Björn Gruner (von links), Michael Vogel und Diana Späth vor dem Fluchtweg, der einem Anbau weichen soll. Foto: Müller

Späth: 2019 soll mit der Erweiterung des Ostflügels begonnen werden. Neue Fachräume in Planung.

Balingen/Frommern - Nach einer Änderung des Privatschulgesetzes in Baden-Württemberg werden Privatschulen mehr Zuschüsse vom Land erhalten. Doch bis die Durchführungsverordnung definiert ist, sieht Diana Späth, Geschäftsführerin der Freien Waldorfschule Balingen, das Gesetz kritisch.

"Grundsätzlich ist das ein Fortschritt. Nur die Auswirkungen im Schulalltag sind noch nicht klar definiert", erklärt Späth.

Eine sogenannte "Durchführungsverordnung", erstellt von der Arbeitsgemeinschaft freier Schulen in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium, soll das Gesetz für den Schulalltag anwendbar machen. Bis das soweit ist, könne es noch einige Monate dauern.

Die staatliche Förderung will in erster Linie den Geldbeutel der Eltern entlasten. Mit Änderung des Privatschulgesetzes wird die Kostendeckung von Schulen in freier Trägerschaft auf 80 Prozent erhöht.

Hier liegt für Späth der Knackpunkt: "Die Frage lautet, was genau als 100 Prozent definiert wird." Während der laufende Betrieb einer staatlichen Schule durch Zuschüsse vom Land, weitere Aufwendungen wie Gebäudekosten durch Gelder der Kommune finanziert würden, gebe es bei Waldorfschulen keine derartige Kostentrennung. Elternbeiträge, Zuschüsse, Spenden – das alles komme in einen Topf, aus dem alle anfallenden Kosten gedeckt werden, sagt die Geschäftsführerin.

Pro Schuljahr betragen die Kosten für einen staatlichen Schüler in Baden-Württemberg etwa 7000 bis 8000 Euro. "Im Idealfall sollten Schulen in freier Trägerschaft von dieser Summe 80 Prozent bekommen." Das Bruttokostenmodell entspreche jedoch nicht den tatsächlichen Kosten an einer Waldorfschule, da bei staatlichen Schulen viele Kosten über die Kommune abgewickelt würden.

Während staatliche Schulen zusätzliche Fördermittel für auswärtige Schüler erhielten, schauten die Waldorfschulen im Land auch hier in die Röhre: Etwa die Hälfte der rund 400 Schüler an der Balinger Waldorfschule kommen aus anderen Gemeinden im Zollernalbkreis oder aus Nachbarlandkreisen. Förderungen für diese Schüler gebe es für Waldorfschulen nicht, bedauert Späth.

Derzeit decke das Land Baden-Württemberg rund zwei Drittel der Betriebskosten. Die verbleibenden Aufwendungen müssten durch Elternbeiträge und Spenden finanziert werden. Das schließe auch den Schulbau ein.

Anbau für Fachräume

Die geplante Ostflügel-Erweiterung finanziere der Waldorfschulverein größtenteils aus eigener Kasse. Einen Teil des rund 1,5 Millionen teuren Bauvorhabens soll vom Land bezuschusst werden.

Grundsätzlich gelte bei der Schulbauförderrichtlinie, dass die Freien Waldorfschulen einen Regelzuschuss in Höhe von 37 Prozent des als "förderfähig anerkannten zuschussfähigen Bauaufwands" erhalten. Der Antrag auf die Fördergelder wurde nun beim Regierungspräsidium in Tübingen eingereicht. Späth geht davon aus, dass die Förderung bewilligt wird – andernfalls sehe es schlecht aus für den Anbau. "Wir haben dringenden Raumbedarf", erklärt die Geschäftsführerin. Doch sie ist optimistisch: "Alle Zeichen stehen dafür, dass wir den Zuschuss bekommen."

In den Anbau, der sich stilistisch an den bestehenden Bau anpassen soll, werden Fachräume für Physik und Biologie untergebracht. Im Obergeschoss soll ein Mehrzweckraum für Bewegungsfächer und Prüfungen entstehen.

Mit dem Fördermittelantrag sei die Erweiterung der Schule näher gerückt. Bis Januar soll ein Bescheid vorliegen, dann könne es in die Feinplanung gehen. Der Bauvorantrag wurde von der Stadt Balingen bereits positiv beschieden. Späth rechnet damit, dass 2019 mit dem Bau begonnen werden kann, sodass im Schuljahr 2020/2021 die ersten Schüler in den neuen Räumen unterrichtet werden können.