Die Rahmenvereinbarung ist unterzeichnet: Landrat Günther-Martin Pauli und die Präsidentin des Statistischen Landesamts, Carmina Brenner, beim Demografieforum. Foto: Fiedler Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Demografieforum im Landratsamt steht Entwicklung im Zollernalbkreis im Fokus

Von Julius Fiedler

Balingen. Die Menschen werden weniger, die Gesellschaft altert: Der demografische Wandel ist in aller Munde. Wie der Zollernalbkreis mit diesem Problem umgehen soll, wurde beim Demografie-Forum im Balinger Landratsamt diskutiert.

Die statistische Grundlage lieferte Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg, in ihrem Vortrag. Im Fokus standen das Land Baden-Württemberg und der Zollernalbkreis.

Um 3,4 Prozent könnte die Bevölkerung im von der Altersstruktur drittältesten Kreis Baden-Württembergs bis 2020 schrumpfen, so die Vorausrechnung. Gründe hierfür: die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung sowie Geburten und Sterbefällen. Kein Wunder, wenn heute 24 Prozent der Frauen kinderlos bleiben, deutlich mehr als in den Jahrzehnten zuvor.

Landesweit gebe es immerhin einen Bevölkerungszuwachs durch Einwanderung, die von der guten Wirtschaftslage im Südwesten unterstützt werde. Aber künftig werde die Bevölkerung lediglich noch in Ballungszentren und Universitätsstädten wachsen. Im ländlichen Raum sei das Gegenteil der Fall. Die Folgen: abnehmende Schülerzahlen, Ärztemangel, neu benötigte Busverbindungen wegen schließender Grundschulen und Fachkräftemangel.

Oberstudiendirektorin Evelyn Lorch von der Walther-Groz-Schule in Albstadt, Michael Bitzer, Ärztlicher Direktor des Zollernalbklinikums, Adrian Schiefer, Leiter des Verkehrsamts, und Georg Link, Chef der Agentur für Arbeit Balingen, saßen ebenfalls auf dem Podium.

Wichtig sei es, da waren sich alle einig, die immer kleineren Jahrgänge von Jugendlichen besser auszubilden und individuell zu fördern. "Wir können es uns nicht leisten, nur einen einzigen Jugendlichen am Wegesrand zurückzulassen", betonten Lorch und Brenner. Auch dürfe es nicht mehr "Familie oder Beruf" heißen, sondern im Idealfall "Familie und Beruf".

Der Geburtensaldo ist der eine Aspekt, die steigende Lebenserwartung und das zunehmende Alter der "Babyboomer" aus den 1960er-Jahren der andere. Vor einer besonderen Herausforderung werde daher die Pflegebranche stehen, vermuten Brenner und Link, denn durch die Veränderung der Arbeitswelt und die Abwanderung der Jüngeren in Ballungsräume werde der Anteil derer, die ältere Menschen zu Hause pflegen, noch sinken. Aber auch das "Altsein" müsse neu definiert werden: "Über 60-Jährige gehören noch längst nicht immer zu Senioren."

Adrian Schiefer bestätigt, dass die Älteren noch immer sehr aktiv sind: "Es gibt den Wunsch nach Mobilität, und die öffentlichen Verkehrsmittel werden angenommen." Älteren Menschen müssten Möglichkeiten geboten werden, aktiv zu bleiben und ihre Stärken auch im Alter für die Gemeinschaft einzusetzen.

Das Programm "familienbewusst & demografieorientiert", zu dem Landrat Günther-Martin Pauli und Carmina Brenner eine Rahmenvereinbarung unterzeichneten, strebt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und altersgerechte Arbeitsbedingungen an.