Das Krankenhaus in Balingen ist eines der beiden Häuser des Zollernalb-Klinikums. Dessen Betrieb hat im vergangenen Jahr einen hohen Verlust gemacht. Foto: Maier

Krankenhaus-Betrieb bringt 2015 ein Minus von 4,6 Millionen Euro. Kassenkredit soll verlängert werden.

Zollernalbkreis - Und nun diese Nachricht – mitten in der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Krankenhäuser im Kreis: Das Zollernalb-Klinikum hat im vergangenen Jahr erneut einen Verlust gemacht – mit 4,6 Millionen Euro einen deutlich höheren als noch 2014.

Das geht aus der Bilanz hervor, die in der Sitzung des Kreistags am Montag, 25. Juli (17 Uhr, Landratsamt Balingen) vorgestellt wird. Die Jahresrechnung für 2015 dürfte Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die sich in der Krankenhaus-Debatte für den Bau eines Zentralklinikums aussprechen. Diesen Weg empfehlen, wie berichtet, zwei unabhängig voneinander erstellte Gutachten, die der Kreis als alleiniger Gesellschafter des Klinikums sowie die Stadt Albstadt als Standortgemeinde eines der beiden Krankenhäuser in Auftrag gegeben hatten. Hintergrund der Diskussion um die Zukunft der Krankenhauslandschaft sind zum einen die laufend hohen finanziellen Verluste aus dem laufenden Betrieb der beiden Häuser in Albstadt und Balingen, zum anderen aber auch die künftigen Anforderungen an eine möglichst optimale medizinische Versorgung – und damit die "Zukunftsfähigkeit" des Zollernalb-Klinikums in seiner jetzigen Form, dem Zwei-Häuser-Modell, an sich.

Personal? Schwierig

Dass diese beiden Themen miteinander zusammenhängen, zeigt sich auf schöne Weise an einer Stelle des Jahresabschlusses: So betrugen die betrieblichen Aufwendungen im vergangenen Jahr 82,1 Millionen Euro und damit etwa 2,1 Millionen Euro mehr als 2014. Dabei schlagen insbesondere die Personalkosten mit 57,7 Millionen Euro zu Buche – zudem mussten für ärztliche Fremdleistungen 136 000 Euro bezahlt werden; für Leistungen, wie es im Bilanzbericht heißt, die im medizinischen Bedarf ausgewiesen sind, aber nicht durch eigene Mitarbeiter abgedeckt werden konnten, weil die dafür vorgesehenen Stellen nicht besetzt werden konnten.

Die schon heute spürbare Schwierigkeit, Personal für das Klinikum zu gewinnen, werde sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen, betonte Michael Bitzer, der Ärztliche Direktor des Zollernalb-Klinikums, zuletzt in den Infoversammlungen, in denen das Ergebnis der Krankenhaus-Gutachten vorgestellt wurde. Das derzeitige Zwei-Häuser-Modell sei für Mediziner wenig attraktiv; auch die Anforderungen an medizinische Leistungen machten den Bau eines Zentralklinikums notwendig; ganz zu schweigen davon, dass dies auch aus Sicht der Patienten die einzig sinnvolle Lösung sei.

Die Gegner eines Zentralklinkums – beziehungsweise die Befürworter des Zwei-Häuser-Modells, insbesondere des Erhalts des Krankenhaus-Standorts Albstadt, betonen regelmäßig, dass die medizinische Leistung keine Ware sei, dass sich durch ein Zentralklinikum die Lage für Patienten aus dem Raum Albstadt deutlich verschlechtern werde.

Fallzahlen konstant

Die Gutachter dagegen sagen für den Fall, dass die beiden Häuser erhalten bleiben, deutlich steigende Verluste in den nächsten Jahren voraus – noch höhere, als sie jetzt schon sind. Allein der laufende Betrieb des Zollernalb-Klinikums erbrachte im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von 4,6 Millionen Euro – das sind rund 670 000 Euro mehr als im Jahr 2014. Dies, obwohl die Fallzahlen und damit die Zahl der Patienten mit rund 20 000 praktisch gleich geblieben ist und sich auch die stationäre Verweildauer kaum verändert hat. Für den Verlust muss der Landkreis als Gesellschafter geradestehen.

Dazu kommt, dass das Zollernalb-Klinikum ein gewisses Liquiditätsproblem hat: Bargeldreserven können mangels Gewinn nicht aufgebaut werden. Um die laufenden Ausgaben bestreiten zu können, besteht bereits ein Kassenkredit über fünf Millionen Euro bei der Sparkasse Zollernalb; für diesen Kassenkredit bürgt der Landkreis. Der Kassenkredit und die Bürgschaft sind bis 30. August 2016 befristet, sollen aber nach dem Willen der Kreisverwaltung nun um weitere zehn Jahre verlängert werden.

Landrat Günther-Martin Pauli meinte einmal, dass es bei der Frage der Klinik-Zukunft tatsächlich genau darum geht: "Ob und wie lange sich der Landkreis die derzeitige Krankenhausstrukur noch leisten will – und kann?" Nicht eingerechnet in die Bilanz sind die Millionen, die der Kreis etwa für die Sanierung und den Neubau des Balinger Hauses ausgegeben hat.