ein verlockender Gedanke, dort die Wasserkraft zur Stromerzeugung zu nutzen. Ein Experte rät aber davon ab. Foto: Hauser

Geräuschkulisse und Hochwassergefahren sprechen laut Gutachter gegen eine Wasserkraftanlage.

Balingen - Mit einem kleinen Wasserkraftwerk am Balinger Wehr Strom gewinnen – kann dieser immer wieder geäußerte Wunsch umgesetzt werden? Antworten darauf hat in der Gemeinderatssitzung am Dienstag ein Wasserwirtschaftsexperte gegeben. Sie fielen nicht gerade positiv aus.

Andreas Hutarew vom Pforzheimer Ingenieurbüro Hutarew & Partner war von der Stadtverwaltung mit einer Untersuchung beauftragt worden, nachdem Erwin Feucht (Grüne) einen diesbezüglichen Antrag gestellt hatte. Hutarew hielt zu Beginn seines Berichts zwar fest, dass er "absoluter Wasserkraftbefürworter" sei, doch die Beurteilung, ob ein Vorhaben umsetzbar und wirtschaftlich sei, "muss aus der Örtlichkeit heraus geschehen".

Als Prämisse für seine Expertise habe gegolten, Schwachstellen offenzulegen, und von denen nannte er mehrere. So verändere sich mit der Installierung einer Turbine die Geräuschkulisse am Wehr. Tagsüber seien die Anlieger dem Rauschen der Wehrüberströmung ausgesetzt, nachts zusätzlich dem Dröhnen des Wasserkraftwerks. Diese "Wechselbelastung" sei nicht für alle gleich verträglich.

Für Hutarew ist der Faktor Hochwasserschutz entscheidender. Von den zehn Klappen, die das Wehr habe, müsse eine der Turbine weichen. Die Folge: Der ohnehin enge Durchlass werde bei Hochwasser schneller überflutet. Aufgrund von verschiedenen Klimafaktoren sei zudem davon auszugehen, dass bei Hochwasser in Zukunft die ankommenden Wassermassen noch stärker würden. Das Wehr reiche dann erst recht nicht mehr aus. Werde dennoch daran gedacht, ein Wasserkraftwerk einzubauen, sei davon auszugehen, dass viel Geld in den Hochwasserschutz gesteckt werden müsse. Und wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus? Sie ist laut Hutarew nicht gegeben. Mit den erwarteten 87 000 Kilowattstunden pro Jahr seien nur rund 11 000 Euro zu erlösen, von denen noch die Betriebskosten abzuziehen seien.

Außerdem sei von rund 300 000 Euro Kosten für die Wasserkraftanlage auszugehen. Davon sei zwar ein Zuschuss von rund 200 000 Euro durch das Land abzuziehen, doch das sei laut Hutarew "zu viel des Guten und hochgradig unwirtschaftlich" – zumal nur rund 20 Haushalte mit Strom versorgt werden könnten.