In Schieflage geraten: die Balinger Volksbankmesse. Foto: Maier

Nach dubiosen Vorgängen: Prüfer stellt Fehler bei Geschäftsbesorgung fest. Vergleich steht, Versicherung bezahlt.

Balingen - Die dubiosen Vorgänge rund um die volksbankmesse Balingen und deren Beziehung zur Stadt Balingen sind seit Dienstagabend zumindest auf dem Rechnungspapier erledigt. Damit sich Ähnliches nicht wiederholt, wird der Stadthallengeschäftsführung künftig genauer auf die Finger geschaut.

"Wir haben aus den Vorgängen einiges gelernt", sagte ein Stadtrat gestern gegenüber unserer Zeitung. Vor allem müsse es in Zukunft bessere Kontrollmechanismen bezüglich der Geschäftsbesorgung vonseiten des Stadthallenmanagements zugunsten der privaten Messegesellschaft geben. Ein erster Schritt in diese Richtung ist, dass Rechnungen für Leistungen von städtischen Mitarbeitern zugunsten der volksbankmesse künftig von der Kämmerei und nicht mehr von der Stadthallengeschäftsführung um Ulrich Klingler gestellt werden.

Wie berichtet, hatte es in dieser Hinsicht ganz offensichtlich gewisse Nachlässigkeiten gegeben, ein Stadtrat sprach von "Schludrigkeiten". Rechnungen wurden nicht für alle Leistungen gestellt, bisweilen auch zu spät. Das kam im Zuge der Verhandlungen zwischen der Stadt und der Messegesellschaft um den möglichen Kauf der volksbankmesse durch die Stadt ans Licht. Dass die Stadthallengeschäftsführung Fehler gemacht hat, ist auch in einem Gutachten festgehalten, dessen Ergebnisse am Dienstagabend dem Gemeinderat präsentiert wurden; eine weiße Weste stellten die Prüfer dagegen Oberbürgermeister Helmut Reitemann aus. Das wird diesen auch deshalb freuen, weil er damit aus der volksbankmesse-Affäre unbeschadet in den Wahlkampf starten kann; am 8. März 2015 sind OB-Wahlen in Balingen.

Die Folge der "Schludrigkeiten" war, dass der Stadt Geld flöten ging. Die Rede ist von einer Summe in Höhe von rund 100 000 Euro. Bereits im August hatten OB Reitemann und die Vertreter der Messegesellschaft, hinter der zehn namhafte Geschäftsleute aus der Region sowie die Volksbank Balingen stehen, einen Vergleich ausgehandelt: Die Gesellschaft zahlt demnach rund die Hälfte der nicht verjährten Forderungen (wir berichteten).

Diesen Vergleich segnete der Gemeinderat am Dienstagabend ab – dies in der Gewissheit, dass für den überwiegenden Rest der Summe – mit Ausnahme eines sogenannten Selbstbehalts – die Württembergische Gemeindeversicherung (wgv) aufkommt. Die Stadt hat, das ist so üblich, ihre Mitarbeiter bei der wgv für den Fall versichert, dass sie Mist bauen und der Stadt dadurch ein Schaden entsteht.

Durch den Vergleich und die wgv-Leistung könne man meinen, dass (mit Ausnahme des Selbstbehalts in geringer vierstelliger Höhe) finanztechnisch aus Sicht der Stadt am Ende kein Schaden mehr geblieben ist – und somit alles "Friede, Freude, Eierkuchen" sei, sagte ein Stadtrat. Genau vor dieser Sicht der Dinge aber warne er: "Wir sollten nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre." Fest stehe, dass das Verhalten der Stadthallengeschäftsführung nicht korrekt gewesen sei.

Der Stadtrat sagt auch: Wenn es die Absicht der Messegesellschaft, die volksbankmesse (zu einem stolzen Preis) an die Stadt zu verkaufen, nicht gegeben hätte, und wenn der Gemeinderat nicht so hartnäckig auf die penible finanzielle Darstellung der Situation gedrängt hätte, dann wäre dieses Fehlverhalten wohl nicht ans Licht gekommen. Insofern sei es dringend erforderlich gewesen, die neuen Kontrollmechanismen zu installieren.

Öffentlich geredet wurde über die Vorgänge rund um die volksbankmesse bisher nicht. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und den Vertretern der Messegesellschaft fanden über Monate allesamt in diskretem Rahmen sowie in nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderats statt. Nachdem nun zumindest dem ersten Anschein nach alles erledigt ist, hat OB Reitemann eine Erklärung angekündigt; diese soll laut Rathaussprecher Jürgen Luppold wohl heute veröffentlicht werden.

Der Verkauf der volksbankmesse an die Stadt ist mittlerweile kein Thema mehr. Der Betrieb läuft weiter wie gehabt, das Stadthallenmanagement kümmert sich weiterhin über den Geschäftsbesorgungsvertrag um die Belegung und den Betrieb der Halle. Als nächste große Veranstaltung steht Mitte Oktober "BW-Musix" an – von den Misstönen der vergangenen Monate wird dabei nichts zu hören sein.