Wirtschaft: Kern & Sohn Waagen-und Gewichtefabrik hat Logistik am Standort in der Frommerner Ziegelei konzentriert
Balingen-Frommern. Die Kern & Sohn Waagen- und Gewichtefabrik ist seit 73 Jahren auf die Entwicklung und Herstellung von Präzisionswaagen spezialisiert. Das weltweit tätige Unternehmen ist in der siebten Generation familiengeführt und hat seinen Vertrieb jetzt in Frommern konzentriert.
Seit dem Jahr 2000 befindet sich der Sitz des Unternehmens mit mehr als 100 Mitarbeitern im Balinger Stadtteil. Mit einem Exportanteil von rund 60 Prozent, macht das Unternehmen heute einen Großteil seines Umsatzes im Ausland.
Bisher vertrieb Kern & Sohn seine Waren von vier kleineren Lagern aus. Mit dem Neubau eines Hochregallagers sind diese zusammengeführt worden. Im Zuge dieser Logistikzentralisierung erfolgte auch eine Erweiterung der Lagerkapazitäten.
Das neue, vollautomatisierte Hochregallager umfasst 50 000 Kubikmeter mit 26 Meter hohen Regalsystemen und wurde direkt an das ebenfalls neu erstellte Werkgebäude angegliedert. Im Herbst 2015 ging das Lager in Betrieb: Medizinische, Präzisions-, Zähl- und Wiegehubwaagen, Prüfgewichte und Schichtdickenmessgeräte sowie elektrische Komponenten werden dort verwaltet und für den weltweiten Versand konfektioniert.
Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung sei zu erwarten, dass auch dieses Lager schnell ausgelastet sein werde, sagt Albert Sauter, Managing Director von Kern & Sohn. Das Grundstück für einen möglichen Ausbau bis 2020 ist bereits vorhanden.
Das vollautomatisierte Hochregallager ist in zwei Bereiche aufgeteilt: das Kleinteilelager und das Palettenlager. Über Rohrförderbänder ist das Warenlager mit dem Logistikbereich im Erdgeschoss verbunden.
Besonderes Augenmerk lag auf dem Brandschutz. Von den eingelagerten Waagen, Mikroskopen und messtechnischen Instrumenten selbst geht kein Brandrisiko aus. Als selbsttätige Zündquellen kommen, abgesehen von Sabotage, Brandstiftung oder Blitzeinschlag, nur elektrische Bauteile in Frage, etwa das Beleuchtungssystem oder die Fördertechnik. Bei einem Defekt oder einem Kurzschluss können diese einen Brand auslösen.
Innerhalb des Lagers stellen die Verpackungsmaterialien, vornehmlich Kartons, eine hohe Brandlast dar. Hohe Regale und schmale Zwischenräume bieten ideale Bedingungen für eine schnelle Brandausbreitung bis unter die Hallendecke und machen ein Löschen mit konventionellen Mitteln wie Schaum oder Wasser schwierig.
Das Löschen in den hohen Lagerebenen gestaltet sich zudem für die Feuerwehrkräfte als nahezu unmöglich. Ist ein Brand erst richtig ausgebrochen, wäre der Schaden enorm.
Das Schutzziel bei der Entwicklung des Brandschutzkonzepts war klar: Schäden durch Feuer oder Wasser sind zu vermeiden. Deshalb wurde das Brandvermeidungssystem "Oxyreduct" installiert. Dieses schränkt, anders als eine Sprinkleranlage, die Lagerkapazität nicht ein; zudem muss das Gewicht des Löschwassers auf den Regalen nicht statisch berücksichtigt werden.
Dank einer ausreichenden Dichtheit der Halle kann die Sauerstoffkonzentration darin konstant niedrig gehalten werden, um eine brandhemmende Schutzatmosphäre zu erzeugen: Während die normale Umgebungsloft 20,9 Volumenprozent Sauerstoff enthält, sind es im Hochregallager lediglich 13,7 Prozent.
Das Lager kann dennoch von autorisiertem Personal begangen werden, um zum Beispiel Wartungsarbeiten auszuführen. Zur Brandfrüherkennung sind Ansaugrauchmelder installiert worden, die durch eine permanente Luftprobenentnahme eine frühestmögliche Detektion sicherstellen. Der Mechanicus Gottlieb Kern gründete im Mai 1844 seinen Betrieb. Dieser wurde zur Keimzelle des international bekannten süddeutschen Waagenbaus. Kern beliefert seit seiner Gründung ausschließlich den Fachhandel und ist mit einigen seiner Kunden bereits seit mehr als 100 Jahren eng verbunden. Einen Großteil der verkauften Waagen macht noch immer der Bereich Labor- und Analysenwaagen aus, die besonders für die Anforderungen der Pharma- und Chemischen Industrie geeignet sind.