Die Unholda wird von den Landsknechten dingfest gemacht, Oberrichter Otto Moser verliest die Anklage. Der Obernheimer Teufel – Christoph Gehring – hatte das Geschehen und die stattliche Zuschauerkulisse stets aufmerksam im Blick. Foto: Weiger

"Bolanes" in Schömberg und Hexenprozess in Obernheim sind Höhepunkte der "fünften Jahreszeit".

Obernheim/Schömberg - Das Hohe Gericht in Obernheim kennt keine Gnade: Die Unholda Moserin endete für ihre Umtriebe in den lodernden Flammen. Die Schömberger Narren haben hingegen bewiesen, dass die Stauseestadt zu Recht "Stadt der tanzenden Narren" heißt.

Freud und Leid lagen – wie so oft im Leben – im "Hexenneschd" Obernheim eng beieinander. Während die riesige Hexenschar beim Umzug fröhliche Urständ’ feierte, kam die Unholda nicht ganz so gut davon. Denn das Hohe Narrengericht, Oberrichter Otto Moser sowie seine beiden Richter Helmut Gehring und Jürgen Dreher, kannte angesichts von Unholdas stattlichem Strafenregister keine Gnade. Die Angeklagte im Hexenhäs habe frech das Vieh verhext, befanden die Richter. Darüber hinaus habe sie recht enge Verbindungen zu Teufel gepflegt – und das im gläubigen Obernheim. Es kam also, wie es kommen musste. Unholda sollte in den Flammen enden.

Keine ihrer Hexenfreundinnen konnte ihr helfen, so laut die umtriebige, ortsbekannte Hexe auch heulen und klagen mochte. Selbst die tapferen Männer des Wehinger Fanfarenzugs bat sie gar grausig jammernd um Hilfe – doch nicht einmal deren Intervenieren half. Die Landsknechte griffen durch, wenngleich das gar nicht so leicht war, denn die anderen Hexen standen der Angeklagten nach Kräften zur Seite. Der Obernheimer Teufel indes hielt seine Hexen im Zaum und bewachte die Szenerie aufmerksam. Und nicht nur er: Viele hundert Gäste verfolgten das Spektakel rund ums Rathaus. Parkplätze waren in Obernheim Mangelware.

Dem Hexenprozess war ein Umzug mit zahlreichen farbenfrohen Gruppen, Musikensembles, Zünften und Motivwagen vorausgegangen. Die Gäste staunten über den großen Einfallsreichtum der Narren. Den letzten formellen Akt übernahm am Spätmittag die Obernheimer Feuerwehr. Sie löschte umsichtig Unholdas Flammen. Denn auch in einem "Narrenneschd" muss alles seine Ordnung haben.

Wieder einmal waren am Fasnetssonntag auch in Schömberg fast 800 Hästräger beim traditionellen Umzug und dem anschließenden "Bolanes" dabei. Neben Stadtkapelle und Jugendkapelle hatten die Musikvereine Ratshausen und Zimmern unter der Burg den Narren den Schömberger Narrenmarsch geblasen. Weit mehr als 1000 Zuschauern wurden die Formationen des "Bolanes", der Schömberger Narren-Polonaise, vorgeführt. Auch die farbenfrohen Kleidle der Fransennarren waren ein echter Blickfang. Unter den Ehrengästen war auch der "Viertel-Schömberger" Fasnetsprofessor Werner Mezger.