Wilde Tänze und magische Waldgeister: Die Volkstanzgruppe Frommern des Schwäbischen Albvereins tritt zusammen mit den Profis vom Schauspielhaus Stuttgart in der Neuinszenierung von Hauffs Märchen "Das kalte Herz" auf. Foto: JU_Ostkreuz

Mit den Profis im Schauspielhaus. Volkstanzgruppe Frommern überzeugt mit  traditionellen Tänzen, Trachten und Instrumenten.

Balingen/Stuttgart - "Das Leben ist nicht nur Geld allein", fasst Manfred Stingel den Grundgedanken in Hauffs Märchen "Das kalte Herz" zusammen. Mit rund 40 Mitgliedern der Volkstanzgruppe Frommern tanzt er in der neuen Inszenierung des Stuttgarter Schauspielhauses "gegen all das an, was Geld aus dem Menschen macht".

Wie es dazu gekommen ist, dass ausgerechnet die Frommerner Laien mit den Stuttgarter Profis auf der großen Bühne auftreten? Regisseur Armin Petras habe in ganz Süddeutschland eine traditionelle Volkstanzgruppe gesucht, "kein Ballett", sagt der Kulturratsvorsitzende des Schwäbischen Albvereins.

"Und davon gibt es nicht so viele." Profis und Laien hätten Gefallen aneinander gefunden, in Frommern wurde gleich beim ersten Treffen gefeiert "bis fünf Unr in der Früh". 15 gemeinsame Proben fanden statt, und die Frommerner Volkstänzer wurden "richtig verwoben mit dem Stück": Schwaben- und Schwerttanz wurden ins Märchen integriert. Und bei den Kostümen habe man sich zusammengerauft: "Wir wollten nicht zu Bayern werden", sagt Stingel.

Der Kostümbildnerin erklärte er kategorisch: "So ein braunes Jankerle ziehe ich nicht an." Als Schwabe, meint er, müsse man schließlich erkennbar bleiben. So einigte man sich bei den Kostümen auf einen "Kompromiss": die Farben aus dem Schwarzwald, nämlich Schwarz, Rot und etwas Weiß.

Manfred Stingel durfte den Hauptdarstellern Volkstänze beibringen, darunter der Choreografin Berit Jentzsch, die in dem Stück das Glasmännlein spielt. "Das macht mich ein klein wenig stolz", sagt er. Auch bei der Musik hatten die Frommerner ein Wörtchen mitzureden: Traditionelle Instrumente wie Sackpfeife, Schalmei, Basslaute und Teufelsgeige kommen zum Einsatz.

Aber worum geht es da eigentlich? In das romantische Hauff-Märchen hat der Regisseur Petras viel hineingepackt. Was machen Einsamkeit und Ausgrenzung aus einem Menschen? Was passiert, wenn er plötzlich zu viel Geld kommt? Wieviel Heimat steckt in einem? Wieviel Wald und wieviel Autobahn? Es sind die Fragen, denen Petras in der düsteren Inszenierung nachgeht. Es stellt sich heraus: Die wechselvolle Geschichte vom Köhler Peter Munk, dem seine Arbeit zu schmutzig und zu schlecht bezahlt erscheint, hat nichts an Aktualität verloren. Es ist die Geschichte von Armut und Elend, Reichtum und Ansehen, der verzweifelten Suche nach Glück und dem Tod des Herzens, das durch Geld ersetzt wird.

Peter Munk sucht sein Glück zuerst beim Glasmännlein, dann bietet der finstere Holländer-Michel, der Peter einen Pakt an: Er tauscht sein Herz gegen einen kalten Stein und erhält dafür unendlich viel Geld. Doch ohne Herz kann er sich an nichts mehr erfreuen, fühlt sich nirgendwo mehr daheim, und auch die Liebe kommt ihm abhanden. In einem Wutanfall erschlägt er seine Frau Lisbeth. Für immer verdammt? Fast hat es den Anschein. Wäre da nicht die Stimme, die am Ende von einer alten Schallplatte ertönt und davon erzählt, wie der Kohlenmunkpeter sein warmes Herz zurückbekommt.

Die Frommerner sind zur Premiere nicht mit leeren Händen gekommen: Sie haben ein paar Schwarzwälder Kirschtorten in Herzform mitgebracht, und Stingel hatte seine Teufelsgeige im Gepäck. Die, erzählt er lachend, habe er nach der gefeierten Premiere erst mal reparieren lassen.

 Weitere Aufführungen am Stuttgarter Schauspielhaus sind morgen, Mittwoch, sowie am 4., 15., 18., 22. März sowie am 4., 10. und 19. April.

Weitere Informationen:

www.schauspiel-stuttgart.de