Hier schlummert reichlich Energie: Ein Pilotprojekt macht deutlich, wie sie gewonnen werden kann. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Schweizer Berater stellt verschiedene Möglichkeiten im Planungsausschuss des Regionalverbands Neckar-Alb vor

Mössingen/Balingen. Unter dem Titel "Nachhaltige Abwasserwärmenutzung als regenerative Energie" stellt Ernst Müller, Geschäftsführer des Vereins InfraWatt aus Schaffhausen (Schweiz), im Planungsausschuss des Regionalverbands Neckar-Alb ein Modellprojekt zur Abwasserwärmenutzung in Baden-Württemberg vor.

Laut Sitzungsunterlagen belegen Untersuchungen, dass zehn Prozent des Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasserbereitung aus Abwasser gewonnen werden könnten. Daher unterstützt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Abwasserwärmenutzung bereits seit vier Hagren durch Fachtagungen und Workshops. Der Referent Ernst Müller bietet im Auftrag des Ministeriums Erstberatungen an mit dem Ziel, anhand der Kanalpläne und der Bebauung herauszufinden, ob sich eine Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser überhaupt lohnen würde.

In vielen Fällen tut es das: Dass das Abwasser aus Haushalten und Gewerbe durch die Brauchwassertemperierung auch nach Abkühlung im Kanalnetz um durchschnittlich zwei bis zehn Grad wärmer ist als das umgebende Erdreich und das Grundwasser, ist bekannt. Mit Wärmetauschern im Kanalnetz und Wärmepumpen kann diese Temperaturdifferenz mit einem höheren Wirkungsgrad genutzt werden, als bei Heizungsanlagen, die mit Erdwärme funktionieren. Zudem kann dadurch der CO2-Ausstoß von Gebäuden um bis zu 50 Prozent reduziert werden.

Nach Angaben des Regionalverbands können durch die hohen Abwassertemperaturen im Winter mit einem Teil Primärenergie (etwa Strom oder Gas) bis zu drei Teile regenerative Wärmeenergie aus Abwasser gewonnen werden. Mehr noch: Die Energiequelle Abwasser kann auch im Sommer zum Kühlen verwendet werden, was die Anlage noch wirtschaftlicher machen würde.

In der Region Neckar-Alb gibt es bereits umgesetzte Projekte. So wird beispielsweise die Aischbachschule in Tübingen mit Abwasserwärme beheizt. In Balingen wurde bereits vor zwei Jahren untersucht, ob die damals noch geplanten Eyach-Arkaden mit Abwasserwärme beheizt werden könnten. Bei drei Modellprojekten in der Region Neckar-Alb wird derzeit geprüft, ob die Wirtschaftlichkeit bei Wärmerückgewinnung aus dem Kanalnetz verbessert werden kann, wenn die Temperatur des Abwassers erhöht wird, indem man gewerbliche und industrielle Abwässer in die Kanalisation einleitet. Neben dem "Grauwasser" aus Bädern sowie Wasch- und Geschirrspülmaschinen kann beispielsweise gewerbliches Abwasser von Wäschereien und Industrieabwasser aus der Getränke- und Lebensmittelindustrie genutzt werden.

Als "Vorzeigebeispiel" dient das neue Gebäude des Stuttgarter Innenministeriums in der Willy-Brandt-Straße, bei dem das städtische Abwasser des nahegelegenen Nesenbachkanals genutzt wird: Während der Heizperiode werden dem Gebäude mittels Wärmepumpen bis zu 530 Kilowatt Heizenergie zugeführt.

Der Planungsausschuss soll nun die Verwaltung beauftragen, in der Region Neckar-Alb weitere Abwasserwärmenutzungsprojekte zu initiieren und über die Projekte und die dabei gewonnenen Erkenntnisse zu berichten.

Der Planungsausschuss des Regionalverbands tagt am Dienstag, 25. November, ab 10 Uhr im Feuerwehrhaus in Mössingen.