Bekommt Ukraine- und Nahost-Krise zu spüren: die Metall- und Elektroindustrie in der Region. Symbolfoto: Kleinschmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Ergebnis einer Umfrage der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen zeigt: Die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibt unsicher

Balingen/Reutlingen. Die Metall- und Elektroindustrie in der Region Neckar-Alb und Nordschwarzwald erwartet im kommenden Jahr eine schwächere Entwicklung der Konjunktur.

Laut Umfrage der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen rechnen gerade mal etwas mehr als ein Viertel der Betriebe mit mehr Aufträgen, knapp die Hälfte geht von gleichbleibendem Niveau aus. Ähnlich zurückhaltend fielen die Antworten bei den Umsatzerwartungen aus: Im Vergleich zum Vorjahr planen nur noch halb so viele mit höheren Umsätzen, zudem gehen fast doppelt so viele von einer Stagnation aus.

"Die Dynamik hat sich deutlich verlangsamt. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibt unsicher", sagte Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall und der Bezirksgruppe Reutlingen, am Montag in Balingen.

Vor allem die prognostizierte Entwicklung der weltweiten Märkte sei ein Indiz zu mehr Vorsicht. Für 2015 seien alle Regionen schlechter eingeschätzt worden.

"Die Ukraine-Krise und die instabile Lage im Nahen Osten belasten unsere Betriebe", sagte Wolf. Negative Tendenzen zeichnen sich auch bei der Beschäftigungsentwicklung ab: Knapp ein Drittel erwartet einen Rückgang, nur 21 Prozent rechnen mit einer Steigerung.

Der bisherige Geschäftsverlauf 2014 sei für die Metallbetriebe aber weitgehend zufriedenstellend. Mehr als 40 Prozent schrieben vollere Auftragsbücher. Steigende Umsätze verbuchten 50 Prozent der Befragten. Jedoch verzeichnete ein Viertel keine Verbesserung, ein weiteres Viertel sogar weniger Umsatz.

Positiv sei, dass Kurzarbeit bisher kaum eine Rolle spiele: "Wenn die Dynamik aber weiter nachlässt, wäre es hilfreich, wenn Politik, Arbeitsagenturen und Betriebe Vorsorge getroffen hätten, um ähnlich wie 2008/09 entsprechende Regelungen in Kraft setzen zu können." Positive Ergebnisse meldete Wolf bei den Investitionen: Die Mehrheit wolle das Investitionsvolumen beibehalten; ein Drittel sagt sogar höhere Investitionen voraus. Insgesamt sei die Entwicklung aber hinter den Prognosen zurückgebelieben.

Unverständnis äußerte Wolf über die Forderung der IG Metall nach einer Bildungsteilzeit, die von den Arbeitgebern bezuschusst werden soll: Es gebe viele Gestaltungsspielräume, um Weiterbildung zu ermöglichen. Diese würden aber nicht ausreichend genutzt.

Mehr Teilzeitansprüche seien ohne Ausgleichsmöglichkeiten für Betriebe nicht sinnvoll. Bei einer Fortführung der Altersteilzeit müsse berücksichtigt werden, dass ein genereller Anspruch für alle Beschäftigten nicht mehr zeitgemäß sei.

Gastredner in der Mitgliederversammlung der Südwestmetall-Bezirksgruppe war Wolfgang Clement, Ministerpräsident und Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit a.D. Er sprach über die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa.