Samuel Kesete (Mitte) hilft Angelina Karp und Joachim Kaufmann beim Abfüllen von Obst. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Flüchtling Samuel Kesete macht eine zweijährige Ausbildung im Balinger B2-Biomarkt

Vor drei Jahren noch befand sich Samuel Kesete auf der Flucht von Eritrea nach Deutschland. Heute macht der 21-Jährige eine Ausbildung zum Verkäufer im B2-Biomarkt in Balingen, spricht gut Deutsch, ist beliebt bei den Kunden und seinen Kollegen.

Balingen. Eine Portion Glück und vor allem viele helfende Hände, die es gut mit dem jungen Mann meinen, haben ihm die zweijährige Ausbildung zum Verkäufer ermöglicht. Bei einem zweiwöchigen Praktikum im Mai 2016 schnupperte er zum ersten Mal deutsche Arbeitsluft im Biomarkt in der Bahnhofsstraße. Damals besuchte er die internationale Klasse der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule.

Praktikum verhilft zur Lehre

Zwischen dem Praktikum und seinem Ausbildungsbeginn am 1. September jobbte Kesete im B2-Markt, verbesserte dabei seine Deutschkenntnisse und lernte nebenbei den Alltag in Deutschland außerhalb des Asylbewerberheims kennen. "Es war ein zähes Ringen, bis er seine Ausbildung anfangen durfte", berichtet Geschäftsführer Maximilian Bess. Er und Sabine Franz setzten sich an mehreren Stellen für ihren Schützling ein. "Nicht, weil wir uns für ›Gutmenschen‹ halten, sondern weil er gut darin ist, was er macht", meint Bess. "Samuel ist ein freundlicher und aufgeschlossener Mensch, er passt gut in unser Team." Kesete hat Erfahrung mit Lebensmitteln: Seine Eltern betrieben in seiner Heimatstadt ein kleines Obst- und Gemüsegeschäft. Seit Beginn des Jahres ist sein Aufenthaltsstatus anerkannt.

Es ist offensichtlich: In den vergangenen drei Jahren hat sich für den jungen Eritreer viel zum Besseren gewendet: 2014 flüchtete er aus seinem Heimatland vor dem Militär. Ein Schleuser brachte den damals 18-Jährigen mit 450 anderen Flüchtlingen auf einem Boot nach Deutschland: Zunächst landete er in der Landeserstaufnahmestelle in Heidelberg, dann in der Asylunterkunft in der Balinger Beckstraße. Aktuell wohnt er in einer Wohngemeinschaft in Frommern.

In dieser Woche geht der Auszubildende das erste Mal in die Berufsschule nach Hechingen. "Ich denke die Berufsschule wird noch mal eine Herausforderung – da wird weniger Rücksicht genommen", vermutet Maximilian Bess.

Wegbegleiter erleichtern ihm den Alltag

Um ihm den Alltag in Deutschland, im Betrieb und in der Schule zu erleichtern, steht ihm unter anderem Joachim Kaufmann zur Seite.

Der pensionierte Deutschlehrer hilft dem Flüchtling dabei, sich im Alltag fern von seiner Heimat zurechtzufinden. Beispielsweise unternehmen sie gemeinsame Ausfahrten durch die Region, bei denen Kaufmann seinem Schützling beispielsweise die Vorschriften im Straßenverkehr erklärt oder die regionalen Besonderheiten zeigt. Mehrere Stunden verbrachte das Gespann zwischen Lebensmittelregalen und übte die deutschen Begriffe der Waren. Schließlich gehört es auch zu Kesetes Aufgaben, den Kunden bei Fragen helfen zu können. "Integration kann funktionieren, wenn es viele Leute gibt, die sich Einzelpersonen annehmen", meint Kaufmann. Von dem jungen Eritreer hält der Pensionär viel: "Er wirkt immer fröhlich, er lacht oft. Das ist auch als Verkäufer sehr wichtig."

Nach Feierabend spielt der 21-Jährige gerne Fußball mit anderen Flüchtlingen oder macht Kraftsport. Kontakt zu seinen Eltern in Eritrea hält er über das Telefon. In Balingen möchte er vorerst bleiben, hier gefällt es ihm. Letztendlich wünscht er sich nur noch eine eigene Wohnung.